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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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Gespräch mit Katharina war ich unendlich erleichtert. Die Anspannung wich einer bleiernen Müdigkeit, meine Beine fühlten sich an, als hätten sie Zahnschmerzen. Ich holte mein Kissen aus dem Schlafzimmer und kuschelte mich aufs Sofa. Aus der Nachbarwohnung hörte ich dumpfe Bässe von
Linkin Park
. Es hatte etwas Tröstliches und ich fühlte mich nicht so allein. Nach wenigen Sekunden schlief ich ein.

18. Kapitel |
Donnerstag
    I am a poor wayfaring stranger
travelling through this world of woe,
there’s no sickness, toil or danger
in that bright land to which I go
.
    Yes, I’m going over Jordan
just going, no more to roam,
only going over Jordan,
just a going to my home
    Am nächsten Morgen war mein Schlafanzug völlig durchgeschwitzt, aber die Gliederschmerzen waren weg. Ich hatte zwölf Stunden durchgeschlafen. Hervorragend! Ich war über den Berg. Meine Augen glänzten noch etwas, als ich in den Spiegel sah, und der Hals schmerzte nach wie vor, aber das würde sich bestimmt im Laufe des Tages legen. Ich war in Hochstimmung. Dorle würde wieder gesund werden und ich unterhielt wieder diplomatische Beziehungen zu Leon. Ich duschte und aß zum Frühstück die Pizza, die ich am Vorabend verschmäht hatte.
    Eine gute Stunde später war ich bei Dorle. Auf ihrem Beistelltischchen sah ich die Rosen. Komisch. Da stand nicht nur, wie von Katharina angekündigt, ein Strauß langstieliger roter Rosen, sondern zwei. Die beiden Sträuße sahen aus wie Zwillinge und verliehen dem nüchternen Krankenhauszimmer einen Hauch von Garderoben-Atmosphäre einer Hollywood-Diva. Von Hermännle hatte sie bestimmt keine Rosen. Wenn überhaupt, dann brachte der ihr eine Flasche Klosterfrau Melissengeist oder Doppelherz mit oder ein Kreuzworträtselheft. Vielleicht war Mutter dagewesen? Zu ihr hätten die Blumen gepasst.
    Dorle lag mit geschlossenen Augen in den Kissen, genau wie gestern.
    »Dorle. Bist du wach?«
    Mühsam öffnete sie die Augen. Mein Herz machte einen Hupfer.
    »Dorle«, flüsterte ich.
    »Mei Mädle«, antwortete sie. Sie sprach undeutlich. Die Augen fielen ihr wieder zu.
    »Dande Dorle, bitte, du darfst nicht sterben. Ich brauch dich noch.«
    Mit großer Anstrengung öffnete sie die Augen wieder. »Wann i ganga muss, des woiß bloß oiner. Ond uff mein Gottfried frai i mi. I däd di bloß gern versorgt wissa.«
    Tränen stiegen mir in die Augen. »Mach dir bloß keine Sorgen um mich. Ich komme schon klar. Hauptsache, du wirsch gsond.« Vor lauter Emotionen fiel ich ins Schwäbische.
    »Woisch, Mädle, wichdig isch net, ob oiner Bicher liest, wichdig isch, ob oiner a rechder Kerle isch.« Sie schloss erschöpft die Augen. Atmete sie überhaupt noch? Panik überflutete mich. »Lieber Gott, lass sie nicht sterben, bitte lass sie nicht sterben ...«
    Ich lief auf den Krankenhausflur und irrte dort eine Weile herum, bis ich eine Schwester aus einem anderen Zimmer treten sah.
    »Bitte, könnten Sie mal kurz nach meiner Großtante schauen?«
    Die Schwester sah mich an und lächelte milde, als wollte sie sagen, schon wieder so eine hysterische Angehörige. Sie folgte mir in Dorles Zimmer.
    »Keine Sorge. Sie ist eingeschlafen. Hat sie gesprochen?«
    »Ja, aber sehr undeutlich.« Die Schwester nickte.
    »Trotzdem. Dass Sie sie überhaupt verstanden haben, ist ein sehr gutes Zeichen. Sie sollten jetzt gehen.«
    »Ist heute ein Arzt da?«
    »Vorher saß einer in der Kaffeeküche.«
    Am Tisch des Schwesternzimmers saß ein Pfleger mit einem sehr runden Gesicht, einer Glatze, einem goldenen Kreolen-Ohrring und sehr buschigen, fast weißen Augenbrauen. Abwesend nagte er an einer Butterbrezel. Er war nicht besonders groß, aber auffallend muskulös gebaut und erinnerte mich an jemanden, ich wusste nur nicht, an wen. Ich klopfte an die offene Tür.
    »’tschuldigung. Können Sie mir sagen, wo ich einen Stationsarzt finde?«
    »Sie haben ihn gefunden. Haben Sie sich einen Arzt anders vorgestellt? Ich weiß, dass ich nicht aussehe wie Dr. Ross in
Emergency Room
. Ehrlich gesagt kenne ich keinen Arzt, der aussieht wie George Clooney. Und Georgie-Boy arbeitet vermutlich auch keine 48 Stunden am Stück und kriegt dafür auch noch ein mieses Gehalt. Wenn ich soviel Knete hätte wie der, würde ich auch ein paar Euro für Darfur zur Seite legen.«
    Ich wurde rot.
    »Tut mir leid. Ich bin nicht so oft in Krankenhäusern. Es wäre nett, wenn Sie mir etwas zu meiner Großtante sagen könnten. Dorothea Praetorius. Sie ist vorgestern Abend mit

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