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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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einem Schlaganfall eingeliefert worden.«
    »Soll ich Ihnen die Wahrheit sagen?«
    »Ja, bitte.«
    »Die volle, ungeschminkte Wahrheit?«
    Ich schluckte und machte mich auf das Schlimmste gefasst.
    »Sie ist auf der Stroke Unit sehr schnell versorgt worden, das war ein großes Glück, und es war kein besonders schwerer Schlaganfall. Und was ich jetzt sage, ist nicht für die Presse bestimmt: Die Alte hat einen Kreislauf wie ein Renngaul, ist hart wie Kruppstahl und wenn sie nicht überfahren wird, müssen Sie sich was einfallen lassen, wenn Sie dringend an ihr Erbe wollen. Die geht noch nicht so schnell übern Jordan. Morgen wird sie auf die normale Station verlegt, und ich schätze mal, nach ein paar Wochen Reha ist die Alte wieder ganz die Alte.«
    Ich strahlte ihn an.
    »Vielen Dank. Und ehrlich gesagt finde ich, dass Sie sehr interessant aussehen, auch wenn Sie nicht George Clooney sind.« Ich bekam einen Hustenanfall.
    Der Arzt grinste.
    »Mein Spitzname ist Meister Proper, das war der Held meiner Kindheit. Übrigens sehen Sie auch ohne Diagnose von Dr. Proper aus, als ob Sie ins Bett gehören. Ihre Augen glänzen ja ganz fiebrig. Da sollten Sie eigentlich auch nicht hierher auf Station kommen.«
    »Ich fühle mich auch nicht besonders.«
    »Dann marsch ins Bett. Und machen Sie sich keine Sorgen um ihre Tante. Rufen Sie an, wenn etwas ist.«
    Ich fuhr zurück nach Hause, sprach Katharina einen kurzen Lagebericht aufs Band und teilte Lila auf ihrem AB mit, dass ich gerade ins Fieber-Delirium fallen würde, sie sich also nicht wundern sollte, wenn ich mich nicht meldete. Seit der Pizza hatte ich nichts gegessen, aber ich war auch vollkommen appetitlos.
    Im Schlafzimmer herrschte nach wie vor Gefrierschrank-Temperatur. Im Sommer, wenn im dichtbebauten Stuttgarter Westen nachts die Hitze stand und sich kein Lüftchen regte, war mein Schlafzimmer wunderbar, zumal man dort den stetig fließenden Verkehr nicht hörte. Die meisten West-Bewohner hatten dann tiefe Ringe unter den Augen, weil sie nachts nicht schlafen konnten, es sei denn, sie legten sich eine Luftmatratze in den asphaltierten Hinterhof. Im Winter dagegen war mein Schlafzimmer nicht gerade der ideale Ort, um eine Erkältung loszuwerden. Ich drehte meinen alten Gas-Einzelofen im Wohnzimmer hoch, legte mich wieder aufs Sofa, stopfte mir Ohrenstöpsel in die Ohren, um die auf der Reinsburgstraße vorbeidröhnenden Lastwagen nicht zu hören, und fiel sofort in einen tiefen Schlaf.
    »Dr. Ross, wie geht es meiner Tante?« Dr. Ross saß in einem schwarzen Anzug am Tisch in der Kaffeeküche, trank eine Tasse
Nespresso
und lächelte mich mit leicht hochgezogenen Augenbrauen von unten an. Meine Knie wurden schwach.
    »Ich werde Ihnen die Wahrheit sagen. Aber Sie müssen jetzt sehr stark sein.«
    Ich schwankte. Dr. Ross sprang auf. Mit zwei Schritten war er bei mir, seine starken Arme umfingen mich, ich sah nur noch seine Lippen, oooh, diese sexy Lippen ...
    »Line!«
    Plötzlich sah Dr. Ross nicht mehr aus wie George Clooney. Er sah aus wie Meister Proper. Igitt! Ich wollte Meister Proper nicht küssen!
    »Wach auf, Line!«
    Ich fuhr hoch.
    »Lila!«, krächzte ich. »Mein Gott, hast du mich erschreckt!« Ich fiel zurück in die Kissen. Lila sagte etwas. Ich verstand kein Wort. War ich so krank, dass ich taub geworden war? Dann fielen mir die Ohrstöpsel ein.
    »Du hast im Schlaf gestöhnt! Und obwohl ich gebrüllt habe, hast du nicht reagiert!«
    »Ich hatte Stöpsel in den Ohren! Und natürlich habe ich gestöhnt! Ich wollte gerade George Clooney küssen! Und ausgerechnet in dem Moment musst du mich wecken! Das war wahrscheinlich die einzige Chance meines Lebens, George Clooney zu küssen! Und wer weiß, was zwischen uns noch alles passiert wäre!«
    Lila sah ein bisschen beleidigt aus. »Na hör mal, da eilt man, kaum hat man deine ersterbende Stimme auf dem AB vernommen, ans Krankenbett, um dich aufopfernd gesund zu pflegen ...«
    Sie legte mir die Hand auf die Stirn.
    »Wie fühlst du dich? Du bist ja ganz heiß. Hast du ein Fieberthermometer?«
    »Nein.«
    Lila marschierte aus dem Zimmer.
    »Sag mal, dein Arzneischrank ist ja total leer!«, brüllte sie aus dem Bad.
    »Den hab ich ja auch ausgemistet«, murmelte ich.
    »Du bist wirklich hoffnungslos. Was würdest du in einem medizinischen Notfall machen?« Lila stand wieder vor mir, die Hände in die Seiten gestemmt.
    »Keine Ahnung. 88 88 88 88 anrufen?«
    »Das ist die Neckar-Taxi GmbH!«
    »Wie bist du

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