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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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sie wissad’s no ned so gnau. Mr muss abwarta, saged se. Mr woiß no net, ob was zrickbleibt, saged se. I han heid a wichdigs Miding, i ka mi ned kimmra.«
    Er gab mir die Zimmernummer auf der Schlaganfallstation. Ich versprach, gleich hinzugehen und ihm und Katharina anschließend Bescheid zu geben. Sie wollte Dorle abends ein paar Sachen von zu Hause bringen, Nachthemden und was man eben so im Krankenhaus brauchte. Es lag mir auf der Zunge, nach Olga zu fragen. Dann ließ ich es doch lieber bleiben.
    Ich zog mich rasch an. Auf meinen Knien hatten sich mehrfarbige Blutergüsse gebildet und von den neuen Stiefeln hatte ich Blasen an den Fersen. Meine Nase lief und ich nieste in einem fort. Natürlich hatte ich mich gestern Abend erkältet, aber das war jetzt völlig nebensächlich. Ich kippte einen Kaffee hinunter, wickelte einen dicken Schal um den Hals, schlüpfte in meine Daunenjacke, steckte mir drei Packungen Tempos in die Taschen und machte, dass ich zur S-Bahn kam. Unterwegs kaufte ich rasch zwei Laugenwecken. Ich hatte das absurde Gefühl, je früher ich bei Dorle war, desto besser waren ihre Überlebenschancen.
    Am Hauptbahnhof stieg ich in die U-Bahn um und fuhr noch eine Station bis zur Türlenstraße. Von dort aus war es nicht weit zum Bürgerhospital. An der Pforte erfuhr ich, dass Dorle von der Stroke Unit auf die normale Station verlegt worden war. Das war doch sicher ein gutes Zeichen.
    Es dauerte eine Weile, bis ich das richtige Stockwerk fand. Dorle lag in einem Drei-Bett-Zimmer. Die beiden Betten neben ihr waren leer. Ihre schlohweißen Haare lagen wie ein Glorienschein auf dem Kopfkissen. Obwohl sie, wie der Schwabe sagt, gut beinander war, wirkte sie in dem Krankenhaushemd seltsam schmal und zerbrechlich. Ihre rechte Gesichtshälfte war verzerrt und ihre Augen waren geschlossen. Eine Hand hing an einem Tropf. Die andere streichelte ich sanft. Trotz der vielen körperlichen Arbeit war die Haut weich. Sie rieb ihre Hände immer mit einer selbst gemachten Ringelblumensalbe ein.
    »Dorle. Ich bin’s, Line. Dorle. Kannst du mich hören?«
    Dorle rührte sich nicht.
    Nach einer Weile stand ich auf. Auf dem Flur traf ich eine Krankenschwester, die im Paralympics-Tempo einen leeren Rollstuhl vor sich herschob. Ich eilte ihr hinterher.
    »Entschuldigen Sie bitte, ich würde gerne einen Arzt sprechen.«
    »Wenn Sie einen finden. Vielleicht ist grad einer im Pausenraum da hinten. Ansonsten versuchen Sie es später telefonisch.« Ohne anzuhalten zog sie ein Telefonkärtchen aus dem weißen Kittel und drückte es mir in die Hand.
    Der Pausenraum war leer, auch wenn die blubbernde Kaffeemaschine darauf hindeutete, dass es hier grundsätzlich Leben geben musste. Ich ging zurück zu Dorle. Ihr Zustand war unverändert. Ich blieb noch ein Weilchen bei ihr sitzen und wusste nicht so recht, was ich tun sollte. Vielleicht war das ja bei einem Schlaganfall wie bei Komapatienten und sie konnte mich hören? Also erzählte ich ihr alle möglichen Dinge aus meiner Kindheit, was mir eben gerade so einfiel. Wie sie im Herbst in ihrem Garten das heruntergefallene Laub angezündet und über dem Feuer mit uns Mädchen Stockbrot gebacken hatte. Wie sie uns die Briefe Gottfrieds von der Front vorgelesen hatte, die immer gleich endeten, so dass wir die Schlussformel immer mitgesprochen hatten: »... Ich befehle dich, mein liebes Dorle, und deine ganze Familie unserem lieben Heiland Herrn Jesus Christus an, und vertraue darauf, dich bald wohlbehalten in die Arme schließen zu dürfen.« Wie sie uns gezwungen hatte, mit ihr
Geh aus mein Herz
zu singen, alle Strophen. Irgendwann kamen mir die Tränen. Sie vermischten sich mit dem, was aus meiner laufenden Nase kam und ich fand, es war nun Zeit zu gehen.
    Der Pausenraum war immer noch leer. Die Kaffeekanne ebenfalls. Ich hatte den Arzt wohl gerade verpasst.
    Ich fuhr nach Hause und rief meinen Vater an. Er war in seinem Meeting und ich hinterließ eine Nachricht bei seiner Sekretärin. Katharina versprach, sich nach ihrem Besuch zu melden, wenn sie einen Arzt aufgetrieben hatte.
    Es war erst halb zwei. Eigentlich war es höchste Zeit, sich mal wieder um Bewerbungen zu kümmern. Ich musste aber alle drei Minuten meine Nase putzen, mein Kopf war viel zu schwer für meine Halswirbelsäule und meine Gedanken kreisten abwechselnd um Dorle und um Eric. Nach einem kurzen, erholsamen Mittagsschlaf würde ich mich sicher besser fühlen. Ich stellte für alle Fälle den Wecker, fiel sofort

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