Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
abgeschnitten worden.
Nur das Ticken der Uhr war im Zimmer zu hören, ansonsten war es still. Kaja saß schweigend auf dem Bett und starrte Laura ungläubig an. Sie schien nicht fassen zu können, was die Freundin ihr und Lukas gerade erzählt hatte. Immer wieder schüttelte sie den Kopf, als wolle sie sich versichern, dass sie nicht träumte. Schließlich holte sie eine Tafel Schokolade aus der Schreibtischschublade, brach ein Stück davon ab und steckte es sich gedankenverloren in den Mund.
Lukas lehnte mit dem Rücken an Lauras Schrank, hatte die Stirn in Falten gezogen und war in tiefes Nachdenken versunken.
Endlich brach Kaja die Stille. Sie wandte sich an Laura, die auf ihrem Schreibtischstuhl saß und vor sich hin grübelte. »Der Hüter des Lichts muss also wirklich sterben, wenn du diesen Kelch nicht findest?«
Laura hob den Kopf und sah ihre Freundin mit ernster Miene an. »Ja. Und Professor Morgenstern auch. Das Schicksal der beiden ist untrennbar miteinander verknüpft. Nur das Wasser des Lebens kann sie retten. Das Schlimme ist nur, dass die Zeit langsam knapp wird. Mir bleiben nur noch wenige Tage, um den Kelch der Erleuchtung zu entdecken.«
»Warum das denn?«
»Weil der Kelch noch nach Aventerra gebracht werden muss, deshalb. Allerdings geht das nur durch die magische Pforte, die unsere Erde mit Aventerra verbindet.«
»Ja und? Wo ist das Problem?« Wieder verschwand ein Stück Schokolade in Kajas Mund.
»Ganz einfach - diese magischen Pforten stehen nur in den Nächten der großen Sonnenfeste offen. Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Das nächste Sonnenfest ist die Wintersonnenwende am einundzwanzigsten Dezember. Danach schließen sich die Pforten wieder, und bis zum Ostara-Fest im März kann niemand mehr nach Aventerra gelangen - oder umgekehrt. Bis dahin aber ist der Hüter des Lichts vermutlich längst tot. Und Professor Morgenstern auch.«
Kaja hörte auf zu kauen. Offenbar war ihr der tödliche Ernst der Lage endlich aufgegangen.
Es war still in dem kleinen Internatszimmer, und die Sekunden tröpfelten dahin.
»Theoretisch ist das durchaus möglich«, meldete sich Lukas schließlich zu Wort.
Seine Schwester schaute ihn verwundert an. »Was?«
»Dass Aventerra existiert und man Traumreisen machen kann - beides ist nach den Erkenntnissen der modernen Physik durchaus möglich, wenn ich mich nicht täusche. Ich erinnere mich, eine Abhandlung von Stephen Hawking gelesen zu haben, der die Meinung vertritt, es könnten bis zu zehn Universen parallel zueinander existieren, womit auch Gegenwart und Vergangenheit gleichzeitig -«
»Lukas!«, fiel Laura ihm scharf ins Wort. »Ich brauch deine wissenschaftlichen Erklärungen nicht! Und die von diesem Hawdingsbums, oder wie immer er heißt, erst recht nicht. Ich weiß auch so, dass das stimmt! Ich hab es nämlich am eigenen Leibe erlebt, verstehst du!«
»Schon gut, schon gut!«, wehrte Lukas ab. »Ich bezweifele das doch gar nicht. Ich hab nur nach einer rationalen Erklärung gesucht für diese - wie du selbst zugeben musst - außergewöhnlichen Phänomene!«
»Phäno-was?« Kaja schaute ihn mit gerümpfter Nase an.
»Phänomene - du Spar-Kiu«, erklärte Lukas geduldig. »So bezeichnet man eine mit den Sinnen wahrnehmbare Erscheinung.« Aber dann konnte er es doch nicht lassen, einmal mehr den Professor herauszukehren. »Und falls es dich interessieren sollte: Die Phänomenologie ist die Beschreibung von sinnlich wahrnehmbaren Gegebenheiten, während der Phänomenalismus lehrt, dass alle Dinge nur so beschrieben werden können, wie sie erkannt werden.«
»Ah jaa?«, sagte Kaja gedehnt und verdrehte genervt die Augen.
Lukas tat so, als bemerke er das nicht, und wandte sich an seine Schwester. »Warum bist du so sicher, dass die Schwarzen Ritter Papa nach Aventerra verschleppt haben?«
»Das liegt doch auf der Hand, Lukas: Wahrscheinlich hat er beobachtet, wo sie den Kelch versteckt haben. Deshalb mussten sie sichergehen, dass er das Versteck nicht verraten kann. Außerdem mussten sie verhindern, dass er mich zum Wächter ausbildet. Normalerweise sind es nämlich immer die Eltern, die für die Ausbildung und Erziehung zuständig sind.«
»Und warum haben sie ihn nicht einfach -«
Lukas brach ab, weil er es nicht fertig brachte, das schreckliche Wort auszusprechen. Aber dann zwang er sich doch dazu. »Warum haben sie ihn nicht einfach getötet?«, flüsterte er heiser.
Laura schluckte. »Das hab ich mich natürlich auch schon
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