Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
in den Arm und schaute sie vorwurfsvoll an.
»Hey!«, sagte er. »Du kannst doch jetzt nicht einfach abhauen!«
Laura biss sich auf die Lippen. Natürlich, dachte sie. Natürlich hat er Recht. Ich kann ihn und Kaja jetzt nicht einfach ohne Erklärung zurücklassen.
Sie wandte sich an Magda. »Kannst du mir einen Gefallen tun?«
Magda zog abwartend die Schultern hoch. »Kommt drauf an.«
»Könntest du zu Percy in die Turnhalle gehen und ihm sagen, dass ich eine Viertelstunde später komme?«
»Was?«, fragte Magda und machte ein empörtes Gesicht, als habe Laura sie aufgefordert, in eiskaltes Wasser zu springen. »Wie stellst du dir das denn vor, zum Geier? Es ist schweinekalt draußen - da frier ich mir doch sonst was ab!«
Das war nicht einmal eine Ausrede. Es war ziemlich kalt geworden, und Magda trug nur ein dünnes Sweatshirt. Sie brauchte etwas Wärmeres, wenn sie zu Percy gehen sollte.
»Zieh doch einfach meinen Anorak über!«, schlug Laura vor.
Magda blickte auf Lauras roten Stepp-Anorak, der an einem Bügel am Schrank hing. Dann schaute sie Kaja fragend an.
Die nickte ihr aufmunternd zu und sagte: »Bitte, Magda, wir haben noch was zu klären!«
Obwohl Magda eigentlich wenig Lust hatte, sich in die Kälte zu begeben, ließ sie sich breitschlagen. »Okay!«, sagte sie, aber in ihrer Stimme lag wenig Begeisterung. Sie zog den Anorak über und ging zur Tür. »Bis gleich!«
Als Magda das Zimmer verlassen hatte, begann Laura zu erzählen. Sie weihte sie ein in das große Geheimnis, das unsere Welt zusammenhält und die Erde und Aventerra, den ältesten der uralten Planeten, miteinander verbindet. Sie erzählte vom Hüter des Lichts und vom Fürsten der Dunkelheit; von den Kriegern des Lichts und den Herren der Finsternis; von den Wächtern und den Dunklen; vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse; und von der besonderen Aufgabe, die ihr selbst zugedacht war.
A larik konnte den Schwefelsumpf seit Einbruch der Dunkelheit riechen. Der Gestank nach faulen Eiern wurde mit jedem Tritt des Ponys schlimmer. Der Knappe folgte einem schmalen Pfad, der durch feuchte Wiesen führte und immer morastiger wurde. Der Braune war schweißnass und schnaubte vor Anstrengung. Er war in den Schritt gefallen. Seine Hufe verursachten jedes Mal schmatzende Laute, wenn sie sich vom schlammigen Untergrund lösten.
Als Alarik eine Gruppe von Weiden und Erlen hinter sich gelassen hatte, hielt er das Pony an. Der Schwefelsumpf lag direkt vor ihm. Der Gestank nahm ihm fast den Atem. Die Wolke aus Schwefeldämpfen und giftigen Gasen, die wie eine Drohung über dem Sumpf hing, schimmerte schmutzig gelb in der Dunkelheit.
Plötzlich glaubte Alarik in der Ferne ein kleines Licht zu erkennen. War da vielleicht jemand im Sumpf? Doch augenblicklich verlosch das geheimnisvolle Leuchten, um wenig später an anderer Stelle wieder aufzuscheinen.
Alarik schauderte es, denn er wusste, was es mit dem Lichterspuk auf sich hatte: Es waren die Sumpfgeister, die danach trachteten, jeden, der in ihr Reich eindrang, vom rechten Weg abzubringen und in die Irre zu führen. Was für die Ärmsten, die auf die Lichtzeichen hereinfielen, den sicheren Tod bedeutete. Doch Alarik würde den Verlockungen der Sumpfgeister nicht erliegen, schließlich hatte Silvan ihn oft genug vor ihnen gewarnt.
Der Knappe kniff die Augen zusammen und suchte die verkrüppelte Trauerweide, von der der Waldläufer ihm erzählt hatte. Dort begann der einzige Pfad, der sicher durch den Sumpf führte. Endlich entdeckte der Junge den Baum. Er erkannte ihn sofort, denn der Blitz hatte den Stamm in zwei Hälften gespalten. Die eine war verdorrt und abgestorben, während die andere gedieh, als sei nichts geschehen, und kräftige Äste und saftige Blätter trug.
Alarik stieg aus dem Sattel und band das Pony an einer Erle fest. Er achtete darauf, dass der Braune genügend Freiraum hatte, sodass er grasen und sich von den Strapazen des Rittes erholen konnte, während er selbst sich zur Dunklen Festung aufmachte. Er fuhr durch die zottelige Mähne und tätschelte ihm den Hals. »Mach's gut, Brauner!«
Das Pony hob den Kopf, schnaubte zweimal und sah dem Knappen nach, der vorsichtig auf die Trauerweide zu schritt. Ihre Äste hingen bis auf den Boden herab und bildeten ein Dach aus Laub und Zweigen.
An ihrem dicken Stamm hielt Alarik an und strich bedächtig über die knorrige Rinde, als wolle er sich zum letzten Male eines festen Haltes versichern, bevor er sich in den Sumpf
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