Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
leises Zischen ertönte, und dann stieg Rauch aus dem schmalen Hals auf. Weißer Nebel! Mehr und mehr davon quoll daraus hervor und formte über der Öffnung eine kleine Wolke, die größer und größer wurde, bis der Nebel schließlich fast bis zur Decke reichte.
Mit großen Augen starrte Laura auf die undurchdringliche weiße Wolke. Lukas stand dicht neben ihr. Auch er war verblüfft und beobachtete voller Spannung das rätselhafte Geschehen. Kaja aber war hastig vom Stuhl aufgesprungen, hatte sich auf ihr Bett geflüchtet und sich in die äußerste Ecke verdrückt. Sie machte ein ängstliches Gesicht. Die Geschichte schien ihr nicht geheuer zu sein.
Da ertönte eine heiser flüsternde Stimme aus dem Nebel. Sie klang merkwürdig verhallt und schwang auf und ab im Ton. Noch viel merkwürdiger allerdings aber war ihre Ausdrucksweise.
»Was von mir Ihr wollt, Herrin - von mir Ihr wollt?«, fragte die Stimme, und es hörte sich an, als spreche sie ihr Echo gleich mit.
Laura warf Lukas einen überraschten Blick zu, doch der verzog nur ratlos das Gesicht.
»Ähm ... Wer ... wer bist du?«, fragte sie leise.
»Rauenhauch ich heiße, ein Flüsternder Nebel ich bin - Flüsternder Nebel ich bin!«
Ein freudiger Schimmer huschte über Lauras Gesicht, doch dann wurde sie wieder ernst. »Ein Flüsternder Nebel?«, wiederholte sie stirnrunzelnd.
»So es ist - es ist!«, wisperte die heisere Stimme aus dem Nebel. Sie klang unterwürfig. Fast demütig.
»Und was ist das, ein Flüsternder Nebel?«
»Uns Flüsternde Nebel schon seit Anbeginn der Zeiten es gibt - Zeiten es gibt. Unserem Herrn und Meister stets zu Diensten wir sind - Diensten wir sind, wann immer aus unserem Schlummer wir geweckt - Schlummer wir geweckt. Was für Euch ich tun kann, Herrin - für Euch ich tun kann?«
Laura war ratlos. Sie schaute den Bruder an, doch auch der zuckte nur mit den Schultern. Kaja schüttelte nur hastig den Kopf. Sie schien noch immer ziemliche Angst zu haben.
Da fiel Laura etwas ein. Mit freudiger Erwartung blickte sie auf die Nebelwolke. »Kannst du mir vielleicht sagen, wo ich den Kelch der Erleuchtung finde?«
Die Antwort kam ohne jedes Zögern. »Um Verzeihung ich bitten muss, Herrin, aber leider das ich nicht weiß - ich nicht weiß.«
»Nein?« Das hoffnungsvolle Lächeln auf Lauras Gesicht erlosch.
»Nein!«, flüsterte der Nebel. »Sonst noch einen Wunsch Ihr habt, Herrin - Wunsch Ihr habt?«
»Ähm«, stammelte Laura verwirrt. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Aber hör endlich auf, mich Herrin zu nennen!«
»Wenn Euer Wunsch es ist - Wunsch es ist«, wisperte der Nebel. »Dann wieder zurückziehen ich mich werde, Herrin - zurückziehen ich mich werde.«
Ein lautes Gähnen kam aus der Wolke. Erneut war ein leises Zischen zu hören, und der Flüsternde Nebel verschwand wieder in der Flasche. Fast hatte es den Anschein, als werde er von dem Fläschchen aufgesaugt. Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann war nicht mehr die geringste Spur von Rauenhauch zu erkennen. Dafür aber klang nun ein Schnarchen aus dem Inneren der Flasche. Ein deutlich vernehmbares Schnarchen, das erst verstummte, als Laura den Korken wieder in den Flaschenhals drückte.
Lukas schüttelte verwundert den Kopf und starrte verwirrt vor sich hin. Dann machte er einen Schritt auf seine Schwester zu. Sein Gesicht glich einem einzigen Vorwurf, und die Falte auf seiner Stirn war so tief wie nie zuvor. »Ich glaube, du bist uns jetzt wirklich eine Erklärung schuldig, Laura! Was läuft hier eigentlich ab?«
Auch Kaja rutschte hastig vom Bett, trat auf Laura zu und schaute sie finster an. »Lukas hat Recht - sag uns endlich, was los ist.«
Laura zögerte noch, aber dann wurde ihr klar, dass ihr keine andere Wahl blieb. Ich muss sie endlich einweihen in mein großes Geheimnis, kam es ihr in den Sinn, sonst ist es aus mit unserer Freundschaft!
»Also gut, hört zu.«
In dieser Sekunde klopfte es an die Tür.
Laura drehte sich überrascht um. »Ja?«
Die Tür wurde geöffnet, und Magda trat ins Zimmer. Als sie die drei Freunde erblickte, sah sie Kaja erstaunt an. »Bin ich zu früh?«, fragte sie. »Ich dachte, wir wollten >Tomb Raider< spielen, wenn Laura beim Fechttraining ist?«
Laura warf einen Blick auf die Uhr auf Kajas Nachttisch. »Oh, Mann, ist ja gleich sechs! Höchste Zeit für mich.«
Hastig zog sie die Schranktür auf und holte ihre Sporttasche heraus. Als sie nach ihrer Fechtmaske und dem Florett greifen wollte, fiel Lukas ihr
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