Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
Heulen der Sirenen bereits in der Ferne verklang. In Windeseile hatte es sich unter ihnen herumgesprochen: Irgendjemand hatte Magda Schneider überfallen und von der Brücke hinunter in den Burggraben gestoßen.
Aber wer? Wer würde so etwas Schreckliches tun?
Und vor allen Dingen - warum?
Wer hatte ein Motiv für diese grausame Tat? Niemand konnte sich einen Reim auf diesen rätselhaften Überfall machen, und bald machten die wildesten Spekulationen die Runde.
Attila Morduk wanderte mit finsterem Gesicht durch die Reihen der Ravensteiner. Dass diese sich um diese Zeit und in dieser Menge auf dem Burghof aufhielten, missfiel ihm ganz offensichtlich. »Jetzt aber endlich rein mit euch!«, blaffte er. »Hier gibt es nichts mehr zu glotzen. Es ist Zeit zum Abendessen! Jetzt macht schon!«
Widerwillig fügten sich die Internatszöglinge den Anweisungen des Hausmeisters. Murrend zogen sie sich in das Burggebäude zurück.
Nur Laura, Lukas und Kaja standen noch mit Percy Valiant zusammen. Erschüttert hatten die beiden aufgenommen, was Magda passiert war. Dabei hatte Magda bei allem Unglück noch Glück gehabt. Jedenfalls war Percy dieser Ansicht. Er war fest davon überzeugt, dass ihr Sturz tödlich gewesen wäre, hätte die dicke Laubschicht auf dem Boden des Burggrabens ihn nicht gedämpft. Auf einem härteren Untergrund hätte sich Magda mit Sicherheit das Genick gebrochen.
Ein ungeheuerlicher Gedanke!
Die Freunde schwiegen betreten. Kaja schaute den Sportlehrer ängstlich an. »Aber Magda wird doch wieder gesund, oder?«, fragte sie schließlich.
»Natürliisch. Der Notarzt 'at mir sein Wort verpfändet, dass ihre Verletzungen niischt lebensgefährliischer Natur sind. Allerdings wird es noch eine geraume Weile dauern, bis sie siisch wieder vollster Gesund'eit erfreuen kann.«
Kaja atmete erleichtert auf.
Laura hatte immer noch nicht so richtig begriffen, was geschehen war. Und natürlich beschäftigte sie die gleiche Frage wie alle anderen auch: Warum? Und warum Magda? Wer um alles in der Welt konnte ihr so etwas antun? Doch so sehr sie auch grübelte, sie fand keine Antwort darauf. Nachdenklich blickte sie Percy an.
»Sie hat etwas von einem Ritter gemurmelt, bevor sie ohnmächtig geworden ist, und -«
»Von einem Ritter?«, unterbrach Percy sie mit ungewohnter Schärfe in der Stimme und sah sie verwundert an.
»Ja. Was kann sie damit gemeint haben?«
Der Lehrer war sichtlich irritiert. »Iisch weiß es niischt. Keine Ahnung. Aber - vielleischt 'ast du diisch auch ver'ört, Laura?«
Doch Laura war sich sicher, dass sie richtig gehört hatte. Genauso, wie sie sich sicher war, dass Percy ihnen etwas verschwieg. Er hatte einen Verdacht und wollte nur nicht damit herausrücken.
Aber warum?
Laura wandte sich an Kaja und Lukas, ließ den Sportlehrer aber nicht aus dem Blick. »Ich verstehe einfach nicht, warum es ausgerechnet Magda getroffen hat. Ihr vielleicht?«
Percy zuckte nur kurz mit den Schultern, und Lukas schwieg.
Kaja pustete die Wangen auf und machte ein ratloses Gesicht. »Keine Ahnung«, sagte sie.
Plötzlich ging ein Leuchten über Lukas' Gesicht. »Ja, klar!«, rief er aus. »Der Anorak!«
Laura verstand nicht, was er meinte. »Der Anorak?«
Ihr Bruder nickte heftig. »Natürlich! Das ist doch logosibel. Magda hatte deinen Anorak an und wurde deshalb mit dir verwechselt. Sie hat eine ähnliche Figur wie du, und außerdem ist es ziemlich dunkel im Park.«
Verblüfft starrte Laura den Bruder an. Das ist doch nur eine Vermutung, dachte sie. Aber trotzdem -
»Eigentlich gehe sonst ich immer um diese Zeit zur Turnhalle«, sagte sie nachdenklich.
»Exaktenau!«, erwiderte Lukas. »Ein Indiz mehr für meine Theorie!«
Percy grübelte vor sich hin. Schließlich blickte er Laura mit ernster Miene an. »Ich fürschte, dein Bruder 'at der Wahr'eit Kern getroffen. Dieser abscheuliche Anschlag 'at diir gegolten, Laura, und niischt Magda!«
Laura war sprachlos. Dieser Gedanke war so ungeheuerlich, dass er ihr fast unwirklich vorkam. Ihr schwindelte leicht.
Das darf doch einfach nicht wahr sein!
Aber was fast noch schlimmer war: An ihrer Stelle hatte es jetzt Magda getroffen. Dabei hatte die mit der ganzen Sache nicht das Geringste zu tun!
Laura schluckte. Ihre Augen schimmerten feucht, als sie sich an Percy wandte. »Die arme Magda«, flüsterte sie. »Und alles nur meinetwegen. Wenn ich sie nicht gebeten hätte, dir Bescheid zu sagen, dann -«
»Niischt doch, Laura!«, unterbrach der
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