Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
immer schwerer an ihrer Hand.
Die Hunde preschten heran.
Laura konnte bereits ihr Hecheln hören und das Trommeln ihrer Pfoten. Sie mobilisierte ihre letzten Kräfte. »Schneller, Kaja!«, schrie sie, von Angst überwältigt. »So lauf doch endlich!«
Obwohl Lauras Lungen schmerzten und ihre Beinmuskeln brannten, verschärfte sie das Tempo. Doch Kaja hing an ihr wie ein Bremsklotz.
Gerade noch rechtzeitig sah Laura die Wurzel, die aus dem Erdreich ragte. Mit einem Sprung setzte sie darüber hinweg und rief der Freundin eine Warnung zu: »Vorsicht!«
Doch es war bereits zu spät. Kaja konnte nicht mehr ausweichen. Im vollen Lauf stolperte sie über das Hindernis und schlug der Länge nach hin. Glücklicherweise ließ sie Lauras Hand los, denn sonst wäre die Freundin mit Sicherheit ebenfalls umgerissen worden.
Als der erste Schmerz verebbt war, wollte Kaja sich aufrappeln - aber da waren die Doggen auch schon heran. Kaja spürte schon die Bisse im Nacken, wartete auf den Schmerz - doch er blieb aus. Überrascht sah sie auf. Die Hunde verharrten einige Meter von ihr entfernt auf der Stelle und bellten wütend. Sie schienen irritiert darüber zu sein, dass ihre Beute nicht weiter flüchtete, sondern sie in aller Ruhe erwartete.
Dabei war es nichts als Panik, die Kaja überwältigt hatte. Sie war nicht mehr fähig, auch nur eine einzige Bewegung zu machen. Wie gelähmt lag sie da, starrte die Hunde an und schrie: »Laura! Hilf mir, Laura!«
Laura zögerte nicht eine Sekunde. Sie machte auf der Stelle kehrt, eilte zu Kaja zurück und stellte sich schützend zwischen sie und die lauernden Doggen. Und auch Lukas, der bereits einen beträchtlichen Vorsprung gewonnen hatte, lief zu Kaja und Laura zurück.
Während der Junge Kaja aufhalf, behielt Laura die Hunde fest im Blick. Sie schaute ihnen direkt in die Augen. Blutgier spiegelte sich in den dunklen Pupillen. Und plötzlich fiel Laura ein, was sie falsch gemacht hatte.
Wir hätten nicht davonlaufen dürfen - niemals!, schoss es ihr durch den Kopf. Ruhig, Laura, bleib ganz ruhig! Nur keine unbedachte Bewegung - vielleicht lassen sie ja dann von uns ab. Gleichzeitig stieg eine verwegene Idee in ihr auf: Wenn es möglich ist, Gedanken zu lesen, vielleicht ist es dann ja auch möglich, einen fremden Willen zu beeinflussen?
Laura atmete tief durch und schaute die Doggen mit kühler Entschlossenheit an. Haut ab!, befahl sie ihnen in Gedanken. Haut endlich ab, und lasst uns in Ruhe!
Die Hunde ließen erneut ein bedrohliches Knurren hören und entblößten furchterregende Reißzähne, konnten sich aber nicht zu einem Angriff entschließen. Im Gegenteil: Als Laura einen vorsichtigen Schritt auf sie zu machte, wichen sie ein wenig zurück.
In Laura keimte Hoffnung auf. Es klappt! Es funktioniert wirklich!
Sie tat einen weiteren Schritt nach vorne, und die Hunde wichen im gleichen Maße zurück. Sie schienen sich zu beruhigen. Das Knurren wurde leiser.
Da schrillte erneut ein Pfiff durch die Nacht.
Die Doggen zuckten zusammen und waren augenblicklich wie verwandelt. Von neuer Angriffslust erfasst, bellten sie das Mädchen an. Ihre Schwänze peitschten durch die Luft. Die Vorderpfoten mit den langen Krallen in den Rasen gedrückt, duckten sie sich tief auf den Boden wie Panther vor dem Angriff. Dann schnellten sie auch schon wie Pfeile auf die Freunde zu - und hielten mitten in der Attacke inne. Ihr gefährliches Knurren hatte sich in ein ängstliches Winseln verwandelt. Verschreckt starrten die schwarzen Hunde in die Richtung der Kinder, um nur Sekunden später kehrtzumachen. Mit eingekniffenen Schwänzen ergriffen sie in weiten Sätzen die Flucht.
Verwundert blickten die Freunde sich an. Was hatte die Hunde so in Angst und Schrecken versetzt, dass sie von ihnen abgelassen hatten und geflüchtet waren? Da hörten die drei ein schauriges Heulen hinter sich. Sie drehten sich um.
Es war ein Wolf - ein großer schwarzer Wolf lief auf sie
zu.
Laura wusste sofort, woher sie das Raubtier kannte: Es war der Wolf von dem Gemälde in der Eingangshalle! Sie war ganz sicher, auch wenn das unmöglich war. Du musst dich täuschen, dachte sie. Wie kann der Wolf auf einem Gemälde denn zum Leben erwachen?
Der Wolf, der nun auf sie zuhielt, war sehr lebendig. Mit mächtigen Sprüngen kam er näher, seine schwefelgelben Augen leuchteten in der Dunkelheit. Ohne den Freunden auch nur die geringste Beachtung zu schenken, hetzte er dicht an ihnen vorbei und setzte den flüchtenden
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