Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
würde er vom hellsten Licht beleuchtet.
Mit einer Mischung aus Erregung und Ehrfurcht betrachtete Laura das kostbare Gefäß. Das war er also, der Kelch, nach dem sie seit mehr als zwei Wochen verzweifelt gesucht hatte! Nichts war ihr wichtiger gewesen, als ihn zu finden. Doch jetzt, da er endlich vor ihr stand, zögerte sie zuzugreifen, denn mit einem Male beschlich sie ein seltsames Gefühl. Dass sie das ersehnte Gefäß nur noch an sich zu nehmen brauchte und dabei nicht mehr das geringste Hindernis zu überwinden hatte, erschien ihr plötzlich höchst verdächtig.
Das ist zu einfach! , warnte eine innere Stimme. Irgendetwas ist hier faul!
Kaja schaute Laura überrascht an. »Worauf wartest du noch? Wir haben doch nicht ewig Zeit!«
Laura biss sich nachdenklich auf die Lippen. Wahrscheinlich hat Kaja Recht. Du siehst langsam Gespenster, Laura!, schalt sie sich selbst. Du siehst selbst da noch Probleme, wo es überhaupt keine mehr gibt!
Kurzerhand wischte sie die Bedenken zur Seite und trat ganz dicht an den Schrein heran. Sie streckte die Arme aus und hob den Kelch ganz vorsichtig von dem kleinen Steinpodest, auf dem er stand. Die Augen auf den Kelch gerichtet, drehte Laura sich zu Kaja um. »Ist er nicht wunderschön?«, flüsterte sie voller Bewunderung.
Kaja hatte ein leuchtendes Gesicht bekommen. Sie nickte. »Er ist wirklich wunderschön.«
V erflucht!«, fauchte Syrin entsetzt und sprang von ihrem Schemel hoch. Das Amulett an ihrer Halskette zitterte und glühte plötzlich auf.
Borboron starrte die Gestaltwandlerin ungläubig an. Seine Höllenaugen funkelten rot in seinem totenbleichen Gesicht. »Verdammt!«, herrschte er die völlig fassungslose Frau an. »Das wirst du mir büßen!«
Wie ein Berserker stürmte er zu Syrin. Seine Hand schoss vor, um nach ihrem Hals zu greifen, als das Amulett sich beruhigte und verblasste.
Syrin brach in ein erleichtertes Gelächter aus. Der Schwarze Fürst aber starrte sie immer noch wütend an.
»Was hat das zu bedeuten, zum Teufel?«
»Nichts, was Euch Sorge bereiten müsste, Borboron«, antwortete die Gestaltwandlerin , die ihre Fassung wieder gewonnen hatte. »Sie haben den Kelch zwar - aber er wird ihnen nichts mehr nutzen. Nichts! Nichts! Nichts!«
L aura und Kaja starrten noch voller Bewunderung auf den Kelch, als der Boden plötzlich zu zittern begann und ein Rumpeln und Rumoren einsetzte. Wie ein rasch näher kommender Donner rollte das anschwellende Geräusch auf die Grabkammer zu. Entsetzen packte die Mädchen. Was war das? Was hatte das zu bedeuten?
Plötzlich wurde Laura alles klar: Als sie den Kelch von seinem Platz genommen hatte, musste sie einen verborgenen Mechanismus ausgelöst haben, der jetzt dafür sorgte, dass ... dass die Kammer verschlossen wird!, schoss es ihr jäh in den Sinn.
»Los, raus hier!«, brüllte sie. »Nichts wie weg!« Sie wirbelte herum und hastete auf den Ausgang zu, doch es war bereits zu spät.
Die Eingangstür schlug mit einem ohrenbetäubenden »Rrrummms« vor ihr zu, und im selben Moment wurden große Steine mit ungeheurer Wucht aus den Seitenmauern der Grabkammer gesprengt. Mit einem lauten »Pffflokkk! Pffflokkk! Pffflokkk!« schossen sie den Mädchen um die Ohren.
Hektisch suchten die beiden hinter dem Sarkophag in der Mitte der Kammer Deckung. Doch die Steine kamen nun von allen Seiten geflogen. Eines der Geschosse traf Kaja am Kopf, die daraufhin zu Boden stürzte. Glücklicherweise war das Bombardement damit vorüber.
Laura schrie laut auf, sprang auf die Freundin zu und kniete neben ihr nieder. Kaja blutete aus einer Wunde an der Stirn und war ohne Bewusstsein. Schnell griff Laura nach ihrer Hand und fühlte den Puls. Sie lebte.
»Kaja! Wach auf! Bitte, Kaja!«
Doch die Freundin zeigte keine Reaktion. Laura packte sie an den Schultern und rüttelte sie heftig. Doch auch damit hatte sie keinen Erfolg - Kaja blieb in ihrer Ohnmacht gefangen.
Laura zog ein Taschentuch aus der Jackentasche, um Kajas blutende Wunde zu stillen, als sie ein plätscherndes Geräusch hörte. Überrascht richtete sie sich auf und blickte sich um. Was sie zu sehen bekam, ließ ihr den Atem stocken: Aus den Öffnungen, die sich in den Wänden gebildet hatten, sprudelte Wasser, unzählige Rinnsale, die sich in rasender Schnelligkeit in wahre Sturzbäche verwandelten.
Das also ist der Grund für das Rauschen, das ich beim letzten Besuch hinter den Wänden der Grabkammer gehört habe, dachte Laura. Die Gruft ist
Weitere Kostenlose Bücher