Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
unschätzbarem Nutzen sein!«
Marius drohten die Sinne zu schwinden. Das Schlimmste, was geschehen konnte, war geschehen - die Kette, die Laura bei der Suche helfen sollte, war in die Hände der Dunklen Mächte geraten, und er war schuld.
Nur er alleine.
Als habe sie seine quälenden Selbstvorwürfe erraten, lachte die unheimliche Frau gellend auf, bevor sie sich von Marius abwandte und zur Seite trat, um Borboron Platz zu machen.
Der Schwarze Fürst musterte Marius mit einem spöttischen Lächeln. »Obwohl du uns einen unschätzbaren Dienst erwiesen hast, können wir natürlich nicht riskieren, dass du einen weiteren Versuch unternimmst, mit deiner Tochter Kontakt aufzunehmen.«
Wut stieg in Marius auf. Dieser verfluchte Hund! Er hatte nicht nur erraten, was er vorhatte, sondern weidete sich auch noch an seiner Verzweiflung! In seinem ohnmächtigen Zorn fühlte Marius sich versucht, dem Schwarzen an die Kehle zu gehen. Aber das wäre Selbstmord. Er zwang sich zur Ruhe und hielt dem stechenden Blick der glühend roten Augen reglos stand.
»Ihr wollt mich also ... töten?«, fragte er.
Der Schwarze Fürst ließ ein kehliges Lachen hören. »Nein. Wenn wir dich töten wollten, hätten wir das schon längst getan. Es ist ja immerhin möglich, dass du uns eines Tages noch von Nutzen sein kannst. Als Faustpfand zum Beispiel. Für den Fall, dass dein Balg tatsächlich Erfolg haben sollte - auch wenn das so gut wie ausgeschlossen ist. Aber wie sagt man bei euch auf dem Menschenstern doch immer: Sicher ist sicher, nicht wahr?«
»Was ... was habt Ihr dann mit mir vor?«
»Kannst du dir das nicht denken? Wirklich nicht? Du hast doch bestimmt schon von der Todesstarre gehört?«
Marius Leander zuckte zusammen, als sei ihm ein Blitz in die Glieder gefahren.
Die Todesstarre!
Natürlich - natürlich hatte er von dieser schrecklichen Marter gehört. Sie war schlimmer als der schlimmste Tod. Nun verstand Marius Leander auch, warum der Fhurhur mitgekommen war. Nur die Fhurhurs waren in der Lage, einen Menschen mit der Todesstarre zu belegen. Marius wusste zwar nicht, wie sie das anstellten. Aber dafür wusste er umso besser, welches Ergebnis die Prozedur hatte: Ein Mensch in Todesstarre war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen. Kein Glied, keinen Muskel, nicht die kleinste Faser seines Körpers. Dabei blieb er bei vollem Bewusstsein und der Geist hellwach. Für Außenstehende musste es den Anschein haben, als läge der Betroffene in einem todesähnlichen Koma. Ein schreckliches Schicksal, dem nicht einmal der Tod ein Ende zu setzen vermochte. Denn Todesstarre sterben nie. Wenn sie nicht rechtzeitig durch ein Gegenmittel erlöst werden, bleibt ihr wacher Geist bis ans Ende aller Zeiten in das Gefängnis ihres starren Körpers eingeschlossen. Aber das Gegenmittel kannten ebenfalls nur die Fhurhurs.
Der Fhurhur machte einen Schritt auf Marius zu. Marius konnte nun in das runzelige Gesicht des Schwarzmagiers sehen. Seine gelbe Haut war von zahllosen Altersflecken übersät.
»Leg dich nieder auf dein Lager!«, krächzte der Magier heiser.
Marius zögerte.
»Tu, was er sagt!«, herrschte der Schwarze Fürst Marius an, um dann überraschend sanft fortzufahren: »Es ist nur zu deinem Besten, glaub mir.« Fast hatte es den Anschein, als habe er plötzlich Mitleid mit dem Gefangenen.
Marius Leander schlurfte nach kurzem Zögern zu seinem Lager zurück und legte sich nieder. Der Fhurhur folgte ihm. Er griff unter seinen Umhang, zog eine kleine Phiole mit einer giftgrünen Flüssigkeit hervor und nahm den Verschluss ab.
»Mach den Mund auf.«, befahl er.
Marius gehorchte. Der Fhurhur beugte sich über ihn und träufelte zwei giftgrüne Tropfen aus der Phiole auf die Zunge des Gefangenen.
Sie schmeckten nach nichts. Nach rein gar nichts. Nach einigen Sekunden spürte Marius, wie eine wohlige Wärme durch seinen Körper flutete - und plötzlich konnte er sich nicht mehr bewegen. Er wollte einen Arm heben, doch der führte den Befehl des Gehirns einfach nicht aus. Mit den Füßen war es genauso. Sämtliche Gliedmaßen waren gelähmt, nicht die geringste Regung war mehr möglich. Obwohl Marius bei klarem Verstand war, war sein Körper wie zu Stein erstarrt. Die unerträglichen Schmerzen allerdings waren verschwunden. Doch Marius konnte sich nur kurz darüber freuen, denn der Gedanke, der seinen hellwachen Geist durchfuhr, schmerzte stärker als die schlimmsten körperlichen Qualen: Er konnte Laura jetzt nicht mehr
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