Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
kurz zuvor erklungen war.
Laura konnte es kaum fassen: Der Kater war die Stimme seines Herrn! Albin Ellerking bewegte nicht einmal die Lippen, sondern starrte die Eindringlinge nur unverwandt an.
Wie war das nur möglich?
Wie vermochte ein Mensch über Krähen zu gebieten, und wie konnte eine Katze sprechen? So was gab es doch gar nicht - es sei denn, sie waren mit den dunklen Mächten im Bunde. Aber das hätte ja bedeutet, dass Albin Ellerking auch einer von den Dunklen war? Und sein Kater ebenfalls?
Noch ehe Laura darüber nachdenken konnte, sprach Groll auch schon weiter: »Oder wollt ihr lieber auf Nimmerwiedersehen in der Gruft: verschwinden und den Geistern der Ravenstein sehen Ritter Gesellschaft leisten?«
Noch während er so redete, drangen aus der Tiefe der Grabstätte seltsam röchelnde Laute, so, als würde jemand unter größter Mühe Luft holen. Und gleich darauf ertönte ein schauerliches Heulen. Es fuhr Laura durch Mark und Bein.
Die Geister!
Die Geister der verstorbenen Ritter!
Laura hielt es einfach nicht mehr aus. Sie wandte sich um und stürmte in wilder Flucht davon. Sie lief so schnell wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
Weg, nur weg!, schoss es ihr durch den Kopf. Weg aus diesem unheimlichen Wald!
Sie hörte die hastigen Schritte der Freunde in ihrem Rücken, aber sie drehte sich nicht um. Sie wollte gar nicht wissen, ob Albin Ellerking und Groll sie verfolgten.
Nur weg, hämmerte die innere Stimme ihr ein, schnell weg!
Es war eher unwahrscheinlich, dass der Gärtner ihnen folgte. Laura konnte sich nicht erinnern, ihn jemals bei einer raschen Bewegung beobachtet zu haben. Zudem zog er einen Fuß leicht nach. Aber man konnte ja nie wissen!
Bei diesem Gedanken wurde Laura noch schneller. Ihr Atem ging keuchend, und das Herz pochte wie wild, aber dennoch hetzte sie weiter, immer weiter.
Es kam Laura wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich den Rand des Henkerswaldes erreicht hatten. Sie hielt an, beugte sich vornüber, stützte die Arme auf die Knie und rang keuchend nach Luft. Auch Lukas schnaufte wie ein Rennpferd nach einem wilden Ritt, und Kaja sah aus, als würde sie gleich zusammenklappen. Sie schnaufte wie eine defekte Dampfmaschine.
»Ich glaub das einfach nicht!«, keuchte Kaja, als sie etwas zu Atem gekommen war. Mit einem Ausdruck der Empörung wandte sie sich an ihre Freunde. »Und ihr habt mir nicht glauben wollen, dass ich ein Heulen gehört habe! Jetzt müsst ihr mir wohl glauben, oder?«
Laura antwortete nicht, und auch Lukas schwieg. Er starrte nur verwundert vor sich hin, die Stirn in tiefe Falten gezogen. Laura glaubte zu erraten, was in ihm vorging: Er suchte fieberhaft nach einer logischen Erklärung für das, was sie vor wenigen Augenblicken erlebt hatten. Doch selbst sein Denkerhirn schien sich keinen Reim auf das Geschehen machen zu können.
Schließlich sagte Lukas: »Eins weiß ich mit Sicherheit - wenn mir das jemand erzählen würde, dann würde ich ihn für verrückt erklären!« Einer plötzlichen Eingebung folgend, fuhr er fort: »Was geht hier eigentlich vor, Laura?«
Laura musterte ihren Bruder. Hatte er Verdacht geschöpft? War ihm etwas aufgefallen? War es vielleicht besser, ihn jetzt endlich einzuweihen? Und Kaja auch? Sie wandte ihren Blick zu ihrer Freundin. Auch diese musterte sie mit nachdenklicher Miene.
»Hey, ich hab dich was gefragt!« Lukas klang ungeduldig.
»Ähm.« Laura zuckte scheinbar gleichgültig mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen?«
Die Skepsisfalte auf Lukas Stirn wurde noch tiefer. Er glaubte ihr nicht. Er vermutete, dass sie mehr wusste. Sie musste ihn ablenken.
»Ähm ... könnte es sein, dass die Krähen Albin Ellerking alarmiert haben?«
Lukas nickte. »Gut möglich. Wenn ich es mir recht überlege, dann halte ich das sogar für sehr wahrscheinlich. Warum sonst wäre er so plötzlich aufgetaucht?«
»Du hast Recht, Lukas«, stimmte Kaja zu. »Schließlich gibt es dort nichts zu tun für den Gärtner.«
Laura biss sich nachdenklich auf die Lippen. Dann wandte sie sich an den Bruder. »Weißt du zufällig, ob Krähen in der Nacht schlafen?«
»Möglich ist das schon. Soweit mir bekannt ist, zählt die Gattung der Corvus corone corone, gemeinhin auch Rabenkrähe genannt, nicht zu den nachtaktiven Tieren! Und das lässt vermuten, dass sie nachts in der Tat schlafen.«
Kaja schaute Laura neugierig an. »Warum willst du das denn wissen?«
»Na ja«, antwortete Laura gedehnt, »ganz einfach: Wenn die Krähen
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