Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
in der Nacht schlafen, dann können sie Albin Ellerking nicht alarmieren, wenn wir zu dieser Zeit zur Gruft gehen.«
Kaja starrte Laura an, als habe die den Verstand verloren. »Bist du verrückt geworden!«, rief sie. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich auch nur noch ein einziges Mal dorthin gehe? Und schon gar nicht mitten in der Nacht!«
Laura antwortete nicht. Sie schaute ihre Freundin nur ruhig und ernst an, und damit wurde der alles klar.
»Oh, nö!«, empörte sich Kaja. »Ich bin doch nicht lebensmüde!«
Noch immer sagte Laura nichts. Dafür aber schaltete Lukas sich ein.
»Kaja hat Recht. Vergiss nicht, Laura: Wenn Ellerking uns bei der Schulleitung anschmiert, dann hat Dr. Schwartz allen Grund, uns eine Schulstrafe aufzubrummen. Und ich glaube nicht, dass es unbedingt klug ist, einen Verweis zu riskieren.«
»Ach«, schnaubte Laura verächtlich. »So ein läppischer Verweis ist doch nur Kinderkram!«
»Einer schon«, erwiderte Lukas ruhig. »Aber beim zweiten sieht's schon anders aus. Dann stehen Dr. Schwartz fast alle Möglichkeiten offen - bis hin zum Verweis vom Internat. Willst du es wirklich darauf ankommen lassen?«
Laura schaute Lukas mit gerunzelter Stirn an. Er hatte wieder mal Recht. Schließlich hatte der stellvertretende Direktor das Betreten der Alten Gruft ausdrücklich untersagt. Und Dr. Quintus Schwartz würde nicht die geringste Nachsicht mit ihr haben, wenn sie eines Verstoßes gegen die Schulordnung überführt wurde. Er würde im Gegenteil die härteste Strafe gegen sie verhängen, die möglich war. Andererseits: Sie musste in die Gruft. Es gab keine andere Möglichkeit.
Lukas schien zu merken, dass seine Argumente sie immer noch nicht überzeugt hatten. »Solange wir nicht wissen, was dort vor sich geht, ist das viel zu gefährlich, Laura. Und so wichtig kann das Versteck, das du suchst, ja auch nicht sein, dass wir dafür unseren Hals riskieren!«
Lauras Gesicht verfärbte sich. »Du kapierst auch gar nichts!«, schrie sie. »Um Papa wiederzufinden, würde ich alles riskieren. Alles, verstehst du?!«
Oh, Mann - das hätte sie nicht sagen dürfen! Laura schluckte und biss sich auf die Lippen.
Lukas war für einen Moment völlig perplex, dann musterte er seine Schwester eindringlich. »Papa? Was hat Papa denn damit zu tun?«
Laura ärgerte sich über ihre unbeherrschte Reaktion. Zu blöd von ihr, so was zu sagen. Natürlich konnte ihr Bruder nicht nachvollziehen, was sie meinte.
Sie machte einen Schritt auf Lukas zu, sah ihn mit großen Augen an und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Vertrau mir einfach, Lukas«, sagte sie sanft. »Bitte!«
Irgendwie schien ihr Bruder zu ahnen, dass sie wichtige Gründe hatte, die es ihr unmöglich machten, ihm mehr zu sagen. Sonst war er nämlich nicht so leicht von etwas abzubringen. Er bohrte immer unbarmherzig nach, bis er eine Antwort erhielt, die ihn zufrieden stellte. Diesmal aber nickte er nur.
»Okay«, sagte er leise. »Okay, Laura.«
Laura lächelte ihn dankbar an. Dann wurde sie wieder ernst. »Irgendwie muss es doch möglich sein, unbemerkt in die Gruft zu kommen?«
Kaja zog eine Schnute. Lukas aber schien plötzlich eine Lösung gefunden zu haben.
»Kein Problem«, sagte er. »Echt?«
Laura schaute ihn gespannt an - aber da verzog der Junge das Gesicht auch schon zu einem breiten Grinsen. »Wir müssen uns nur unsichtbar machen, weiter nichts!«
Ärger stieg in Laura auf. »Haha! Wirklich sehr witz-«
Natürlich!
Dass sie da nicht eher dran gedacht hatte! Das war die Lösung! Deshalb hatte Papa ihr diesen Hinweis gegeben.
Ein freudiges Strahlen erhellte ihr Gesicht. »Ja, klar, Lukas«, sagte sie. »Das ist die Lösung! Kommt schon - ich muss dringend in die Bibliothek!«
»A ... a ... aber ...«, stammelte Kaja. »Die hat doch schon zu!«
»Na, und?« Laura grinste schelmisch. »Jetzt kommt endlich!«
14
Im Bann der Schlange
ie hereinbrechende Nacht hatte einen grauschwarzen Schleier über Burg Ravenstein gelegt. Der Mond war bereits aufgegangen und stand als silberne Sichel über dem Park. Ganz weit im Westen leuchtete der Himmel im letzten orangefarbenen Licht. Aber dafür hatten Laura, Lukas und Kaja keinen Blick.
Dicht aneinander gedrängt, kauerten sie im Park hinter dem Stamm einer mächtigen alten Eiche. Ihre Augen waren auf das kleine Haus aus grauen Feldsteinen gerichtet, das nicht weit von ihnen im Schatten einer Buche stand und von einem großen Haselnussstrauch halb verdeckt
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