Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
Es hat als eines der ganz wenigen Bände den verheerenden Brand überlebt, der gegen Ende des dritten Jahrhunderts die Bibliothek mitsamt ihren Schätzen in Schutt und Asche legte. Schon allein deshalb ist der Foliant überaus kostbar und in Sammlerkreisen natürlich höchst begehrt.« Er machte eine kleine Pause, bevor er weitersprach: »Übrigens wurde schon damals vermutet, dass die Dunklen dieses verheerende Feuer gelegt haben, auch wenn es bis zum heutigen Tage nicht gelungen ist, das zu beweisen.«
»Nischtsdestotrotz glaube iisch das aufs Wort!«, warf Percy ein. »Es gibt wo’l so gut wie keine Teufelei auf der ganzen Welt, bei der die i’re schmutzigen Finger niischt im Spiel ‘aben.«
»Du hast vollkommen Recht!«, bekräftigte der Professor. »Doch zurück zu dem Buch. Nach dem Brand wurde es eine Weile in einem Lagerraum der Universität aufbewahrt. Es dauerte allerdings nicht lange, bis es geraubt und über allerlei Zwischenstationen von Ägypten nach Mitteleuropa zurückgebracht wurde.«
»Eine dieser Stationen war jedenfalls Burg Ravenstein«, meldete Laura sich zu Wort. »Wovon Percy und ich uns mit eigenen Augen überzeugen konnten.«
Aurelius Morgenstern nickte versonnen. »Im Laufe der Zeit ist es dann in den Besitz der Klosterbibliothekare vom ›heiligen Stein‹ gelangt. Seit dem Mord an Dominikus ist es spurlos verschwunden – aber das wisst ihr ja bereits.«
»Ich verstehe immer noch nicht, weshalb man deswegen einen Mordverdacht gegen Sie hegt«, erklärte Miss Morgain.
»Ganz einfach, Mary: Kommissar Bellheim hat die Unterlagen des Archivs überprüft und dabei herausgefunden, dass ich das Buch am häufigsten benutzt habe – und zwar mit Abstand. Und da er meine Vorliebe für alte und wertvolle Bücher kennt, vermutet er, ich habe es stehlen wollen und sei dabei von Dominikus überrascht worden.«
»So was Blödes!«, rief Laura und sah Percy betroffen an. »Und ausgerechnet wir haben ihn auf das verschwundene Buch aufmerksam gemacht!«
Der Sportlehrer rang die Hände. »Wie sollten wir auch a’nen, dass unser ‘ochvere’rter Professor in diese schreckliische Geschiischte verwickelt sein könnte? Außerdem bin iisch nach den Ausfü’rungen von Aurelius me’r denn je davon überzeugt, dass dieses Buch tatsächliisch das Mordmotiv darstellen dürfte!«
Der Direktor nickte schwer. »Ich bin völlig deiner Meinung, Percy – und deshalb wird sich auch recht schnell herausstellen, dass ich unschuldig bin. Das Buch wird die Kripo auf die Spur des Mörders führen, da bin ich ganz sicher.«
»Warum waren Bellheim und sein Assistent vorhin eigentlich bei Ihnen?«, wollte Laura wissen.
»Weil sie den gleichen Gedanken hatten und deshalb mein Haus und mein Büro durchsuchen wollten.«
»Und?«
»Was – und?«
»Haben sie was entdeckt?«
»Natürlich nicht – weil ich ihnen die Durchsuchung verwehrt habe. Sie hatten nicht einmal einen Durchsuchungsbefehl bei sich!«
Laura blickte den Professor verständnislos an. »Das versteh ich nicht. Sie haben doch überhaupt nichts zu befürchten? Sie haben das Buch doch gar nicht, nach dem die suchen!«
»Wie sollte ich auch!« Empörung färbte das Gesicht des Direktors rot. »Aber trotzdem kann die Polizei doch nicht einfach tun, wonach ihr der Sinn steht. Wir leben schließlich in einem Rechtsstaat, in dem der Einzelne mitnichten der Willkür der Staatsorgane ausgeliefert ist!«
»Se’r wo’l, ‘err Professor!«, pflichtete der Sportlehrer mit erhobener Stimme bei. »Dergleischen darf man erst gar niischt einreißen lassen! Wobei erschwerend ‘inzu kommt, dass es siisch in diesem Falle um einen äußerst vagen Verdacht ‘andelt, der noch dazu an den ‘aaren ‘erbeigezogen ist!«
»Beruhige dich wieder, Percy. Die Sache dürfte schon in kürzester Zeit vergessen sein!«
Ein zuversichtliches Lächeln entspannte Percys Gesicht.
Laura dagegen runzelte skeptisch die Stirn. »Sind Sie sicher?«
»Ganz sicher!«, bekräftigte der Professor. »Bellheim hat zwar herausgefunden, dass das Messer, mit dem Dominikus erstochen wurde, zweifelsfrei aus der Internatsküche stammt –«
»Oh, mein Gott!«, stöhnte Miss Mary auf und schlug die Hände vor das Gesicht.
»Und dennoch besteht keinerlei Grund zur Beunruhigung«, fuhr Morgenstern fort. »Wie der Kommissar mir nämlich ebenfalls eröffnet hat, haben sie am Griff der Mordwaffe den Teil eines Fingerabdruckes entdeckt. Er ist nicht sehr groß, aber beim heutigen Stand der
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