Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
Kriminaltechnik müsste es dennoch möglich sein, den Täter damit zu überführen. Sobald das Ergebnis vorliegt, wird mich das voll und ganz entlasten.«
Mary Morgain atmete hörbar auf, und auch Laura und Percy lächelten erleichtert. Schließlich konnten sie nicht ahnen, dass Aurelius Morgenstern sich gründlich getäuscht haben sollte.
K apitel 20 Ein
wahnwitziger
Entschluss
n tiefe Gedanken versunken, trottete Alienor durch die düsteren Flure. Dass sie einen Krug mit Wein in der Hand hielt, schien ihr gar nicht gewärtig zu sein.
Das Mädchen war der Verzweiflung nahe. In den sieben Tagen, die es nun schon in der Dunklen Festung weilte, hatte es noch nicht die geringste Spur von Alarik entdecken können. Dabei hatte Alienor überall gesucht und fast jeden Winkel der riesigen Trutzburg durchstöbert. Dass Syrin sie zu ihrer persönlichen Sklavin auserkoren hatte, erwies sich dabei als ein unschätzbarer Vorteil. Nicht nur die Mägde und Knechte gewährten ihr überall Zutritt und gaben bereitwillig Auskunft. Auch die Wachen waren freundlich zu ihr und ließen sie ab und an sogar einen Blick in eigentlich verbotene Bereiche werfen, wenn sie nur eine einleuchtende Begründung vorbrachte. Selbst die grimmigen Trioktiden, die für den Kerkerdienst eingeteilt waren, sperrten sich nicht gegen ihre Besuche im Verlies. Offensichtlich fürchteten die Bediensteten den unberechenbaren Zorn der Magierin. Sie behandelten ihre Sklavin daher überaus zuvorkommend, um der bloß keinen Grund zu geben, sich bei der Herrin zu beklagen.
Alarik war nicht in der Festung, davon war Alienor mittlerweile überzeugt. So erfreulich es auch war, dass ihr Bruder sich doch nicht in Borborons Gewalt befand, so beängstigend war der Gedanke, dass er sich vielleicht auf dem Menschenstern aufhielt. Mochte Paravain das auch heftig bestreiten, es gab keine andere Möglichkeit. Wo sollte Alarik denn sonst sein? Ob er überhaupt eine Chance hatte, den Ausflug auf das Schwestergestirn zu überleben? Das Mädchen zermarterte sich das Gehirn, konnte aber keine zufrieden stellende Antwort finden.
Lähmendes Entsetzen befiel Alienor, als sie erkannte, dass sie sich völlig sinnlos in die Gewalt des Schwarzen Fürsten begeben hatte. Im Schlafsaal der Sklaven kursierten haufenweise Berichte von fehlgeschlagenen Fluchtversuchen. Schauermärchen, in denen die Rede davon war, dass die Schwarze Garde Borborons Flüchtlinge zu Tode peitschte oder den Hunden vorwarf. Die Sklavenaufseher führten ihre widerlichen Köter jeden Abend durch die Reihen der Geknechteten, damit sie deren Witterung aufnehmen und sie schnellstens aufspüren konnten, falls einem von ihnen wider Erwarten die Flucht aus den Mauern der Festung gelingen sollte.
Wie konnte sie diesen Häschern entkommen? Ob sie es jemals schaffen würde, zu Elysion und Morwena zurückzukehren? Alienors Herz wurde von Tag zu Tag schwerer, obwohl sie versuchte sich die Zuversicht zu bewahren und nicht in Resignation zu verfallen. Sie musste darauf hoffen, dass die Krieger des Lichts sie befreiten. Aber solange der Kelch der Erleuchtung sich auf dem Menschenstern befand, war damit nicht zu rechnen.
Alienor war vor dem Gemach ihrer Herrin angelangt. Sie wollte gerade anklopfen, als sie gewahrte, dass die Tür einen Spaltbreit offen stand. Stimmen drangen aus der Kammer.
Es hörte sich an, als seien Syrin und Borboron in eine Auseinandersetzung verstrickt.
Das Mädchen trat näher, um zu lauschen.
»Verzeiht mir, Borboron, aber Ihr redet in Rätseln.« Syrin klang erregt. »Schon neulich seid Ihr meiner Frage ausgewichen, wie das Siegel der Sieben Monde uns helfen könne. Und nun behauptet Ihr sogar, die Todesstarre bei unserem Gefangenen nur deshalb verlängert zu haben, damit die Kraft des Siegels die Kelchträgerin in unsere Hände treibt?«
»Genauso ist es, Syrin!«
»Aber das ist doch Unsinn! Nichts ist uns mehr verhasst als das Siegel der Sieben Monde – und nun soll es uns plötzlich zum Vorteil gereichen? Wie soll das denn gehen?«
»Warum bist du nur so eine Närrin?«, antwortete der Schwarze Fürst. »Dabei ist alles so einfach. Die Kelchträgerin und ihr Vater eint ein starkes Band. Sie sind nicht nur durch Blut und Gefühl verbunden, sondern auch durch die gemeinsame Bestimmung…«
»Das ist mir bekannt…«
»… und so wird das Mädchen fühlen, dass sein Vater leidet. Auch wenn Laura nicht weiß, dass er sich in der Todesstarre befindet, wird ihr Herz ihr verraten, dass er
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