Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
inzwischen, dass nur Wächter imstande waren, die Veränderungen auf dem alten Gemälde wahrzunehmen. Im Gegensatz zu ihren Freunden oder Mitschülern konnten sich auch nur Wächter mit der unglücklichen Silva unterhalten. Kein Wunder, dass Kaja verwirrt war. »Keine Angst, ich bin vollkommen okay. Ich will nur noch kurz mit Silva reden, dann erklär ich dir alles.«
»Von mir aus«, brummte Kaja missmutig und blieb wartend neben Laura stehen.
Diese wandte sich wieder an die Frau auf dem Ölgemälde. »Willst du damit etwa sagen, dass du weißt, was es mit diesem Siegel auf sich hat?«
»Ich glaube schon!« Silva schenkte Laura ein trauriges Lächeln, das einem Ausdruck des Zweifels wich. »Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher. Wenn ich mich jedoch recht erinnere, dann muss ich selbst dereinst im Besitz des Siegels gewesen sein. Zumindest hat der Grausame Ritter behauptet, dass mir nur das Siegel die Kraft verliehen habe, ihm zu widerstehen. Deshalb habe er dann auch dafür gesorgt, dass ich es verliere.« Einen Moment noch schaute sie Laura nachdenklich an dann wanderte ihr Blick in die Ferne. Silva erstarrte, und auf dem Gemälde war alles wie zuvor.
Ungeduldig stieß Kaja die Freundin an. »Was hat sie gesagt, Laura? Erzähl schon, komm!«
Laura ließ sich nicht lange bitten.
»Du meinst also wirklich, dass der Grausame Ritter ihr das Siegel geraubt hat?«, fragte Kaja ungläubig.
»Wenn ich sie richtig verstanden habe, ja. Das wäre doch auch nahe liegend: Reimar von Ravenstein wollte doch alles an sich reißen, was ihm kostbar erschien. Wenn das Siegel also tatsächlich so wertvoll ist, wie alle erzählen, dann hat er mit Sicherheit alles getan, um es in seinen Besitz zu bringen – glaubst du nicht auch?«
»Klingt zumindest plausibel«, stimmte Kaja nach kurzem Nachdenken zu, nur um bereits im nächsten Moment hinzuzufügen: »Aber leider hilft dir das auch nicht weiter.«
Laura grinste listig. »Doch, das hilft mir sogar mächtig weiter, weil er es bestimmt in seiner Schatzkammer aufbewahrt hat.«
Empört pustete Kaja die Wangen auf. »Aber, Laura, erinnerst du dich denn nicht mehr?«, sagte sie voller Empörung. »Die Schatzkammer des Grausamen Ritters ist doch vollkommen leer – ausgeraubt bis auf den letzten Rest. Das hast du doch mit eigenen Augen gesehen, als wir dort nach dem Kelch gesucht haben!«
»Ja, und?«
»Oh, nö! Du scheinst es immer noch nicht zu kapieren!« Verzweifelt schlug Kaja die Augen zum Himmel. »Also noch mal ganz langsam: Wenn Reimar von Ravenstein das Siegel der Sieben Monde tatsächlich in seinen Besitz gebracht hat, dann ist es inzwischen längst spurlos verschwunden – klar?«
»Klar!«, stimmte Laura zu, während das Grinsen in ihrem Gesicht noch breiter wurde. » J etzt befindet es sich in der Tat nicht mehr in Reimars Schatzkammer.«
»Na, siehst du!« Kaja schien schon beruhigt, als plötzlich alles Blut aus ihren Wangen wich. »Oh, nö!«, stöhnte sie. »Das kann doch nicht wahr sein! Du willst doch nicht etwa –«
»Doch, Kaja!«, unterbrach Laura sie ungerührt. »Genau das habe ich vor!«
Percy Valiant legte das Florett zur Seite und musterte Laura skeptisch. »Das ist ein reischliisch gefä’rliisches Unterfangen – wie dir ‘offentliisch bewusst sein dürfte?«
Seine Schülerin rang nach Luft und trocknete sich das verschwitzte Gesicht mit einem Handtuch ab. Das Fechttraining hatte Laura ziemlich geschafft. Ihre schweißnassen Haare glänzten im Schein der Turnhallenbeleuchtung. Sie hatte bis nach der Übungsstunde gewartet, um den Sportlehrer in den Plan einzuweihen, der in ihr gereift war.
»Natürlich weiß ich, dass das gefährlich ist«, entgegnete sie, als sie wieder etwas zu Atem gekommen war. »Aber wenn Silva das Siegel der Sieben Monde damals tatsächlich besessen hat, dann können wir doch gar nicht anders! Wir müssen unbedingt eine Traumreise zurück in die Zeit des Grausamen Ritters machen und in seiner Schatzkammer nach dem Siegel suchen.«
»Misch dünkt, du ‘ast Rescht.« Auch Percy griff zum Handtuch. »Nach allem, was du erzalt ‘ast, ‘at das Siegel eine derartiische Kostbarkeit dargestellt, dass Reimar von Ravenstein es mit Siischer’eit ge’ütet ‘at, als ‘andele es siisch um die Kronjuwelen der Queen.«
»Stimmt! Worauf warten wir dann noch? Das ist schließlich die erste Erfolg versprechende Spur, auf die wir gestoßen sind.«
Der Lehrer antwortete nicht sofort. Mit angestrengter Miene wog er das
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