Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
ausgebildet, dass du dich bereits an diese schwierige Aufgabe heranwagen könntest.« Beschwörend blickte er seinen Schützling an, bevor er mit leiser Stimme fortfuhr. »Bedauerlicherweise war Dominikus anderer Ansicht als ich.«
»Und deshalb hat er mir heimlich aufgetragen, danach zu suchen?«
»Ja.« Morgenstern klang bekümmert. »Er hat dich gegen meinen Willen auf das Siegel der Sieben Monde hingewiesen – was ihn vermutlich das Leben gekostet hat. Denn natürlich wollten die Dunklen mit aller Macht verhindern, dass du von diesem Mysterium erfährst.«
Laura schwieg. Auch wenn sie nicht alles verstand, so ahnte sie doch, worauf der Professor anspielte. »Ich nehme an, Sie können mir nicht verraten, was es mit diesem Siegel auf sich hat oder wo ich es finden kann?«
Ein sanftes Lächeln huschte über das Gesicht von Morgenstern. »Genauso ist es, Laura. Jeder von uns kann die existenziellen Wahrheiten nur dann begreifen, wenn er sie selbst herausfindet und am eigenen Leibe fühlt. Die Geheimnisse des Lebens sind nicht theoretischer Natur, sondern müssen von jedem Menschen selbst erfahren werden. Nur dann können sie ihre volle Wirksamkeit entfalten. Das gilt insbesondere für die Kraft, die mit dem Siegel der Sieben Monde verbunden ist. Sie ist so stark, dass sie den Kelch der Erleuchtung vor dem Zugriff der Dunklen zu schützen vermag. Wenn du ihr Geheimnis erkennst, wird sie dir helfen, deinen Vater aus der Dunklen Festung zu befreien und deine große Aufgabe zu erfüllen. Aber mehr, mehr darf ich dir beim besten Willen nicht verraten, Laura, selbst wenn ich wollte.«
Lukas war Laura diesmal keine große Hilfe. Dabei hatte er alles in seiner Macht Stehende unternommen, um die Schwester zu unterstützen – allerdings ohne jeden Erfolg. Er wirkte deshalb auch reichlich geknickt. »Ich hab wirklich keine Ahnung, was ich noch tun soll, Laura!« Deprimiert starrte er auf den Monitor seines Computers. »Ich hab sämtliche Internet-Suchmaschinen, die ich kenne, mit allen nur denkbaren Stichwörtern gefüttert und in allen mir zugänglichen wissenschaftlichen Archiven nachgeforscht. Und das sind eine ganze Menge, wie du dir vorstellen kannst! Aber das Ergebnis war überall gleich null. R ien. Z ero. Es ist wie verhext, Laura. Ich bin nicht auf einen einzigen brauchbaren Hinweis gestoßen, der uns auf die Spur dieses Siegels führen könnte!«
»Das kann ich nur bestätigen!«, pflichtete Kevin dem Zimmergenossen mit bekümmerter Miene bei. »Es gibt wahrscheinlich nichts, was Lukas nicht versucht hat.« Zum Ausdruck seines Bedauerns zog der Junge die Schultern hoch. »Aber das Resultat war überall gleich niederschmetternd.«
Laura war plötzlich ganz beklommen zumute. Wenn nicht einmal ihr neunmalkluger Bruder ihr helfen konnte – wer dann? Miss Mary und Percy Valiant brauchte sie nicht zu fragen, so viel war klar. Das ungeschriebene Gesetz der Wächter verbot auch ihnen, ihrer Schülerin das Geheimnis des Siegels zu offenbaren.
Natürlich hatte auch Kaja nicht die geringste Ahnung, als Laura sie nach dem Siegel fragte. Sie durchquerten nach dem Abendessen auf dem Rückweg zu ihrem Zimmer gerade die große Halle. »Tut mir wirklich Leid«, antwortete die Freundin, »aber von einem solchen Siegel hab ich im Leben noch nicht gehört. Und bei allen anderen, die ich danach gefragt habe, war es nicht anders. Wenn du meine ehrliche Meinung willst, Laura: Allmählich glaube ich, dass es dieses komische Siegel überhaupt nicht gibt!«
»Du dummes Ding!« Die vorwurfsvolle Stimme, die in ihrem Rücken erklang, ließ Laura zusammenzucken. Dabei hatte sie diese sofort erkannt. Sie blieb stehen, drehte sich um und blickte auf das alte Ölgemälde an der Wand der Eingangshalle, von dem aus die ganz in Weiß gekleidete Silva Kaja mit tadelndem Blick musterte, um dann verständnislos den Kopf zu schütteln. »Wie kann man nur so töricht sein!«
Laura konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. »Sei doch nicht so streng mit Kaja«, bat sie die traurige Frau auf dem Gemälde. »Sie gehört nicht zu uns Wächtern und kann deshalb vieles nicht richtig verstehen.«
»Was noch lange keinen Grund darstellt, sie schlichtweg anzuzweifeln!« Silvas Gesicht glich einem einzigen Vorwurf, während sie Kaja immer noch strafend ansah.
Das Pummelchen warf Laura einen prüfenden Blick zu. »Ist es das, was ich vermute – oder bist du jetzt vollständig durchgeknallt?«
Laura lächelte Kaja beruhigend an. Sie wusste
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