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Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Titel: Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Obwohl Alienor das warme Reisegewand übergezogen hatte, begann sie zu frösteln. Langsam schritt sie zum Bug des Luftfloßes und spähte in die Ferne. Weit hinten am Horizont erhoben sich die schattenhaften Umrisse einer Burg. Sie musste riesig sein, so düster und bedrohlich wie sie emporragte. Schwarze Dunstschleier wirbelten um die trutzigen Türme, und der immer kälter werdende Wind schien direkt aus ihrer Richtung zu kommen.
     
    L aura war völlig verwirrt. Was war mit Percy geschehen, dass er nicht an ihrer Seite weilte? War er in Miss Marys Zimmer geblieben – oder war ihm auf dem Weg in die Vergangenheit etwas zugestoßen? Hatte er etwas falsch gemacht? Oder hatte am Ende vielleicht sie selbst einen schwer wiegenden Fehler begangen? Bei dem Gedanken stockte Laura der Atem.
    Ängstlich schaute sie sich um. Sie befand sich am Saum eines lichten Waldes unter einer stattlichen Buche, deren sattgrünes Blattwerk kühlenden Schatten spendete. Es musste sich um den Rand des Henkerswaldes handeln, denn auf der Anhöhe, die sich in südwestlicher Richtung erhob, thronte eine Burg. Es war unverkennbar Burg Ravenstein, auch wenn sie ganz anders aussah als das Gemäuer, das ihr vertraut war: Kein Efeu rankte sich über die Wände, und kein Putz verschönte die Mauern aus groben Feldsteinen. Der Bergfried war mindestens fünf Meter höher, als Laura ihn in Erinnerung hatte. Ein ihr unbekanntes Banner wehte an einem Mast von der Spitze des Turmes. An der Nordwestseite der Festung ragten Gerüste auf. Die Anlage befand sich offensichtlich noch im Bau, was bedeutete, dass sie zumindest nicht zu weit in der Zeit zurückgereist waren. Zudem hatte die Traumreise sie an den richtigen Ort geführt, auch wenn sie ein gutes Stück von der Burg entfernt angekommen war. Aber hatte sie auch einen günstigen Zeitpunkt erwischt?
    Ein Rascheln schreckte Laura auf. Überrascht fuhr sie herum. In dem Gebüsch, das sich in ihrem Rücken befand, bewegte sich etwas! Erschrocken hielt sie den Atem an, aber noch bevor sie reagieren und sich verstecken konnte, teilten sich die Zweige, und ein junger Mann trat hervor. Es war Percy Valiant, wie Laura zu ihrer Erleichterung feststellte.
    » P arbleu!« Der Sportlehrer schimpfte ungehalten, während er sich abgebrochene Zweige und dürre Blätter vom Gewand zupfte. Die Feder auf seiner Kappe wippte bei jeder seiner Bewegungen. »Was bin iisch nur für ein elender Tölpel!«
    »Hey!« Laura warf ihm einen belustigten Blick zu. »Nur weil du im Gebüsch gelandet bist, brauchst du doch nicht sauer zu sein!«
    »Was du niischt sagst!« Percys Gesicht verfinsterte sich mehr und mehr. »Des’alb bin iisch ganz bestimmt niischt unge’alten! Aber sollten wir uns ein weiteres Mal gemeinsam auf eine Traumreise begeben, dann wäre es wo’l besser, wenn wir uns an den ‘änden ‘alten, damit wir auch exakt am gleischen Platz ankommen, d’accord, M ademoiselle!«
    Gute Idee – aber musste Percy sich wirklich so aufregen, nur weil sie nicht direkt nebeneinander in der Vergangenheit gelandet waren? Laura musterte ihn verständnislos, und endlich bemerkte sie den wahren Grund für den Arger des Wächters: Die Laute, die er sich im Internat vor Reisebeginn über die Schulter gehängt hatte, war spurlos verschwunden. Entweder hatte sie die Reise durch Raum und Zeit gar nicht erst mitgemacht – oder war unterwegs auf geheimnisvolle Weise verloren gegangen.
    »Oh, Mann!«, stöhnte Laura erschrocken, denn was war ein Spielmann ohne sein Instrument? »Was ist passiert?«
    Percy verzog verlegen das Gesicht. »Issch ‘ätte es mir ja denken können. Nur Gegenstände, die unmittelbar am Körper getragen werden, vermögen uns auf den Traumreisen zu begleiten. Schmuckstücke und dergleischen. Alle anderen bleiben am Ausgangsort zurück, wie iisch bereits me’rere Male feststellen musste. Iisch ‘atte ge’offt, bei der Laute ver’ielte es siisch anders – aber das Ergebnis spriischt meinen Überlegungen ‘ohn!«
    »Und was machen wir jetzt? Damit können wir unseren Plan doch vergessen, oder?«
    »Mitniischten!« Der Lehrer setzte ein zuversichtliches Lächeln auf und tat die Sache mit einer beiläufigen Handbewegung ab. »Wir werden uns doch von derlei Ungemach niischt von unserem Vor’aben ab’alten lassen. Komm schon – wir wollen uns direkt in die ‘öhle des Löwen begeben. Mir wird schon etwas einfallen.«
    Voller Sorge schlug das Mädchen die Augen zum Himmel – Percy hatte vielleicht Nerven!

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