Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
wissen wir nicht, welche Informationen sie vielleicht noch zusätzlich besitzen. Und zweitens spielt das auch keine Rolle.« Lukas schaute seine Schwester besorgt an. »Wenn die beiden fehlenden Schwertteile tatsächlich auf dem abgesperrten Areal versteckt sind, dann wird das Archäologenteam sie mit Sicherheit finden. Dazu müssen sie nicht mal Bertruns Hinweise entschlüsseln. Sie verfügen doch über modernste technische Hilfsmittel wie Metalldetektoren oder Bodenscanner oder was es sonst noch so alles gibt.«
Da wurde Laura der Ernst der Lage voll und ganz bewusst. Lukas hatte Recht! Sie selbst konnten sich höchstens heimlich und nur für kurze Zeit Zugang zu dem abgesperrten Gelände verschaffen – wenn überhaupt. Um unter solch widrigen Umständen die Schwertteile zu finden, müssten sie die Verstecke schon ganz genau kennen. Andernfalls war das Vorhaben aussichtslos. Sie senkte den Blick. Je länger sie das seltsame Labyrinth anstarrte, umso sicherer wurde sie, dass sie dieses Zeichen schon einmal gesehen hatte. Aber wann oder wo?
Doch sosehr Laura sich auch das Gehirn zermarterte und bis in die tiefsten Schichten ihres Gedächtnisses grub, es wollte ihr einfach nicht einfallen. Dafür kam ihr etwas anderes in den Sinn. Sie wandte sich an den Bruder. »Dann bist also inzwischen auch davon überzeugt, dass die Dunklen Rika Reval als ihr Werkzeug missbrauchen?«
»Ja, klar!« Lukas hob den Zeigefinger an seine Nase und stupste die Brille zurück. »Eine andere Erklärung gibt es doch gar nicht. Rika hätte ihre Arbeit in Drachenthal doch niemals abgebrochen, wenn sie nicht sichere Hinweise darauf hätte, dass sich die fehlenden Teile hier befinden. Und da sie Schwartz & Co offensichtlich nicht kennt – andernfalls hätte sie sich doch gleich an sie gewandt –, kann sie die Information nur von jemandem erhalten haben, dem sie fest vertraut.«
»Schön, dass du das endlich einsiehst, du Super-Kiu!« Die Empörung färbte Lauras Wangen rot. »Ihr Freund Thomas steckt mit Sicherheit mit diesen Typen unter einer Decke. Und die arme Rika scheint nicht im Geringsten zu ahnen, welch übles Spiel der Kerl mit ihr treibt.«
»Dabei ist das doch meistens umgekehrt.« Lukas grinste. »Dass die Frauen den Kerlen übel mitspielen, mein ich!«
»Oh, nö!«, protestierte Kaja.
Laura ging auf die dumme Bemerkung des Bruders gar nicht ein. »Ich wette, sobald Rikas Suche erfolgreich war, schlagen die Dunklen zu und krallen sich die Teile. Wenn es sein muss, auch mit Gewalt.« Grübelnd blickte sie die Freunde an. »Was meint ihr: Soll ich Rika nicht doch einweihen und ihr erzählen, was es mit diesem Schwert wirklich auf sich hat?«
»Und was soll das bringen?« Lukas’ Stirn war von mehreren Falten durchfurcht. »Selbst wenn sie dir glaubt, wird sie dir die Teile niemals überlassen. Dieses Schwert ist ein überaus kostbares archäologisches Fundstück, um das sich jedes Museum reißen wird!«
»Sie hat doch behauptet, dass Papa und sie enge Freunde waren. Vielleicht ändert sie ja ihre Meinung, wenn sie erfährt, wie wichtig Hellenglanz für ihn ist? Dass sich die Chancen auf seine Rettung erhöhen, wenn es wieder an die Krieger des Lichts zurückfällt? Doch selbst wenn nicht: In einem Museum wäre es immer noch besser aufgehoben als bei unseren Feinden! Deshalb werde ich Rika warnen, sobald sie mit ihrem Team hier aufkreuzt. Dass sie sich vor ihnen in Acht nimmt – und natürlich auch vor Thomas, ihrem sauberen Freund!«
M arius Leander traute dem Frieden nicht. Ihm ging es so gut wie schon lange nicht mehr. Zwar musste er ständig Fesseln tragen, und Borborons Schwarze Garde wechselte sich in seiner Bewachung ab, sodass er nicht einen Augenblick unbeaufsichtigt blieb. An Flucht – wie er anfangs noch gehofft hatte – war überhaupt nicht zu denken. Ansonsten aber wurde er überaus zuvorkommend behandelt, erhielt ausreichend zu essen und zu trinken und war bisher nicht ein einziges Mal mit Schlägen traktiert worden, wie ihm das im Verlies widerfuhr, wenn die Trioktiden schlechter Laune waren. Das Beste war jedoch, dass er nicht mehr den feuchtschwülen Gestank des Kerkers atmen musste, sondern sich an der köstlichen frischen Luft erfreuen durfte.
Das Lager der Schwarzen Garde befand sich am Rand einer großen Waldlichtung, an deren anderem Ende Marius einige Holzhüttchen erkennen konnte. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was Borboron dazu bewogen hatte, ausgerechnet zu diesem Ort zu reiten, der
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