Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
abgesperrten Gelände, ohne sie dort anzutreffen. Nicht einmal über Handy war die Archäologin zu erreichen. Jedenfalls antwortete sie nicht auf Lauras Nachrichten. Schließlich versuchte Laura es unter der Nummer in der Universität. Dort meldete sich Thomas Zachner. Zunächst wollte er sie abwimmeln. Als sie allerdings erwähnte, dass sie wichtige Neuigkeiten für Rika habe, kam das Treffen endlich zustande. Aber nun hatte es ganz den Anschein, als sei alle Mühe vergeblich gewesen, denn Rika sah Laura mit maßlosem Erstaunen an.
»Erwartest du tatsächlich, dass ich dir das glaube?«
»Ähm.« Unsicher musterte das Mädchen die junge Frau mit der Hornbrille, die ihm an dem Campingtisch im Zelt gegenübersaß. »Ich weiß, dass das vollkommen schwachsinnig klingt, und trotzdem ist jedes Wort wahr, das ich Ihnen erzählt habe.«
»Sei mir bitte nicht böse, Laura.« Rika lächelte gequält. Sie wirkte ganz anders als sonst. Irgendwie unruhig, als fühle sie sich nicht wohl in ihrer Haut. Aber natürlich: Was Laura ihr berichtet hatte, war auch nicht einfach zu verdauen. Besonders für einen Menschen, der es gewohnt war, in streng wissenschaftlichen Kategorien zu denken. »Es fällt mir wirklich schwer, deine Geschichte ernst zu nehmen. Aventerra, der Hüter des Lichts, die Wächter und die Dunklen, der Kelch der Erleuchtung und das Schwert Hellenglanz – das alles hört sich verdächtig nach einem Fantasy-Märchen an.«
Laura beugte sich vor. Sie war leichenblass. »Ich kann Sie ja verstehen. Aber wenn Papa und Sie wirklich so gut befreundet waren, wie Sie behaupten, dann denken Sie bitte noch mal über alles nach. Nicht meinetwegen, sondern ihm zuliebe.« Sie schluckte. »Wenn dieses Schwert unseren Feinden in die Hände fällt, dann kommt er nie mehr zu uns zurück – und dann – « Ein feuchter Glanz trat in Lauras Augen, während sie dem musternden Blick der Archäologin standhielt.
Die junge Frau schien nachdenklich geworden zu sein. Nach einer Weile erhob sie sich, ging um den Tisch herum und trat ganz dicht an Laura heran. »Gut«, antwortete sie mit belegter Stimme. »Ich werde mir die Sache noch mal durch den Kopf gehen lassen und dich auf alle Fälle benachrichtigen, sobald ich etwas finde.«
Lauras Gesicht erhellte sich. »Und Sie werden auch aufpassen…?«
»Natürlich«, fiel die junge Frau ihr ins Wort. »Ich werde aufpassen, dass das Schwert nicht in die falschen Hände gerät, das verspreche ich dir ganz fest! Aber was Thomas betrifft…«
»Ja?«
»Ich glaube, du tust ihm Unrecht. Thomas ist ein lieber Kerl, der mir alle Probleme vom Halse hält. Ich wüsste gar nicht, wie ich ohne ihn zurechtkommen sollte. Er hat nicht nur das nötige Geld für die Grabungskampagne besorgt, sondern ist auch auf das entscheidende Dokument gestoßen, durch das uns klar geworden ist, dass sich die Schwertteile hier befinden müssen.« Die junge Frau seufzte. »Kein Wunder, dass wir in Drachenthal nichts gefunden haben!«
»Das Dokument?«, frage Laura. »Haben Sie es zufällig hier?«
»Nein, leider nicht!« Rika lächelte. »Es befindet sich gar nicht in Deutschland. Thomas pflegt einen regen Austausch mit einem Kollegen in Jordanien, und der ist auf diese Quelle gestoßen.«
Wenn das nicht verdächtig klingt, kam es Laura in den Sinn.
Megaverdächtig sogar!
»Ähm«, sagte sie gedehnt und erhob sich. »Ich muss zurück zu meinen Hausaufgaben.« Sie hatte sich bereits zum Zeltausgang begeben, als sie stehen blieb und schnupperte – wie ein Tier, das einen Feind witterte. »Komisch«, sagte sie mit gerunzelter Stirn.
»Was denn?« Rika zog die Brauen hoch. »Was meinst du, Laura?«
»Diesen Geruch. Es riecht hier so eigenartig – nach Schwefel oder so ähnlich.«
»Findest du?« Die junge Frau schnupperte nun ihrerseits und drehte sich dabei im Kreis, um ja keine Richtung auszulassen. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich glaube, du täuschst dich. Ich rieche nichts.«
»Nein?« Laura zuckte mit den Schultern. »Was solls! Ist ja auch nicht wichtig.« Dann fiel ihr noch was ein. »Thomas hat neulich einen Finanzier erwähnt, der Sie unterstützt. Können Sie mir sagen, wer das ist?«
»Tut mir Leid.« Rika bemühte sich um ein Lächeln. »Aber ich habe nicht die geringste Ahnung. Um diese Sachen hat sich ausschließlich Thomas gekümmert.« Sie blickte auf die Armbanduhr. »Ich fürchte, ich muss unser Gespräch jetzt beenden. Ich muss nämlich schleunigst ins Institut zurück. Dort hat sich
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