Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
sogar für Anna, Lauras Mutter, ausgegeben und sie zu der Traumreise zurück ins Museum verleitet!
Laura wurde beinahe schwarz vor Augen bei diesen entsetzlichen Gedanken!
»Damit hast du wohl nicht gerechnet?« Die Reptilienaugen in dem zur Fratze verzerrten Gesicht leuchteten auf. »Und dabei habe ich dir doch prophezeit, dass du mir nicht entgehen wirst! Ha, du bist so leicht hinters Licht zu führen, Laura Leander!«
Die Gedanken überstürzten sich in Lauras Kopf. Sie wirbelten so wild durcheinander, dass ihr schwindelig wurde. Wie ist Syrin nur auf die Erde gelangt? Wieso haben wir sie nicht eher bemerkt? Wie kann ich ihr entkommen? Und was kann ich tun, damit Hellenglanz nicht in ihre Krallen fällt?
»Mach dir bloß keine falschen Hoffnungen!«, fauchte die schwarzhaarige Frau. Sie hatte Lauras Verwirrung ausgenutzt, um ihre Gedanken zu lesen. »Diesen Ort wirst du nicht mehr verlassen – zumindest nicht lebend!«
Laura straffte sich. Auch wenn sie kaum eine Chance hatte gegen die übermächtige Magierin, sie würde keine Schwäche zeigen! »Freut Euch bloß nicht zu früh!«, stieß sie hervor, um Fassung bemüht, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Stimme zitterte. »Auch wenn Ihr mich tötet, werdet ihr niemals siegen gegen die Krieger des Lichts!«
Damit blickte Laura zur Hallendecke, an der Neonröhren hingen. Sie konzentrierte sich, so gut sie konnte, und verbannte alle Gedanken aus ihrem Kopf. Nur die Lampen, die in Tausend Teile zersplitterten, hatten darin noch Platz. Und wirklich: Wenige Augenblicke später ertönte ein lauter Knall, die Deckenleuchten barsten eine nach der anderen, und ein Regen aus feinsten Glasscherben ging auf die Magierin nieder.
Syrin schien das allerdings nicht im Geringsten zu beeindrucken. Die messerscharfen Splitter konnten ihr nichts anhaben. Wie durch ein Wunder blieb sie unverletzt. Amüsiert legte sie den Kopf in den Nacken und stieß ein kehliges Gelächter aus.
Die Härchen auf Lauras Armen richteten sich auf, und Tausende von Brennnesseln schienen über ihren Rücken zu streichen.
Die Gestaltwandlerin schob das Kinn vor und fixierte das Mädchen mit eisigem Blick. »Du Närrin! Glaubst du wirklich, dass du es mit mir aufnehmen kannst?« Sie spitzte die Lippen und blies.
Der Sturm, der Laura entgegenbrauste, fegte sie von den Beinen. Sie wurde so heftig gegen die Wand geschleudert, dass ihr die Sinne zu schwinden drohten.
Syrin schien keinerlei Mitleid für das vor Schmerzen stöhnende Mädchen zu haben. »Glaubst du, ich mache mir die Hände schmutzig an dir?«, höhnte sie. »Du kümmerliches Balg bist meiner nicht würdig! Gegen mich kannst du nicht mehr ausrichten als ein jämmerlicher Straßenköter – und deshalb werde ich dich meinem Geschöpf überlassen!«
Damit drehte die Gestaltwandlerin sich um, hob die Hände weit über den Kopf, wies mit den Krallenfingern auf den Drachen und stieß die Worte aus, die Laura schon einmal gehört hatte: »Ashtarar ut tramixor!« – »Erhebe dich und töte!«
Sofort kam Leben in den Drachen. Er reckte den Kopf und spreizte die Flügel, auch wenn er sie in der Halle nicht ganz ausbreiten konnte. Dann öffnete er das Maul und begann zu brüllen, dass die Wände wackelten und die Scheiben in den Fenstern erzitterten. Schwefliger Rauch drang aus seinen geblähten Nüstern.
»Tramixor!«, schrie die Schwarzmagierin und deutete auf die benommen daliegende Laura. »Tramixor! Tramixor!«
Erneut brüllte Niflin auf. Dann hob er schwerfällig die rechte Vordertatze und machte einen Schritt aufsein Opfer zu. Da wusste Laura, dass ihr Ende nahe war.
»Fahr schneller, Mary!« Die Stimme von Lukas überschlug sich fast. »Gibt doch endlich Gas!«
»Tut mir Leid.« Die Lehrerin schaute ihn gequält an. Die Sorge um Laura hatte ihr Gesicht leichenblass werden lassen. »Aber eine Ente ist nun mal kein Ferrari!«
Die Finger des Jungen klammerten sich in den verschlissenen Bezug des Beifahrersitzes. Die Haut über den Knöcheln wurde weiß. Unverwandt stierte er auf die Landstraße, die ihnen im Scheinwerferlicht entgegenflog. Lukas aber kam es so vor, als krieche die Ente nur so dahin.
Auch die Gesichter der Mädchen im Fond waren blass. Kaja und Magda starrten ebenfalls nach vorn in die Dunkelheit, wo Drachenthal auftauchen musste.
Drachenthal, wo Laura bestimmt gerade um ihr Leben kämpfte.
Benommen starrte Lukas auf die Harpyienfeder in seiner Hand. Warum waren sie bloß nicht schon damals auf die Idee
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