Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
vollständig von Felssäulen umringt. Von der weißen Nebelwand, die das Plateau begrenzt hatte, war nicht eine Spur mehr zu entdecken, sodass es ganz den Anschein hatte, als wäre sie von einem endlosen Meer steinerner Drachen umgeben.
»Was machen wir denn jetzt?« Der junge Magier klang verzagt. »Hier finden wir doch nie wieder raus!«
Lauras Puls beschleunigte sich. Ruhig, nur ruhig!, befahl sie sich insgeheim. Wenn du jetzt die Nerven verlierst, dann ist es um dich geschehen!
Das Mädchen atmete ganz tief durch und versuchte sich zu konzentrieren. Das ist doch nicht das erste Labyrinth, mit dem du es zu tun hast, kam es ihm in den Sinn. Also denk nach und versuche dich zu erinnern, ob es etwas gibt, was all diesen Irrgärten gemeinsam ist! Laura schloss die Augen und blendete alle störenden Gedanken aus, wie sie es von ihren Telepathieübungen her kannte. Ein
Labyrinth!
Labyrinth!
Labyrinth!
hämmerte es durch ihren Kopf, bis nichts anderes mehr darin Platz hatte. Worauf kommt es an bei einem Labyrinth? Wofür steht es, und was ist sein tieferer Sinn? Da stieg ein Gedanke auf aus der Tiefe ihres Bewusstseins, und als er mehr und mehr an Gestalt annahm, wusste Laura plötzlich, dass sie den geheimen Eingang zum Drachenpalast finden würde.
N ach zwei Stunden gaben Lukas und Philipp endlich auf. Es war ihnen zwar gelungen, aus den achtzehn Buchstaben unzählige verschiedene Wörter zu bilden. Und auch zahllose Wortkombinationen, von denen sich einige durchaus originell anhörten. Wie zum Beispiel ›Heimchens Kerl sinnt‹. Oder ›Mischehe rennt links‹. Und auch ›Schlehen mit Rennsk‹ Aber ein Satz oder Hinweis, der für ihre Zwecke auch nur einigermaßen tauglich gewesen wäre, fand sich leider nicht darunter.
»Mist!«, schimpfte Lukas und ließ den Stift fallen, mit dem er Wort um Wort auf einen Block geschrieben hatte.
»Yo«, gab Mr. Cool ihm Recht. »Ich denke, wir lassen es sein und gehen schlafen.«
In diesem Moment klopfte es an der Tür, und Attila Morduk steckte seinen Kopf ins Zimmer. »Kann ich die Bibliothek wieder abschließen?«, fragte er mit bärbeißiger Miene. »Es ist spät, und ich will endlich ins Bett.«
»Klaromaro!«, antwortete Lukas schnell, griff sich die Bibel und brachte sie dem Hausmeister. »Und vielen Dank für deine Mühe.«
»Schon gut«, brummte Attila. »Versteh mich bitte nicht falsch, aber in meinem Alter ist man nicht mehr erpicht darauf, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen. Mir reicht es völlig, wenn Sir Bourbon mir ab und an den Schlaf –« Der Hausmeister brach ab und stierte nachdenklich vor sich hin.
»Was hast du denn?«, fragte Lukas verwundert.
»Mir fällt gerade was ein«, antwortete Attila, immer noch sinnierend.
»Und was?«
Langsam kam wieder Leben in seine starre Miene. »Du erinnerst dich doch an neulich Nacht? Als du behauptet hast, du hättest eure Stiefmutter und Herrn Longolius in Percys Arbeitszimmer gehört?«
»Ja, sicher. Aber ich verstehe nicht…?«
»Und ich dir klar gemacht habe, dass du dich getäuscht haben musst?«
»Oder du«, brummte Lukas verstimmt.
»Nee, nee, bestimmt nicht!« Der Zwergriese schüttelte den Bowlingkugelschädel. »Dafür aber habe ich die beiden einige Tage früher gesehen.«
»Was?« Lukas’ Augen wurden so groß wie Untertassen. »Hier in Ravenstein?«
»Genau!« Attila strahlte übers ganze Gesicht. »Du erinnerst dich doch an die Mittsommernacht?«
Lukas nickte.
Blut stieg in Morduks Wangen, und binnen kurzem glich sein Schädel einer riesigen Leuchtbirne. »Damals hat Dr. Schwartz mich doch weggeschickt, damit ich die Lautsprecheranlage für die Abschlussfeier besorge, und ich bin erst nach Mitternacht nach Ravenstein zurückgekehrt. Als ich in die Auffahrt einbiegen wollte, ist mir ein Auto entgegengekommen. Ich hab mich noch gewundert, was der Wagen um diese Zeit wohl auf dem Burggelände zu su –«
»Hast du das Auto erkannt?«, unterbrach ihn Lukas ganz aufgeregt.
»Es war der BMW von Longolius, und er selbst saß hinterm Steuer – da bin ich mir ganz sicher! Und neben ihm auf dem Beifahrersitz hockte eure Stiefmutter!«
»Nein! Das glaub ich jetzt nicht.« Lukas schüttelte den Kopf. »Und uns gegenüber hat Sayelle behauptet, sie wäre auf Geschäftsreise in Asien. Zusammen mit ihrem Chef!«
»Was ja wohl nicht stimmen kann, nicht wahr?« Der Hausmeister grinste fröhlich. »Vielleicht sind die beiden ja in dieser Nacht ins Arbeitszimmer eingebrochen?«
»Du
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