Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
aber auch Entschlossenheit. Sie musste an ihre Mutter und ihren Vater denken und wusste, dass ihr Entschluss feststand. Schließlich hatte sie mehr als nur einmal geschworen, Marius zu befreien, selbst wenn es sie das Leben kosten sollte.
E s gab kein Z urück!
Mit feierlichem Ernst wandte sie sich an ihre Begleiter. »Ich danke euch, dass ihr mich bis hierher begleitet habt.«
»Äh«, stotterte der Magier verlegen. »Was heißt hier ›bis hierher‹? Ich werde dich jetzt nicht allein lassen!«
Ein Gefühl der Dankbarkeit überkam Laura. Wie schön, dass Venik Wort hielt! Und wie mutig von ihm, dass er sein Leben aufs Spiel setzte, obwohl ihn nichts dazu verpflichtete! Ihre Zuversicht wuchs. Bestimmt hatten sie gemeinsam größere Chancen, heil durch das Labyrinth zu kommen.
Während Laura sich zu sammeln versuchte, streckte Aurian ihr auffordernd die Pfoten entgegen. »Lass Schmatzfraß bei mir«, sagte er. »Er wäre dir nur im Weg.«
Das Mädchen holte den schlafenden Swuupie unter dem Wams hervor und reichte ihn dem Gefährten. »Pass gut auf den Kleinen auf, ja?«
»Versprochen«, sagte Aurian und umarmte Laura. »Viel Glück! Und denke immer daran: Mit Hilfe des Lichts kann dir alles gelingen.« Dann verabschiedete er auch Venik mit einer innigen Umarmung.
»Aber du wartest doch auf uns, oder?«, fragte Laura noch.
»Keine Angst«, entgegnete Aurian. »Wenn ihr den Weg in den Drachenpalast findet und den Besuch heil übersteht, werde ich mit euren Reittieren zur Stelle sein – und natürlich auch mit Schmatzfraß. Und jetzt geht endlich!« Mit verschmitztem Rattengrinsen zwinkerte er ihnen zu. »Du weißt doch, Laura: Wer nicht anfängt, wird nicht fertig.‹«
K apitel 23 Das
Labyrinth der
Drachenkönige
ls das Mädchen in den Nebel trat, war da nichts als wattiges Weiß. Doch es verflüchtigte sich auf wundersame Weise, und Laura bemerkte, dass sie am Rand eines kreisrunden, gelb strahlenden Sandplateaus stand. Eine schier unübersehbare Zahl mächtiger Felssäulen ragte darauf empor, die allesamt fünf Meter hoch sein mochten: Skulpturen von Drachen in den unterschiedlichsten Gestalten. Es gab Horndrachen und Blanknasendrachen; Drachen mit vier und mit zwei Beinen; mit ausladenden Schwingen und kaum erkennbaren Flügelchen; geschuppte und glatthäutige; mit langen und kurzen Schwänzen; solche mit nur einem Kopf bis hin zu siebenköpfigen; plumpe Viecher mit Zacken und Kämmen auf dem Rücken und ungemein schlanke Exemplare, die eher an geflügelte Schlangen oder Aale erinnerten. Die Monumente standen so weit auseinander, dass man bequem zwischen ihnen hindurchgehen konnte. Von einem Pfad allerdings war nicht eine Spur zu entdecken.
»Unfassbar«, hauchte Venik an ihrer Seite. »Wer diese Drachen wohl geschaffen hat? Und hättest du dir das Labyrinth der Drachenkönige so vorgestellt?«
»Ich habe mir überhaupt nichts vorgestellt. Ich frage mich nur, wie wir den richtigen Weg finden sollen, der uns zum Eingang des Drachenpalastes führt.«
»Lass es uns einfach probieren«, schlug der Magier vor. »Allein durch Nachdenken kommen wir bestimmt nicht ans Ziel.«
Damit ging er entschlossen auf das Gewirr der steinernen Drachen zu und schritt zwischen zwei Felssäulen hindurch.
Laura folgte ihm, blieb jedoch abrupt stehen, sobald sie an dem ersten Drachen vorbei war. Etwas Eigenartiges war geschehen: Mit ihrem ersten Schritt hatten sich auch die Skulpturen in Bewegung gesetzt! Wie von Geisterhand bewegt, hatten sie sich über den Sand geschoben, um dann ebenso plötzlich anzuhalten wie sie! Wo eben noch ein Drache mit einem spitzen Hörn gestanden hatte, ragte nun einer mit einer platten Nase auf. Der mit den mächtigen Schwingen hat den Platz mit dem langschwänzigen getauscht, und an der Stelle des geschuppten Ungeheuers stand nun ein Drache mit langen Barteln und spitzem Stachelkleid.
»Oh nein«, jammerte Venik im selben Moment. »Wie soll man sich in diesem Durcheinander bloß zurechtfinden?«
Mit ein bisschen Magie vielleicht?, wollte Laura spotten, als sie schlagartig begriff, was das Labyrinth der Drachenkönige so gefährlich machte: Es würde gänzlich unmöglich sein, sich zurechtzufinden, wenn sich die Wegmarken ständig veränderten! Es gab also nur eine Rettung: Das Labyrinth der Drachenkönige augenblicklich wieder zu verlassen. »Schnell!«, rief sie Venik zu. »Wir gehen zurück.«
Als Laura sich umdrehte, musste sie jedoch erkennen, dass es dazu zu spät war: Sie war
Weitere Kostenlose Bücher