Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
ihrer Brutalität gefürchtet. Bei dem Gedanken an die drakonische Strafe trieb Alarik seine Picke wütend in die Stollenwand. In dem Loch, das sich auftat, bemerkte er ein schwaches Schimmern. »Was ist das denn?«, rief er dem Flatterflügler zu, der in seiner Nähe schwebte.
Sofort schwirrte das Wesen in die Höhlung und erhellte sie. Ein großer Gesteinsbrocken leuchtete darin auf. »Oh, oh! Das ist ja kaum zu glauben!«, jubelte der Flatterflügler. »Du hast es tatsächlich gefunden, kleiner Stampffüßling – das Erz, aus dem das Sterneneisen gewonnen wird!«
Mit großen Augen blickte Alarik auf den silbrig glänzenden Stein. Dahinter mussten sich noch weitere befinden, denn auch dort funkelte und gleißte es silbrig. Der Junge streckte den Arm aus, um nach dem Brocken zu greifen, als der Flatterflügler ihn erschrocken zurückhielt: »Nein, nicht doch, du Wahnsinnsling! Lass das bloß sein!«
Alarik fuhr zurück. »Aber… wieso denn?«
»Das Erz gehört den Drachenkönigen. Ihr Zorn wird dich treffen, wenn du sie bestiehlst.«
»Und wenn schon«, erwiderte Alarik. »Aslans Zorn wird noch furchtbarer sein, wenn wir auch heute wieder ohne das Erz zurückkommen.«
»So kann nur jemand reden, der die Drachen nicht kennt, du Nichtsweißling!« Aufgeregt schwirrte das leuchtende Wesen vor dem Gesicht des Jungen auf und ab. »Dieses Erz ist so kostbar, dass es von dem Roten Feuerdrachen bewacht wird. Deshalb hat es auch schon seit ewigen Zeiten niemand gewagt, sich daran zu vergreifen. Sollte das geschehen, wird der Drache aus seinem Schlaf erwachen und seine Wut unermesslich sein. Sein glühender Hass wird den Berg zum Bersten bringen und uns darunter begraben.«
Gut möglich, dass er Recht hat, überlegte Alarik. Aber mit leeren Händen vor Aslan hinzutreten hat ebenfalls schlimme Folgen. »Dann lass uns hoffen, dass dieser Drache nicht erfährt, was wir hier treiben!«
Der Flatterwicht verdrehte die Augen. »Niemand kann den Roten Feuerdrachen hinter das Licht führen, du elender Nichtsweißling! Gut möglich, dass es einen oder zwei Tage dauert, bis er den Diebstahl bemerkt, aber es wird ihm auffallen – und dann wird sein Zorn die Frevler unter sich begraben.«
»Hör bloß nicht auf ihn!«, ließ sich einer der anderen Sklaven vernehmen, die sich inzwischen um Alarik versammelt hatten. »Oder willst du, dass sie einen von uns totschlagen. Und morgen wieder einen?«
Erneut verfiel der Junge ins Grübeln. Was immer sie auch tun würden, es würde böse enden. »Hört zu«, sagte er schließlich. »Wir nehmen erst mal nur einen Brocken mit. Dann haben sie keinen Grund, uns zu bestrafen. Außerdem können wir auf diese Weise feststellen, ob dieser Rote Feuerdrache überhaupt etwas merkt.«
»Unsinn!«, widersprach der Flatterflügler. »Der Rote Feuerdrache lässt sich nicht überlisten.« Auch seine Kameraden, die sich inzwischen ebenfalls am Fundort versammelt hatten, protestierten lautstark. Alle Sklaven jedoch stimmten für Alariks Vorschlag, und so bückte sich der Junge, um den Steinbrocken aufzuheben.
Obwohl fast so groß wie der Kopf eines Kleinkindes, war er überraschend leicht. Alarik verspürte ein warmes Prickeln in der Hand, das wie eine wärmende Welle durch seinen Körper lief.
Eigenartig!
»Kommt!«, sagte er noch ganz unter dem Eindruck dieser Empfindung. »Lasst uns den Fund melden.«
Sie hatten den Ausgang der Höhle noch nicht erreicht, als im Berg ein dunkles Grollen ertönte. Es schien unendlich weit entfernt – und war dennoch nicht zu überhören.
Als Laura wieder zu sich kam, war um sie herum nichts als pechschwarze Finsternis. »Venik?«, fragte sie zögernd und setzte sich auf.
Ihre Stimme hallte, als befände sie sich in einem riesengroßen Raum.
»Laura!« Der Magier musste ganz in ihrer Nähe sein. »Hier bin ich!«
Hastig rappelte das Mädchen sich auf und schritt zögernd in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Dabei streckte es die Arme weit aus, um ein mögliches Hindernis rechtzeitig zu ertasten. Als Lauras Fingerspitzen schon nach wenigen Schritten ein Stück Stoff berührten, war sie erleichtert. »Venik!«, rief sie erfreut. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Ja.« Der Magier ergriff sofort ihre Hand. »Mit dir auch?«
»Scheint so.« Venik stand so dicht vor ihr, dass sie seinen warmen Atem auf ihrer Wange fühlte.
»Wo sind wir hier?«, fragte er gepresst. »Und wie sind wir hierher gekommen?«
»Keine Ahnung.« Obwohl der Verstand Laura
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