Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
unterwarfen und niemand die Welt nach seinem Willen formen wollte.«
»Das will ich auch nicht, Majestät.« Demütig verneigte sich Laura vor dem Drachenkönig. »Aber ich will ebenso wenig wie Ihr, dass Borboron und seine Dunklen Heere den Sieg erringen, und deshalb bitte ich Euch inständig um eine kleine Menge Sterneneisen. Nur so viel, dass das Schwert des Lichts wieder in seinen ursprünglichen Zustand geschmie –«
Ein Aufschrei des Entsetzens ließ Laura abbrechen. Überrascht drehte sie sich um und sah nichts als Gesichter, die von maßloser Wut und unbändigem Zorn gezeichnet waren. Ein Raunen ging durch den Saal, das immer mehr anschwoll, bis es wie das Summen eines aufgebrachten Hornissenschwarms klang.
Als der Gebieter der Winde die mächtige Tatze hob, verstummte es schlagartig, und es wurde wieder so still im Thronsaal, dass man das Fallen einer Schneeflocke hätte hören können. Wiru-Wuru, der Gebieter des Windes, starrte Laura so finster an, dass sie es mit der Angst zu tun bekam. »Das Schwert des Lichts?«, fragte er lauernd. »Hellenglanz?«
»G… G… Genau«, stotterte das Mädchen. »Das Schwert, das Ihr am Anfang der Zei –«
»Schweig!«, donnerte der Drachenkönig. Sein heißer Atem rollte auf Laura zu wie eine Feuerwalze. »Entweder, du bist nicht mehr richtig bei Sinnen, Menschenkind, oder du willst dich über uns lustig machen.«
»A… A… Aber, Majestät«, stammelte das Mädchen. »I… I… Ich verstehe nicht…«
»Wie kannst du die Dreistigkeit besitzen«, fauchte Wiru-Wuru, »uns ausgerechnet um die Wiederherstellung jenes Schwertes zu bitten, mit dem dereinst der Stolz aller Drachen, der größte und mächtigste, der klügste und gütigste aller Könige, die uns Drachen jemals regiert haben, niedergemetzelt wurde – und das von einem Menschenkind! Von einem deiner Brüder, Laura!«
»N ein!« Lukas schrie wie von Sinnen auf, als Attila in die Straße einbog, die zu ihrem Bungalow führte. Denn schon von Ferne sah er, dass im Wohnzimmer noch Licht brannte. In der Einfahrt parkte ein Auto.
Der BMW von Maximilian Longolius!
Dem Jungen wurde schwarz vor Augen. War er vielleicht zu spät gekommen? Waren Sayelle und ihr Typ gerade dabei, das Buch den Flammen zu übergeben?
Noch bevor die altehrwürdige Limousine stand, öffnete er die Beifahrertür, sprang heraus und rannte auf den Hauseingang zu.
Die beiden sollten ihn kennen lernen!
K apitel 24 Die Heimtücke des Drachentöters
m großen Thronsaal des Drachenpalastes herrschte eine atemlose Spannung. Alle Anwesenden, vom Pagen bis hin zu den Mitgliedern des Großen Drachenrates, hatten sich um den Thron versammelt, um der Geschichte zu lauschen, die der Gebieter der Winde Laura und Venik vortrug.
Vor langer Zeit, so erzählte der König der Drachenkönige, waren die Drachen auch auf dem Menschenstern heimisch. Sie lebten in den Bergen, Wäldern, Höhlen, Flüssen, Seen und in allen sieben Meeren. Die Menschen neideten ihnen die Reichtümer, die sie besaßen, und versuchten sie aus ihren angestammten Regionen zu vertreiben, um sich ihre Schätze anzueignen. Die Drachen setzten sich gegen das Unrecht zur Wehr. Da griffen die Bewohner des Menschensterns zu einer bösen List: Bis in die entferntesten Winkel des Planeten verbreiteten sie Gräuelmärchen, in denen sie die Drachen der übelsten Schandtaten bezichtigten. Immer mehr Menschen wurden dadurch in Angst und Schrecken versetzt und machten Jagd auf die vermeintlichen Ungeheuer. Besonders auf jenem Kontinent der Erde, der von den Menschen Abendland genannt wurde, bekämpfte man die Drachen erbittert. Drachentöter zogen durch die Lande und schlachteten die Drachen unter dem Vorwand, unschuldige Frauen und Kinder zu beschützen, gnadenlos ab. In Wahrheit waren die meisten Drachentöter nur blutgierige Meuchler, die es auf die Gold- und Silberschätze ihrer Opfer abgesehen hatten.
Da das Morden kein Ende nahm, schickten die Drachen einen Abgesandten nach Aventerra, um die Drachenkönige um Hilfe zu bitten. Rahab, der damalige König der Drachenkönige, versammelte die drei anderen Regenten um sich, zu denen auch sein Bruder gehörte, und berief den großen Drachenrat ein, um die Lage zu erörtern. Als der Bote vom Menschenstern seinen Bericht vorgetragen hatte, war die Empörung groß. Schnell wurden Stimmen laut, gegen die Menschen in den Kampf zu ziehen und Rache zu üben.
Rahab jedoch, der größte aller Drachenkönige, der ob seiner Klugkeit von allen
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