Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
hatte sich nicht verändert. Alles schien seinen gewöhnlichen Gang zu gehen, und so begaben sie sich wieder zu ihren Pferden, die sie im Schutz eines Wäldchens zurückgelassen hatten.
Als Sturmwind Laura erblickte, ließ er ein aufgeregtes Schnauben hören. »Psst«, mahnte Laura und hastete auf den Hengst zu, um ihm die Hand aufs Maul zu legen. »Sei bloß still, Alter! Oder willst du, dass die Schwarzen Krieger auf uns aufmerksam werden?«
Natürlich nicht!, schien der Blick aus den großen Pferdeaugen zu bedeuten. Dennoch schnaubte der Hengst erneut, etwas leiser zwar, aber deutlich vernehmbar.
»Jetzt ist aber genug!«, zischte das Mädchen und tätschelte dem Schimmel, den eine ungewohnte Unruhe erfasst hatte, besänftigend den Hals. Seine spitzen Ohren spielten aufgeregt hin und her, und seine Flanken zitterten. »Keine Angst«, flüsterte Laura. »Ich bin genauso nervös wie du.« Da stieg ein ungewohnter Geruch in ihre Nase. Sie drehte sich in den Wind und schnupperte. »Eigenartig«, sagte sie an Paravain gewandt. »Was riecht hier so komisch?«
Auch der Weiße Ritter blähte die Nasenflügel und sog die Luft ein. »Schwefel«, stellte er schließlich fest. »Was jedoch nicht verwunderlich ist. Der Schwefelsumpf erstreckt sich schließlich bis vor die Mauern der Burg.« Paravain wollte schon in den Sattel steigen, als er sich eines anderen besann und auf das Mädchen zutrat. »Es gibt allerdings etwas, was mich beunruhigt.«
Laura schaute den Ritter neugierig an.
Ein grübelnder Ausdruck verschattete sein jungenhaftes Gesicht. »Hast du dich nicht auch gewundert, dass Beolor dich einfach hat gehen lassen mit diesem Schwert? Du hättest dich doch kaum wehren können, wenn er Hellenglanz für sich behalten hätte.«
»Wahrscheinlich nicht.« Laura lächelte so verschmitzt, dass das Grübchen an ihrem Kinn deutlich hervortrat. »Und deswegen hat er es ja auch getan.« Ihr Grinsen wurde breiter. »Zumindest glaubt er das.«
Verwirrt schüttelte der Weiße Ritter den Kopf. »Tut mir Leid. Ich kann dir nicht folgen.«
»Wirklich nicht?« Laura runzelte die Stirn. »Dabei habt Ihr mich doch vor der Verschlagenheit der Dunkelalben gewarnt. Völlig zu Recht, denn offensichtlich hatte Beolor von Anfang an geplant, mich zu betrügen und mir nach dem Schmieden nicht das Schwert des Lichts auszuhändigen, sondern eine täuschend echte Kopie. Er konnte also sicher sein, dass ich auf den Betrug hereinfallen würde. Was er allerdings nicht wissen konnte…«
Gespannt spitzte Paravain die Ohren. »Ja?«
»Während der vergangenen Nacht, die ich auf der Insel der Tanzenden Schatten verbringen musste, habe ich eine Harpyie bemerkt, die zum Schauderberg geflogen ist.«
Der Ritter erbleichte. »Syrin?«
»Genau das habe ich auch vermutet. Deswegen habe ich umgehend eine Traumreise in die Höhle gemacht.«
»Und? Was hast du dort erfahren?«
»Dass mein Verdacht richtig war! Syrin und Beolor haben diesen schändlichen Plan offensichtlich gemeinsam ausgeheckt. Die Gestaltwandlerin wollte in der Nacht nur überprüfen, ob sich die beiden Schwerter tatsächlich so ähnlich sind, dass ich den Tausch nicht bemerken würde.«
Paravain wurde noch blasser.
»Nachdem Syrin verschwunden war, hat Beolor das Schwert des Lichts seinem Geheimversteck anvertraut.« Die Erinnerung zauberte Laura ein Grinsen ins Gesicht. »Dabei hätte er mich um ein Haar entdeckt, aber eine kleine Maus hat mich gerettet. Wenig später habe ich mir dann Hellenglanz geholt – und mir heute Morgen auch noch die Kopie überreichen lassen. Beolor sollte doch nicht merken, dass ich ihm auf die Schliche gekommen bin.«
»Wie hast du das Schwert des Lichts vor ihm verborgen?«, wunderte sich der Weiße Ritter. »Es wäre ihm doch sofort aufgefallen, wenn du es bei dir gehabt hättest.«
»Stimmt! Nach meiner Rückkehr auf die Insel habe ich es ans jenseitige Seeufer geschafft – mit Hilfe meiner telepathischen Kräfte! So hat niemand bemerkt, dass ich die Ebene der Eisigen Flammen mit zwei Schwertern verlassen habe. Weder Beolor noch der Nebelflößer, noch dieser seltsame Pferdetroll. Und Venik natürlich auch nicht.«
Paravain legte Laura die Hand auf die Schulter. »Du bist nicht nur tapfer, sondern auch sehr klug. Deshalb bin ich sicher, dass du heute Nacht gegen Borboron bestehen wirst, auch wenn das nicht einfach sein wird.«
»Ich hoffe, Ihr behaltet Recht.« Wehmut legte sich auf das Gesicht des Mädchens. »Ich wünsche mir so sehr,
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