Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
jede Spur von dem Mädchen, sodass sich seine Stiefmutter veranlasst sah, eine Vermisstenanzeige zu erstatten.«
»Was?«, entfuhr es Lukas gegen seinen Willen. Vor Überraschung blieb ihm fast die Spucke weg. Aber Sayelle ist doch in Asien unterwegs! Und hat sich seit Tagen nicht mehr gemeldet. Weder bei Laura noch bei mir. Sie kann doch gar nicht wissen, dass Laura… Aber da dämmerte es ihm, woher der Wind wehte.
D r. S chwanz und P inky!
Sie mussten die Stiefmutter nicht nur informiert, sondern auch zu der Anzeige gedrängt haben! Und sicherlich hatten sie auch die Kripo mit ersten Informationen versorgt.
Lukas rutschte tiefer in den Sitz. Wie raffiniert ihre Feinde doch waren! Deshalb also hatte Dr. Schwartz am Morgen nach Lauras Verschwinden die Internatsleitung niedergelegt: Weil er und Pinky damit gerechnet hatten, dass Professor Morgenstern Lauras Verschwinden nicht anzeigen würde. Was allerdings seine Pflicht als Schulleiter gewesen wäre! Mit diesem Fehler hatte Morgenstern ihnen also einen willkommenen Anlass geliefert hatte, ihm erneut die Polizei auf den Hals zu hetzen.
Lukas wurde ganz schwummerig vor Augen, und die Ausführungen des Kommissars drangen nur noch durch dichten Nebel an sein Ohr.
»Laura wurde mir als sehr verantwortungsbewusste Schülerin geschildert, die bisher noch niemals von der Schule oder von zu Hause weggelaufen ist. Sie hätte auch nicht den geringsten Grund dazu. Ich kann daher nicht verhehlen, dass wir die Angelegenheit sehr ernst nehmen«, fuhr Bellheim fort. »Ich will den Teufel ja nicht an die Wand malen, aber wir können ein Verbrechen nicht mehr ausschließen, auch wenn wir natürlich darauf hoffen, sie wohlbehalten wiederzufinden. Ich darf Sie daher alle, ob Lehrer oder Schüler, ganz herzlich darum bitten, unsere Arbeit nach besten Kräften zu unterstützen. Jeder, der uns sachdienliche Hinweise liefern kann, weil er Laura vielleicht unmittelbar vor ihrem Verschwinden noch gesehen hat und so weiter, wende sich bitte an meinen Assistenten.« Er wies auf die hagere Gestalt, die wie eine gekrümmte Bohnenstange neben dem Ausgang lehnte. »Anton wird die Aussagen zu Protokoll nehmen, und ich verspreche Ihnen, dass wir jeder Spur nachgehen werden. Lauras Klassenkameraden sollen sich bitte alle zu unserer Verfügung halten. Sie werden gebeten, das Internat nicht zu verlassen, bevor sie eine Aussage gemacht haben. Und ihr Bruder…« – Bellheim stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte durch die Reihen der Schüler, als hoffte er, Lukas zu entdecken. Dabei kannte er ihn doch gar nicht! – , »… ihr Bruder Lukas wird gebeten, sich unmittelbar nach der Zeugnisverteilung im Büro des Direktors einzufinden. Ich danke Ihnen.« Damit bog der Kommissar das Mikrophon wieder hoch und verließ nach einem kurzen Nicken in Antons Richtung den Raum.
Unter den Schülern und Lehrern begann es zu brodeln wie in einem Stock wild gewordener Bienen. Ein geradezu irrwitziger Redeschwall setzte ein, und die hitzigen Diskussionen stoppten selbst dann nicht, als Dr. Schwartz ans Mikro trat und lautstark Ruhe forderte.
Kaja sah Lukas ängstlich an. »Was machen wir denn jetzt, Lukas?«, flüsterte sie beklommen. »Wie willst du diese fantastische Geschichte bloß der Polizei erklären?«
Kaja hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Es gab einfach keine vernünftige Erklärung für Lauras Verschwinden. Zumindest nicht für einen normalen Menschen – und schon gar nicht für einen Kriminalkommissar. Bellheim würde weder ihm noch jemand anderem abnehmen, dass Laura sich bester Gesundheit erfreute und sich im Augenblick auf Aventerra befand. Der Beamte, in dessen Job nur handfeste Indizien und gesicherte Fakten zählten, würde bei seinen Nachforschungen nicht eine konkrete Spur von Laura entdecken. Wie sollte er auch? Deshalb musste er annehmen, dass ihr etwas zugestoßen war. Und es war Bellheims Pflicht herauszufinden, wer dafür die Verantwortung trug. Lukas ahnte längst, auf wen am Ende der Verdacht des Kommissars fallen würde. A uf P rofessor A urelius M orgenstern natürlich!
Schließlich hatte der Direktor keine plausible Erklärung dafür, warum er als Leiter des Internats das plötzliche Verschwinden der Schülerin nicht gemeldet hatte. Weder Lauras Mutter noch der Polizei. Damit hatte sich Morgenstern nicht nur einer eklatanten Verletzung seiner Amtspflicht schuldig gemacht, sondern sich zugleich dem schrecklichen Verdacht ausgesetzt, selbst etwas mit dem Verschwinden
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