Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
ihn Herrn Longolius entgegen. »Es geht um diesen Ring hier.«
Der Mann beugte sich vor, nahm die Designerbrille ab und betrachtete das Schmuckstück genau. »Na, so was!«, rief er dann erstaunt aus. »Das ist ja der gleiche Ring, den auch Herr Sephem trägt.«
»Eben – genau darum geht es ja.«
Lukas räusperte sich. Er war plötzlich knallrot angelaufen.
Er scharrte unruhig mit den Füßen und schüttelte nachdrücklich den Kopf.
Laura wusste ganz genau, was ihr Bruder dachte: Ist die jetzt vollkommen übergeschnappt? Sie legte die Hand auf seinen Arm und warf ihm einen beschwichtigenden Blick zu, bevor sie sich wieder an den Verleger wandte. »Auch wenn ich Ihnen den Grund leider nicht verraten kann – ich benötige dringend den Ring von Herrn Sephem. Dies hier ist nur eine Kopie.«
»Und warum bittest du ihn nicht einfach selbst darum?« Herr Longolius sah sie verwundert an. »Tephilos ist doch kein Unmensch. Wenn das so außerordentlich wichtig für dich ist, wird er bestimmt mit sich reden lassen, wenn du versprichst, seinen Ring zurückzugeben.«
»Leider nicht. Ich bin ganz sicher, dass er den Ring niemals aus der Hand geben wird.« Laura sah den Verleger beschwörend an. »Herr Sephem darf unter keinen Umständen erfahren, was mit seinem Ring geschieht. Deswegen wollen wir ihn heimlich mit diesem« – sie hob die täuschend echte Nachbildung empor – »vertauschen.«
»Ihr macht mir Spaß!« Der Verleger ließ ein ungläubiges Lachen hören. »Wie soll das denn gehen?«
»Ich hatte gedacht, Sie könnten uns dabei behilflich sein«, erklärte Laura fest. »Immerhin haben Sie gesagt, dass wir uns immer an Sie wenden könnten, wenn wir mal ein Problem hätten.«
»Ich soll dir Herrn Sephems Ring besorgen?«
Das Mädchen nickte stumm.
Longolius überlegte einen Moment lang. »Und Tephilos wird dadurch keinerlei Schaden zugefugt?«
»Nein«, bestätigte Laura rasch und kreuzte vorsichtshalber die Finger hinter dem Rücken. »Er kriegt den Ring wieder zurück, sobald er seinen Zweck erfüllt hat.«
Unentschieden blickte der Geschäftsmann vom einen zum anderen. Sein glatt gegeltes Haar schimmerte im Licht der einsamen Laterne, die den Parkplatz erhellte. Endlich seufzte er resigniert und nickte. »Also gut«, sagte er schließlich. »Ich will sehen, was ich für euch tun kann.«
»Danke, vielen Dank.« Laura atmete auf und strahlte ihn an. »Allerdings brauchte ich den Ring bis spätestens übermorgen Abend. Bis zu Halloween.«
»Auch das noch.« Herr Longolius runzelte die Stirn. »Aber du hast Glück, Laura. Zufällig bin ich übermorgen mit Tephilos zum Mittagessen verabredet. Da wird sich hoffentlich eine Gelegenheit zu diesem aberwitzigen Halloween-Streich ergeben.«
Fantastisch!
Laura warf ihrem Bruder einen hoffnungsvollen Blick zu. Vielleicht wird ja doch noch alles gut!
» S ei mir gegrüßt, Elysion«, sprach König Mikaal kühl. »Es überrascht mich, dich zu sehen. Nach so vielen Jahren hätte ich mit deinem Besuch wahrlich nicht gerechnet.«
Der Hüter des Lichts senkte den Kopf. »Ich grüße dich auch«, sagte er kaum vernehmbar. »Es fällt mir nicht leicht, dir unter die Augen zu treten.«
Mikaal antwortete nicht. Nur seine Schwingen bewegten sich sacht in der nächtlichen Brise, während er den Besucher abwartend betrachtete.
»Ich stehe tief in deiner Schuld, Mikaal«, fuhr Elysion stockend fort. »Meinetwegen hast du deine einzige Tochter verloren. Hätte ich Niami nicht auf die Gralsburg eingeladen, wäre sie der Feuerschlange niemals zum Opfer gefallen.«
»Niami hatte sich sehr auf den Besuch in Hellunyat gefreut«, erklärte der Gebieter der Wolkentänzer mit trauriger Miene. »Und ganz besonders auf deine Gesellschaft, Elysion!«
Der Hüter des Lichts wusste nicht, wie er fortfahren sollte. Nur zu gut erinnerte er sich daran, wie er selbst dem Besuch der Königstochter entgegengefiebert hatte. Er hatte es kaum erwarten können, die wunderschöne Niami endlich wiederzusehen. Mehr noch – er hatte inständig darauf gehofft, dass sie seine Gefühle erwiderte und sie einwilligen würde, seine Gemahlin zu werden…
Mikaais Worte rissen ihn aus der Erinnerung. »Warum nur hast du uns damals verschwiegen, dass Rygani sich in dich verliebt hatte und auf meine Tochter eifersüchtig war? Hätte ich das gewusst, hätte ich Niami niemals in der Begleitung eines einzelnen Wolkentänzers ziehen lassen. Ich hätte ihr eine ganze Schar zum Geleit mitgegeben, und sie
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