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Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Titel: Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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mittlerweile so dicht, dass sie vorübergehend die Orientierung verloren. In ihrer Panik stießen sie gegen Regale, die polternd umfielen und ihren Inhalt mit sich rissen. Klirrend zersplitterten Flaschen und Tiegel.
    Laura und Lukas hämmerten mit den Fäusten gegen die Tür und schrien um Hilfe. Sie brachten jedoch kaum mehr zustande als ein undeutliches Krächzen, das der Bibliothekar bestimmt nicht hören würde.
    Immer lauter prasselte das Feuer, und die Hitze wurde unerträglich.
    Als Laura sich in Panik danach umdrehte, drohte ihr Herz zu zerspringen: Skorpione, Schlangen, Tausendfüßler und Riesenspinnen kamen auf sie zugekrochen.
    Der Homunkulus hatte den Mund gierig aufgerissen und entblößte eine Reihe spitzer Zähne. Mit einer schlangenähnlichen Zunge fuhr er sich über die blutleeren Lippen – wie in Vorfreude auf ein leckeres Mahl.
     
    K eine einzige Wolke stand am Himmel. Das große Sterneneer weit im Nordosten von Aventerra funkelte in seiner unermesslichen Schönheit. Einem Silberregen gleich warfen die Gestirne Licht auf die tiefblauen Wasser. Der Goldmond spiegelte sich ebenso wie der hell strahlende Menschenstern in den dunklen Fluten, aus denen kleine Inseln emporragten, die Heimat der Wolkentänzer.
    Große Schwärme der geflügelten Wesen kreisten am Firmament. Sie hatten die Schwingen weit ausgebreitet und bewegten sich ruhig und majestätisch durch die Lüfte. Elysion, der auf dem Balkon des Palastes stand, der sich auf der westlichsten Insel erhob, waren die geflügelten Wesen vertraut. Er wartete auf Mikaal, ihren Anführer. Er wusste, dass sie sich in diesen Nächten dem Licht der vollen Monde aussetzten, um Kraft zu schöpfen für die schwere Aufgabe, die das Schicksal für sie vorgesehen hatte: Die Geflügelten wachten darüber, dass das uralte Gesetz, das für alle Bewohner Aventerras galt, nicht übertreten und keinem unschuldigen Wesen dadurch Schaden zugefügt wurde. Die Geister, die den Lauf der Welten bestimmen, hatten dieses Gesetz am Anbeginn der Zeiten erlassen: Niemand aus der Welt der Mythen, so legte es fest, durfte sich in die Geschehnisse auf dem Menschenstern einmischen, um die Geschicke der Menschenkinder zu beeinflussen. Obwohl jeder in Aventerra dieses Gesetz kannte, wurde immer wieder dagegen verstoßen. Selbst Elysion hatte einen solchen Frevel begangen, und obwohl das Ereignis schon unzählige Jahre zurücklag, quälte ihn die Erinnerung daran immer noch.
    Sein Verhalten war unverzeihlich gewesen!
    Seufzend ließ der Hüter des Lichts seinen Blick über die kleine Bucht schweifen, die sich unter ihm ausbreitete. Die Behausungen der Wolkentänzer erinnerten an Vogelnester, die man an den steilen Klippen gebaut hatte. Am höchsten Punkt der Ansiedlung erhob sich der prächtige Palast von König Mikaal. Wie alle übrigen Gebäude der Insel war auch er aus dem hellen Gestein des Scheinstein-Gebirges gefertigt, das sich quer über die gesamte Insel zog und dessen höchste Gipfel bis in die Wolken ragten. Dort, in schwindelnder Höhe, wurden die ganz besonderen Scheinsteine gehauen, aus denen die Geschöpfe gefertigt wurden, die von den Wissenden zum Leben erweckt werden konnten. Zu ihnen gehörten der reimende Riese Portak, die geflügelten Löwen Latus und Lateris und auch der Grausame Ritter Reimar von Ravenstein.
    Mit den Wolkentänzern verhielt es sich genau umgekehrt. Es waren lebendige Wesen, die nach Belieben in eine vollständige Starre fallen konnten, sodass sie durch nichts von einer Steinfigur zu unterscheiden waren, eine Eigenschaft, die ihnen ihre Aufgaben erleichterte. Denn als scheinbarer Teil der unbelebten Welt wurden sie von keinem Lebewesen mehr beachtet. Auf dem Menschenstern, wo sie einen Großteil ihrer Arbeit zu verrichten hatten, war dies von großer Bedeutung. Außerdem verlangsamte dieser Zustand die Körperfunktionen der Wolkentänzer so sehr, dass sie ein mehr als biblisches Alter erreichten. Ein Hundertjähriger galt bei ihnen als kaum den Windeln entwachsen. Wer als ehrwürdiger Greis gelten wollte, musste wenigstens zweitausend Jahre gelebt haben. Die engelhaften Wesen waren nahezu unsterblich, vorausgesetzt, ihr Leben wurde nicht gewaltsam beendet.
    An all das musste der Hüter des Lichts denken, während er auf dem Balkon des Palastes stand und darauf wartete, dass König Mikaal Zeit hatte, ihn zu empfangen. Seit Ewigkeiten hatten sie sich nicht gesehen oder gesprochen, obwohl sie einst gute Freunde gewesen waren. Endlich hörte

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