Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
Elysion Schritte hinter sich.
Erwartungsvoll wandte er sich um und erblickte eine hochgewachsene Gestalt, die zu ihm ins Freie trat. Es war ein Mann, der zwei imposante Schwingen auf dem Rücken trug. Obwohl sein Haar – es war genauso porzellanweiß wie sein Gesicht – noch voll war und er sich kerzengerade hielt, merkte man, dass König Mikaal das Jünglingsalter längst hinter sich gelassen hatte. Die über zweitausend Jahre, die er zählte, waren seinem edlen Antlitz anzusehen.
Als der Herrscher über die Wolkentänzer näher trat, erkannte Elysion, dass es sich genauso verhielt, wie er über all die Jahre hinweg befürchtet hatte: König Mikaal hatte ihm sein Versagen noch immer nicht verziehen!
Kapitel 22 Ein
unvermuteter
Retter
ie von Zauberhand öffnete sich die Tür der Alchimisten-Werkstatt – und die Geschwister stürzten sich mit letzter Kraft hinaus in den Flur!
Ein Mann fing sie gerade noch auf, sonst wären sie mit Sicherheit erschöpft auf den Boden gesunken. Es war - Maximilian Longolius!
»Laura? Lukas?«, fragte er maßlos überrascht. »Was treibt ihr denn hier?«
»Da!«, stieß das Mädchen aus und hustete. Sie deutete auf die Tür. »Das Monster – es will uns töten! Und die anderen Viecher auch.«
»Jetzt beruhigt euch erst einmal!«, sagte Maximilian Longolius und trat zu dem Bibliothekar, der mit dem Schüssel in der Hand auf der Schwelle des Ausstellungsraumes stand. »Was ist hier geschehen, Dr. Wagner?«
Der Angesprochene zuckte nur ratlos mit den Schultern. »Ich kann nichts entdecken.«
»Was?«, schrien Laura und Lukas fast gleichzeitig. Und tatsächlich: Die Werkstatt lag ruhig und verlassen da. Keine Spur von Feuer und Verwüstung! Alles stand unversehrt an seinem Platz – und auch der Homunkulus lag leblos auf seiner Pritsche. Nichts deutete auf die große Gefahr hin, in der sie noch vor wenigen Augenblicken geschwebt hatten.
Das gab es doch nicht!
Kein Wunder, dass Dr. Wagner Lukas und Laura nur verständnislos ansah, als sie von ihrem unheimlichen Erlebnis berichteten. Maximilian Longolius nahm sie jedoch in Schutz.
»Aber ich habe die Flammen von meinem Penthouse aus gesehen, Dr. Wagner«, erklärte Mister L mit ernster Miene. »Deshalb habe ich Sie doch alarmiert. Zum Glück, muss ich sagen.«
Dass in dem Raum nichts auf einen Brand hindeutete, konnte er genauso wenig verstehen wie die Geschwister. Er schüttelte nur wortlos den Kopf, während er den Blick über die Exponate wandern ließ.
Noch einmal holte Laura tief Luft. »Das war knapp!« Während Lukas sich noch in der Werkstatt umschaute, trat sie vor ihren Retter hin. »Vielen Dank, Herr Longolius! Ohne Sie wären wir da nie im Leben heil rausgekommen!«
»Ach!« Der Medienmogul winkte verlegen ab. »Nicht der Rede wert. Es ist doch selbstverständlich, dass man handelt, wenn einem etwas verdächtig erscheint.«
Lukas trat zu ihnen. Er war immer noch blass. »Eigentlich halte ich nur wenig von Zauberei und sonstigem Hokuspokus«, sagte er. »Es handelt sich doch meist um billige Taschenspielertricks. Aber es stimmt tatsächlich, was Oma in ihrem Tagebuch schreibt. Es muss in der Nähe jemanden geben, der sich auf schwarze Magie versteht. Denn die war hier am Werk – ohne jeden Zweifel!«
Herr Longolius erwiderte nichts darauf. Seiner Miene jedoch war anzusehen, dass er die Meinung des Jungen nicht teilte.
Dr. Wagner begleitete die Geschwister und ihren Retter zum Ausgang. Als sie hinaus auf die breite Steintreppe traten, schlug ihnen ein kalter Wind entgegen.
Am Fuß der Stufen blieb Herr Longolius stehen und blickte die Geschwister ernst an. »Entschuldigt die Frage – aber was habt ihr eigentlich so spät am Abend da drin gewollt?«, fragte er.
Sollen wir es ihm verraten?, dachte Laura und warf ihrem Bruder einen ratlosen Blick zu. Eigentlich geht es ihn ja nichts an, aber schließlich hat er uns das Leben gerettet und eine Erklärung verdient.
»Keine Angst«, fügte Longolius hinzu, als er die Unsicherheit des Mädchens bemerkte. »Worum es sich auch handeln mag – ich verrate es niemandem. Ehrenwort!«
Laura hatte plötzlich eine Idee. Herr Longolius kannte Herrn Sephem doch ziemlich gut. Jedenfalls viel besser als Saskia Burwieck! Deshalb würde es ihm bestimmt leichterfallen, die Ringe zu vertauschen. Sollte sie ihn einfach mal fragen? Mehr als ablehnen konnte er ja nicht.
Den Versuch war es allemal wert!
Kurz entschlossen zog Laura den Ring aus der Anoraktasche und hielt
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