Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
Schwarze Fürst war fassungslos. »Wie konnte das passieren?«, fragte er. »Wolltet Ihr ihn nicht ablenken?«
»Das habe ich auch!« Ryganis stechende Reptilienaugen fixierten ihn. »Nur dieser verfluchte Knappe trägt Schuld daran – Alarix, oder wie immer er auch heißen mag.«
»Alarik«, korrigierte Syrin.
»Von mir aus auch Alarik!«, zischte die Feuerschlange. »Seit er vom Roten Feuerdrachen getötet wurde, befindet er sich in der Unterwelt. Offensichtlich hat er das, was hier geschehen ist, genau beobachtet – und dann hatte er nichts Eiligeres zu tun, als es Taranos zu erzählen!«
»Dieser dreckige Hund!« Zornig stapfte Borboron mit dem rechten Fuß auf. »Hätte ich ihn damals doch gleich dem Henker übergeben, anstatt ihn ins Bergwerk zu schicken!«
»Das hätte an der Sache nichts geändert. Dann befände er sich jetzt ebenfalls in Taranos’ Welt.« Erneut legte sich ein böses Lächeln auf das Schlangengesicht. »Wenn Ihr Euch dagegen als großherzig erwiesen und ihm die Freiheit geschenkt hättet, wäre euch dieses Debakel erspart geblieben.«
Der Schwarze Fürst wanderte vor dem zerklüfteten Höhleneingang auf und ab. Die Sonne war bereits untergegangen, und auf dem Grund der Schlucht waren nur noch Schemen zu erkennen. Nur Ryganis Feuerkleid und die unheimlich leuchtenden Augenpaare, die hin und wieder in der schwarzen Tiefe der Höhle aufschimmerten, waren in der Dunkelheit deutlich zu sehen.
Schließlich blieb der Schwarze Fürst vor Rygani stehen. »Und wenn ich Taranos' Aufforderung nicht nachkomme?«
»Was sollte Euch das nützen?«, antwortete die Feuerschlange kühl. »Ihr wisst doch, was dann geschieht – und ein paar Aschehaufen werden Euch im Kampf gegen die Krieger des Lichts kaum etwas nützen.«
Der Schwarze Fürst gab einen Laut der Empörung von sich. »Gibt es keine Möglichkeit, den finsteren Herrn der Unterwelt umzustimmen?«
Rygani überlegte, und für einen Augenblick trat ihre gespaltene Zunge hervor. »Vielleicht gibt es doch einen Weg«, zischte sie schließlich, »Ihr könntet Taranos einen Handel anbieten!«
Kapitel 23 Das
Reich der Schatten
ukas schaute seine Schwester so konsterniert an, als wäre sie ein Wesen von einem anderen Stern. »Nein, Laura, da mache ich nicht mit«, erklärte er dann. »Du musst verrückt geworden sein!«
»Aber wieso denn? Ich habe schon so viele Traumreisen unternommen – sogar nach Aventerra! Warum sollte ich nicht auch ins Reich der Schatten gelangen können?«
»Weil es sich dabei um eine vollkommen fremde Welt handelt, die weder zu Aventerra noch zur Erde gehört!«, antwortete der Junge aufgeregt. »Selbst Elysion hat keinen Zugang dazu, wie in Omas Tagebuch steht.«
Laura machte eine wegwerfende Geste. »Vielleicht hat er es nur noch nicht versucht? Oder es gibt dort niemanden, mit dem ihn so viel verbindet wie mich mit Mutter.« Sie trat näher an den Bruder heran. »Überleg doch mal, Lukas: Zu Halloween lichtet sich der Schleier zwischen unserer Welt und dem Reich der Schatten. Er wird durchlässig. Das hat Rygani doch selbst gesagt. Wenn es also möglich ist, dorthin zu reisen, dann heute Nacht!«
»Aber es ist gefährlich!« In Lukas’ Stimme lag große Angst. »Du bist noch nie im Reich der Schatten gewesen. Du hast nicht die geringste Ahnung, was dich dort erwartet. Wie willst du Mama überhaupt finden?«
»Keine Sorge«, entgegnete Laura mit großem Ernst. Sie hatte nicht den geringsten Zweifel, dass ihr das gelingen würde.
»Durch die besondere Kraft unserer Gefühle ist es uns möglich, einander ganz nahe zu sein. Ich habe es oft genug erlebt. Die Liebe, die ich für sie empfinde, wird mich zu ihr führen – davon bin ich felsenfest überzeugt!«
Lukas musterte die Schwester schweigend. Es war ihm anzusehen, dass sich die Gedanken in seinem Kopf überschlugen. »Nehmen wir mal an, du schaffst es tatsächlich«, sagte er schließlich mit tonloser Stimme. »Was willst du dort überhaupt? Ohne den Ring der Feuerschlange kannst du Mama ja doch nicht zurückholen.«
»Ich weiß«, erwiderte Laura bekümmert. »Aber darum geht es auch gar nicht.«
»Worum denn dann?«
»Mama muss endlich erfahren, dass wir rausgefunden haben, wo sie ist, und dass wir nichts unversucht lassen, um sie zu befreien. Sie darf die Hoffnung nicht aufgeben. Das wäre das Schlimmste, was passieren kann.«
»Nein, Laura«, widersprach der Bruder energisch. »Es wäre noch viel schlimmer, wenn die Feuerschlange dich
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