Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
und so hatte sie nur das getan, was jede andere besorgte Mutter auch gemacht hätte – sie hatte sich an die Polizei gewandt. Und natürlich gab es nicht den geringsten Beweis dafür, dass Maximilian Longolius Kevin tatsächlich auf Laura angesetzt hatte. Zumal dieser bei der Kripo ausgesagt hatte, von dem zwielichtigen Konrad Köpfer dazu gezwungen worden zu sein. Selbst dass es sich bei dem Jungen um den leiblichen Sohn des Medienmoguls handelte, war nur eine Vermutung. Und da Kevin auf Aventerra zurückgeblieben war, bestand auch keine Chance, das durch einen DNA-Test zu beweisen, zumal es für diesen keinerlei rechtliche Handhabe gegeben hätte.
Ähnlich verhielt es sich mit dem alten Buch: Gewiss war nur, dass es aus dem Arbeitszimmer des Vaters verschwunden war. Aber man würde Sayelle und Mister L. kaum nachweisen können, dass sie es gestohlen oder gar verbrannt hatten – auch wenn Lukas felsenfest davon überzeugt war. Das einzige Indiz, das er dafür hätte anführen können, war nämlich derart fantastisch, dass jeder Polizist nur mit einem müden Lächeln abgewunken hätte.
Wie schon vermutet, stritt die Stiefmutter alles ab. Sayelle blieb dabei bemerkenswert ruhig – wie ein zu Unrecht Angeklagter, der felsenfest darauf vertraut, dass sich seine Unschuld am Ende des Prozesses zweifelsfrei erweisen wird. »Ich kann euch durchaus verstehen«, fügte sie noch hinzu. »Inzwischen ist mir natürlich klar geworden, dass aus eurer Sicht vieles ganz anders erscheinen muss, als es in Wirklichkeit war. Aus diesem Grund habe ich anfangs ja auch von Missverständnissen gesprochen, die es zwischen uns gegeben hat.« Sie lächelte milde. »Ich bin ganz sicher, dass sich diese im Laufe der Zeit von selbst erledigen werden.« Ihr Gesicht wurde ernst. »Was aber die Vorwürfe gegen Maximi… äh… gegen Herrn Longolius betrifft: Ich bin der Ansicht, dass man ihm Gelegenheit geben sollte, persönlich dazu Stellung zu nehmen. Das gebietet die Fairness, findet ihr nicht?«
K apitel 3 Die
Neue Schülerin
ls Marius Leander seinen betagten Volvo Kombi am nächsten Morgen durch die herbstliche Landschaft steuerte, um mit seinen Kindern zum Internat zu fahren, musste Laura wieder an die Diskussion mit der Stiefmutter denken. Während Lukas sich scheinbar teilnahmslos auf dem Beifahrersitz fläzte, saß Laura in sich gekehrt auf der Rückbank und hing ihren Gedanken nach. Warum machte ihre Stiefmutter keine Anstalten, ihren Mann zu verlassen? Was hatte Sayelle davon, auch weiterhin mit Marius, Lukas und Laura unter einem Dach zu wohnen? Schließlich war sie in ihrem Journalistenjob überaus erfolgreich, verdiente wesentlich mehr als Marius und war deshalb finanziell gar nicht auf diese Ehe angewiesen. Zumal Maximilian Longolius sie sicherlich mit offenen Armen empfangen hätte! Laura wusste, dass dieser Knilch schon seit langem hinter Sayelle her war. Warum also war ihrer Stiefmutter so sehr daran gelegen, dass ihr Bruder und sie sich wieder mit ihr vertrugen? Liebte sie Marius tatsächlich immer noch, wie sie behauptete? Oder gaukelte sie ihnen das alles nur vor, um Laura und die anderen Wächter in Sicherheit zu wiegen, während sie in Wahrheit nur eine weitere Gemeinheit gegen sie ausheckte? Dies ergab allerdings nur dann einen Sinn, wenn Sayelle zu den Dunklen gehörte. Was bislang nicht bewiesen war.
Vielleicht tun wir ihr ja tatsächlich unrecht?, grübelte Laura. Mit Sicherheit haben Lukas und ich es ihr nicht gerade leicht gemacht. Wir hängen immer noch an unserer Mutter, auch wenn dieser schreckliche Unfall schon so lange her ist!
Acht Jahre – auf den Tag genau!
Wieder musste Laura an die Worte des Drachen Gurgulius denken: »Ich wünsche Euch aus ganzem Herzen, dass Ihr das Geheimnis, das Eure Mutter umweht, auch noch zu lösen vermögt.«
Aber was wollte er ihr damit zu verstehen geben?
Seit dem Tag ihrer Rückkehr hatte Laura immer wieder darüber nachgedacht, war allerdings zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen. Kein Wunder also, dass sie in einem Widerstreit der Gefühle lebte, der ihr zu scharfen machte. Dazu gehörte ihre Freude über das Wiedersehen mit den Freunden genauso wie die vielfältigen Probleme, die ihre lange Abwesenheit nach sich zog. Laura hatte die ersten Wochen des Schuljahres versäumt und musste den verpassten Stoff nachholen. Das bedeutete Lernen, Lernen und nochmals Lernen, sodass ihr kaum noch Freizeit blieb. Zum Glück hatte sie Unterstützung von Lukas und ihrer besten
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