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Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange

Titel: Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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lassen.
    »Schade, dass sie den Namen des Käufers nicht wusste«, meinte Lukas enttäuscht, als sie wenig später nebeneinander zum Internat zurückradelten.
    »Warum denn?«, wollte die Schwester wissen. »Das ist doch nicht weiter wichtig, oder?«
    »Vielleicht doch«, beharrte der Junge. »Vielleicht war er so versessen auf den Ring, dass er ihn unter allen Umständen haben wollte. Deshalb ist er dann bei Opa eingebrochen – oder er hat den Diebstahl in Auftrag gegeben.«
    »Meinst du wirklich?«, fragte Laura zögernd. »Dann hätte er doch wissen müssen, was es mit dem Ring auf sich hat.«
    »Eben!«, sagte Lukas bedeutungsvoll. »Das ist der springende Punkt!«
     
    Das flackernde Licht der Fackeln erhellte den unterirdischen Raum nur spärlich. Irrlichternde Schatten tanzten, ruhelosen Nachtgeistern gleich, über die aus grob behauenem Sandstein gefügten Mauern, die mit Moosen und Flechten überzogen waren. In jeder der fünf Wände war eine eiserne Tür eingelassen. Trotz der modrig feuchten Luft erfüllte ein Geruch nach Feuer und Schwefel die Kammer. Der hochgewachsene Mann, der, umringt von einer Schar dunkler Gestalten, in der Mitte des Raumes stand, war in einen purpurnen Samtumhang gehüllt, der ebenso wie die samtene Kappe auf seinem Kopf mit geheimnisvollen Zeichen bestickt war. Er ließ den Blick langsam vom einen zum anderen schweifen. »Ihr Diener der Finsternis, hört mir zu«, beschwor er sie mit eindringlicher Stimme. »Habt ihr verstanden, was zu tun ist?«
    »Ja, Meister!« Unter den schwarzen Kapuzen der Gesellen verbargen sich bleiche Totenschädel, und die Stimmen klangen dumpf, als kämen sie aus einem Grab. In den leeren Augenhöhlen glühte es gespenstisch rot auf. Krallenartige Skeletthände ragten aus den weiten Öffnungen der Ärmel hervor und umklammerten den Schaft der mächtigen Sense, mit der jeder der fünf Knochenmänner bewaffnet war. »Wir werden darüber wachen, dass kein Sterblicher die Pforte durchschreitet, die ins dunkle Reich unserer Herrin führt!«
    »Und niemand darf ihr Reich gegen ihren Willen verlassen, hört ihr?«, mahnte der Mann eindringlich. »Jetzt nehmt eure Plätze wieder ein und erfüllt den Auftrag, den ihr zu Beginn der Zeiten bekommen habt.«
    »Wie Ihr befehlt, Meister!« Mit diesen Worten begab sich jede der unheimlichen Gestalten zu einem der Sockel neben den fünf eisernen Türen. Die Knochen verursachten ein scharrendes Geräusch auf dem Steinfußboden, als jeder der Sensenmänner den Platz einnahm, der ihm schon vor einer Ewigkeit zugewiesen worden war – zu jener Zeit, als der Tod seine Herrschaft über das Leben angetreten hatte. Nur die messerscharfen Sensenblätter blitzten im flackernden Licht auf.
    Noch einmal blickte der Meister in die Runde. Dann machte er eine kreisförmige Bewegung mit der Hand – und ein Knochenmann nach dem anderen erstarrte, bis alle fünf die Form steinerner Statuen angenommen hatten. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass sie sich noch Sekunden zuvor gerührt hatten. Der Mann im Samtumhang lächelte zufrieden, bevor er sich zur Treppe wandte und die steinernen Stufen emporstieg.
    Als er aus dem Gebäude trat, das inmitten eines weitläufigen Parks stand, blieb er einen kurzen Moment stehen und atmete die kühle Nachtluft ein. Am nächtlichen Himmel trieben dunkle Wolkenfetzen dahin. Der Mond war nicht zu sehen, und die Umgebung war nur schemenhaft zu erkennen. Der Wind frischte auf und fuhr in das Blattwerk der kahler werdenden Bäume, die das Gemäuer wie ein Ring stummer Wächter umstanden. Der Kies auf dem Gehweg knirschte unter den Stiefeln des Mannes, als dieser sich auf den Weg machte. Der großen Steinfigur, an der er vorüberkam, schenkte er keinen Blick. Mit raschen Schritten eilte er auf das imposante Haus zu, dessen dunkle Silhouette nur schwer auszumachen war.
    Kaum war der Mann in dem Gebäude verschwunden, als der Wind noch stärker wurde. Er wirbelte das Herbstlaub auf und ließ die Zweige der Bäume rascheln. Fast hörte es sich so an, als würden sich in ihrem Geäst unsichtbare Wesen düstere Geheimnisse zuflüstern. Die Marmorstatue begann mit einem Mal von innen heraus zu leuchten.
    Es war ein Engel mit dem Gesicht eines edlen Jünglings. Seine langfedrigen Schwingen glichen denen eines Schwans. Sein schlanker Körper war in ein schlichtes, fast bodenlanges Gewand gehüllt. Um die Hüften hatte er ein mächtiges Schwert gegürtet. Das Standbild schimmerte immer heller, bevor die Gestalt

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