Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
herum…«
»Die schwarze Katze«, wiederholte Laura aufgeregt. »Oma Lena hat sie also auch gesehen.«
Lukas hörte auf zu lesen und schlug das Buch zu. »Jedenfalls wissen wir jetzt, was es mit dem Wälzer auf sich hat. Es wird eine Weile dauern, bis ich alle Seiten entziffert und aufgeschrieben habe.«
Laura wollte den Schrank schließen, als ihr ein Fläschchen auffiel, das sich von den bunten Parfumflakons und den anderen Kosmetika unterschied. Es trug im Unterschied zu diesen weder ein Etikett noch eine andere Aufschrift. Aus schmucklosem Glas gefertigt, war es höchstens fünf Zentimeter hoch und enthielt eine klare Flüssigkeit. Ein Korken verschloss den schlanken Hals.
Laura nahm das unscheinbare Behältnis an sich, öffnete den Verschluss und schnupperte an dem Fläschchen. Kein Zweifel – es enthielt eine Essenz aus den Blättern der Lichtrose! In der hintersten Ecke des Faches stand noch eine größere Flasche, in der sich schätzungsweise ein weiterer halber Liter der kostbaren Flüssigkeit befand.
»Nimm beides mit!«, forderte der Bruder sie auf. »Vielleicht kannst du es ja brauchen.«
Eva Luzius hatte nicht das Geringste dagegen einzuwenden. »Ich kann sowieso nichts damit anfangen«, erklärte sie. »Ich würde ja gerne noch mehr von der Tinktur ansetzen. Die Lichtrose blüht doch so üppig wie nie zuvor. Aber leider kenne ich die Rezeptur nicht. Lena hat ihr Wissen mit ins Grab genommen.«
»Schade, aber vielleicht kann ich sie ja noch irgendwo entdecken.« Lukas warf einen vielsagenden Blick auf das Buch.
Im Gegensatz zu Eva verstand die Schwester den Hinweis sofort.
Die alte Dame war sichtlich enttäuscht, dass die Geschwister ihre Einladung zu Kaffee und Kuchen ausschlugen. »Ich habe Pflaumenkuchen gebacken. Außerdem gibt es frische Schlagsahne und nicht dieses künstliche Zeug aus der Dose! Eure Mama konnte nie genug davon kriegen.«
Obwohl Laura das Wasser im Mund zusammenlief, blieb sie standhaft. Schließlich hatten sie noch viel zu tun!
Als Eva Luzius die beiden an der Gartenpforte verabschiedete, kam ihr noch etwas in den Sinn. »Nach eurem Besuch neulich«, sagte sie, »habe ich noch ein bisschen über diesen Ring und den Einbruch nachgedacht – und da ist es mir plötzlich wieder eingefallen.«
Laura wurde hellhörig. »Was denn?«
»Das, was in der Woche vor Michaels Tod passiert ist. Er hat nicht besonders viel verdient, müsst ihr wissen, und so war das Geld damals wieder einmal ziemlich knapp. Er hat sich deshalb mit dem Gedanken getragen, den Ring zu verkaufen.«
Lukas runzelte die Stirn. »Ja, und?«
»Er hat einen Juwelier aufgesucht und den Mann gebeten, das Schmuckstück zu schätzen. Zu Michaels großer Überraschung konnte der nicht einmal feststellen, aus welchem Metall der Ring gefertigt war. Es war ihm völlig unbekannt – und so konnte er natürlich auch nicht sagen, wie viel der Ring wert war.«
Die Geschwister tauschten einen verstohlenen Blick. Kein Juwelier der Welt wäre in der Lage gewesen, den Wert eines von Taranos geschmiedeten Rings zu schätzen!
»Ein Kunde, der zufällig im Laden war, erklärte sich aber trotzdem bereit, Michael den Ring abzukaufen«, fuhr Eva fort. »Er hat ihm eine stattliche Summe dafür geboten.«
»Und wie hat Opa reagiert?«, fragte Laura.
»Er hat gesagt, dass er die Sache gerne in Ruhe überdenken und eine Nacht darüber schlafen würde. Dann hat er dem Mann seine Telefonnummer gegeben und ihn gebeten, am nächsten Tag wieder anzurufen.«
»Und weiter?«
»Nun – wie das Schicksal manchmal so spielt.« Die alte Dame lächelte. »Am nächsten Morgen erhielt Michael mit der Post den Bescheid über eine erkleckliche Steuererstattung. Seine finanziellen Nöte waren damit fürs Erste behoben. Deshalb hat er das Kaufangebot abgelehnt, als der Mann wenig später angerufen hat. Wer weiß: Wenn das Telefon nur eine Viertelstunde früher geklingelt hätte, dann wäre vielleicht alles ganz anders gekommen.«
Während sich Laura Evas letzten Satz noch durch den Kopf gehen ließ, hakte Lukas nach. »Wer war denn der Mann, der den Ring kaufen wollte?«
Eva seufzte. »Wie ich neulich schon gesagt habe: Leider lässt mich mein Gedächtnis immer öfter im Stich. An den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich bin nicht einmal sicher, ob Michael ihn überhaupt erwähnt hat.«
Die Geschwister verabschiedeten sich von ihrer Großtante und versprachen, ein andermal vorbeizuschauen und sich Evas Kuchen schmecken zu
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