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Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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sie verbittert. Sie können zurecht davon ausgehen, dass ich nicht mehr lange durchhalte.
    Allmählich dämmerte es. Der Himmel im Westen färbte sich tiefrot. Oder war es vielleicht im Osten? Laura wusste plötzlich nicht mehr, ob die Sonne auf Aventerra auf die gleiche Weise über den Himmel wanderte wie auf der Erde oder ob es sich dort anders verhielt.
    Ist ja auch egal!, befand sie dann. Wenn ich nicht bald etwas zu essen bekomme, ist es ohnehin um mich geschehen. Ich halte höchstens noch einen Tag durch, bevor ich zusammenklappe.
    Nur noch vierundzwanzig Stunden!
    Es sei denn, sie stieß vorher auf eine Siedlung!
    Da gewahrte Laura in der Nähe eine schroffe Anhöhe, von deren Spitze aus man das umliegende Land bestimmt weithin überblicken konnte. Vielleicht war von dort oben etwas zu erkennen? Eine Wegmarke, die ihr die Orientierung erleichterte. Bäume oder Sträucher, die Früchte trugen. Vielleicht sogar ein Dorf!
    Ohne es zu bemerken, beschleunigte Laura ihre Schritte. Sie wurde immer schneller, rannte den Hügel empor und kraxelte schließlich auf allen vieren weiter, als es immer steiler wurde – wie von Sinnen, als wäre der Teufel hinter ihr her!
    Als Laura endlich den Gipfel der Erhebung erreicht hatte, war sie völlig am Ende. Ihr Atem rasselte wie die rostigen Ketten eines Spähpanzers. Keuchend beugte sie sich vornüber, stützte die Hände auf die Knie und ließ den Blick ins weite Rund schweifen. Sie spähte nach Norden, Osten, Süden und Westen, und dann wusste sie endlich, wo sie sich befand:
    In der Mitte von Nirgendwo!
    Weit und breit gab es weder eine größere Ansiedlung noch den kleinsten Weiler. Nicht einmal eine winzige Hütte! Fruchttragende Pflanzen konnte sie auch keine entdecken. Was bestimmt nicht am schwindenden Licht lag, sondern einfach daran, dass es keine gab.
    Kraftlos ließ Laura sich zu Boden sinken. Erschöpfung und Schmerz füllten ihren Kopf wie Watte, trotzdem wusste sie genau, was das bedeutete: aus und vorbei. Sie war am Ende.
    Es gab keine Hoffnung mehr!
    Am besten stürzte sie sich gleich in den Abgrund, der sich kaum drei Schritte entfernt von ihr auftat. Dann hätte sie es wenigstens hinter sich und müsste sich nicht weiter quälen!
    In diesem Moment hörte sie ein Geräusch in ihrem Rücken. Laura drehte sich um und erblickte das schreckliche Mädchen mit den hohlen Wangen und den verfilzten schwarzen Haaren.
    Laura wollte ihren Augen nicht trauen. Hatte sie Fieber? Oder halluzinierte sie schon? Wo kam diese schattenhafte Gestalt bloß her? Urplötzlich und wie aus dem Nichts?
    Die Kleine grinste höhnisch. Zwischen den aufgeplatzten Lippen waren schwarze Zahnstummel zu sehen. »Warum hast du nicht auf mich gehört?« Ihre Stimme klang heiser. »Dabei habe ich dich doch gewarnt, nicht wahr? Gib auf, Laura, habe ich gesagt, sonst wirst du sterben! Nimm endlich Vernunft an, sonst ist dein Schicksal besiegelt!« Die Augen in dem totenbleichen Gesicht glühten feuerrot auf. »Aber du wolltest mir ja nicht glauben und hast gedacht, du wärst klüger als ich!« Das Gesicht zu einer höllischen Fratze verzogen, machte das Schattenmädchen einen Schritt auf Laura zu, die unwillkürlich ein Stück näher an die Kluft rutschte. »Und jetzt?«, kreischte die dunkle Gestalt, und ihre raue Stimme überschlug sich fast. »Hast du jetzt endlich eingesehen, dass ich Recht hatte?«
    Laura senkte den Blick und schluckte. Natürlich hatte das schreckliche Wesen Recht, wer auch immer es sein mochte. Laura hatte keine Chance mehr. Sie war am Ende. Sie würde – sterben!
    »Zu spät, Laura!«, keifte das Mädchen in ihr Ohr. »Zu spät! Zu spät! Zu spät!« Damit stürmte das dunkle Kind auf Laura zu, streckte die Krallenfinger nach ihr aus – und stieß sie in die Tiefe!
    Laura fiel wie ein Stein. Sie gab nicht einen Ton von sich. Den Blick auf das teuflische Mädchen gerichtet, das ihr von der Anhöhe triumphierend hinterherblickte, stürzte sie in den Abgrund. Dann wurde alles schwarz um sie herum.
     
    U m Himmels willen!«, rief Schwester Heike entsetzt. Sie schlug die Hände vors Gesicht und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Koma-Patientin, die sich ruckartig in ihrem Bett aufbäumte und dann, wie von einer riesigen Faust gepackt, mit Gewalt hin- und hergeschüttelt wurde, wieder und immer wieder, als sei ein Dämon in sie gefahren.
    Die Alarmlichter an den Instrumenten blinkten grell und stießen schrille Signaltöne aus.
    Als der erste Arzt die Tür aufriss

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