Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
Vom Netzwerk:
finsteren Geschöpfe des Schattenforstes auftauchen und sie einfangen?«
    »Wollt Ihr uns beleidigen, Majestät?« Herr Virpo klang entrüstet. »Eure Tochter steht unter unserem persönlichen Schutz! Kein Geschöpf der Finsternis wird sich in ihre Nähe wagen, solange sie sich auf dem Boden des Karfunkelwaldes bewegt. Sonst werden wir die dunklen Gesellen die Kraft des reinen Lichts spüren lassen!«
    »So sei es also«, gab die Einhornkönigin sich schließlich geschlagen. »Geleitet Smeralda zu diesem Menschenkind! Aber bedenkt bitte eins, ihr Herren«, wandte sie sich unmissverständlich an die Flatterflügler. »Ihr seid mir höchstpersönlich für die Sicherheit meiner Tochter verantwortlich – und das solltet ihr nicht vergessen!«
    Smeralda folgte den Flatterflüglern bis zum Saum des Karfunkelwaldes, wo Lukas sie bereits ungeduldig erwartete.
    Beim Anblick der stolzen Einhornprinzessin, die fast schon zu voller Größe herangewachsen war, ging ein Leuchten über sein Gesicht. Noch während er auf sie zulief, rief er ihr entgegen: »Vielen, vielen Dank, Prinzessin, dass Ihr meiner Bitte gefolgt seid!«
    »Das versteht sich doch von selbst«, entgegnete Smeralda. »Ihr Menschenkinder habt so viel für uns Einhörner getan, dass wir euch das gern vergelten wollen.«
    »Dann helft mir bitte, das Leben meiner Schwester zu retten«, flehte Lukas. »Ich bitte Euch aus tiefstem Herzen!«
    »Nichts lieber als das.« Das Einhorn schnaubte freundlich. »Nur weiß ich leider nicht, wie ich das anstellen soll.«
    »Ganz einfach, Prinzessin.« Lukas lächelte und trat ganz dicht an sie heran. »Ihr müsst mir nur folgen.«
    »Folgen?« Smeralda beäugte ihn misstrauisch. »Wohin denn?«
    »Das werdet Ihr gleich erfahren, Prinzessin.« Damit zog Lukas die Decke hervor, die er sich wie einen Umhang um die Schultern gelegt hatte, und warf sie dem Einhorn blitzschnell über. Der Stoff war schwarz und aus dem gleichen Garn gewirkt wie seine Kleidung. »Und jetzt kommt mit, Smeralda!« Er löste das Seil, das um seine Hüfte gebunden war, schlang es dem Einhorn locker um den Hals und zog es daran fort.
    Die Prinzessin folgte dem Jungen auf dem Fuße. Trotz der schrillen Proteste der Flatterflügler, die aufgeregt vor ihr auf und ab schwirrten und sie zur Umkehr bewegen wollten, trottete Smeralda willenlos hinter Lukas her. Die tapferen Flatterwichte gaben ihr Bestes, aber sie konnten den Jungen nicht aufhalten. Lukas war kein Geschöpf der Dunkelheit, und somit war er gegen die Kraft des reinen Lichts gefeit – genau wie Beliaal es vorausgesagt hatte.
    Der Junge grübelte nicht lange darüber nach, warum das Einhorn sich ihm widerspruchslos fügte. Selbst wenn Lukas gewusst hätte, dass die dunkle Decke auf Smeraldas Rücken ihr den freien Willen raubte, hätte er nicht anders gehandelt. Lukas war nur von einem einzigen Gedanken beseelt: Sobald er das Einhorn im Schwarzen Schloss ablieferte, würde Beliaal ihm das Heilmittel für seine Schwester überreichen.
    Das hatte er schließlich fest versprochen!
    Was der Herr der Finsternis dann mit Smeralda vorhatte, ahnte der Junge nicht. Also hatte er der Einhornprinzessin und den anderen Wesen im Karfunkelwald tatsächlich die Wahrheit gesagt: Er war fest davon überzeugt, dass Smeralda ihm half, das Leben von Laura zu retten, wenn sie ihm folgte.
    Und das war das Einzige, was zählte!
     
    Laura war der Erschöpfung nahe. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren und wusste längst nicht mehr, wie viele Tage sie schon durch die unwirtliche Gebirgslandschaft stolperte, in der Borborons Schwarze Garde sie zurückgelassen hatte. Kein Baum und kein Strauch waren zu sehen, bloß Steine und Geröll. Während des langen Ritts hatten sie nicht eine Ansiedlung passiert, nur hin und wieder waren weit in der Ferne dünne Rauchfahnen aufgestiegen, die auf ein Herd- oder Lagerfeuer hindeuteten. Irgendwann hatten die üblen Burschen sie einfach vom Pferd gestoßen und sich wortlos aus dem Staub gemacht. Sie hatten ihr weder erklärt, wo sie sich befand, noch ihr etwas Essbares dagelassen. Laura hatte nichts weiter als eine Flasche Wasser in der Tasche, die Pater Dominikus ihr geschenkt hatte. Am Himmel über sich sah sie riesige Vögel kreisen, Geier wahrscheinlich. Oder andere Aasfresser. Sie warteten wohl schon darauf, dass Laura endlich zusammenbrach oder in eine der zahlreichen Spalten und Schrunde stürzte, die sich allenthalben auftaten, und sich das Genick brach.
    Kluge Tierchen, dachte

Weitere Kostenlose Bücher