Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts
silberheller Stimme. »Ein Stampffußling vom Menschenstern.« Geschwind sauste er auf Lukas zu und verharrte dann direkt vor seinem Gesicht wie ein Kolibri vor einer Blüte. »Habe ich nicht Recht?« Ohne eine Antwort abzuwarten, musterte der geflügelte Wicht mit dem blond gelockten Köpfchen ihn eingehend. »Woran liegt es nur, dass Ihr mir so bekannt vorkommt, Menschling?«, fragte er erstaunt.
»Stimmt, stimmt«, pflichteten seine Begleiter ihm bei. »Er sieht diesem Erdenwesen, das wir beim Leuchtenden Tal getroffen haben, überaus ähnlich. Wie wurde es noch mal genannt, Herr Virpo?«
»Wie vergesslich ihr doch seid, ihr Herren«, tadelte der Angesprochene. »Zumal dieses Menschlingsmädchen einen wunderschönen Namen trug: Laura!«
Lukas glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen.
Laura?
Wie elektrisiert sprang er auf und starrte die Flatterflügler mit glänzenden Augen an. »Ihr kennt meine Schwester?«
»Sieht so aus, Stampffußling.« Die geflügelten Wichte kicherten vergnügt.
Dem Jungen klappte der Unterkiefer herunter. »Seid ihr vielleicht … die Herrn Virpo, Yirpo und Zirpo?«
»Sieh an, sieh an!«, antwortete Herr Virpo. »Der Stampffußling ist gar nicht so töricht, wie er aussieht.« Das Kichern schwoll an, bis es wie das silbrige Geläut eines feinen Glockenspiels über die Wiese vor dem Karfunkelwald hallte. Die Flatterflügler beruhigten sich allerdings rasch wieder und bestürmten Lukas mit der Frage, was ihn zum Karfunkelwald führte.
Als der Junge den drei Herren berichtete, was Laura zugestoßen war, blickten sie ihn bestürzt an. »O weh, o weh! Sie wird doch nicht in die Ewige Dunkelheit eingehen müssen?«
»Ich fürchte schon«, antwortete Lukas niedergeschlagen. »Das teuflische Elixier, das die Dunklen meiner Schwester eingeflößt haben, zehrt ihre Lebensenergie immer weiter auf. Wenn nicht bald etwas geschieht, ist sie verloren.«
»Nun denn, meine Herren!« Herr Virpo blickte die anderen Angeber mit entschlossenem Ausdruck an. »Lasst uns beratschlagen, wie wir diesem bedauernswerten Menschlingsgeschöpf helfen können.«
»Das ist nicht nötig«, warf Lukas hastig ein. »Das weiß ich längst: Bittet Smeralda, zu mir zu kommen, denn nur die Einhornprinzessin kann Laura retten.«
Die Flatterflügler sahen ihn erstaunt an. »Bist du auch sicher, Menschling?«
»Ganz sicher sogar!«, bekräftigte Lukas und hob die Hand zum Schwur. »Bei allem, was mir heilig ist!«
Silvana staunte nicht schlecht, als die Herren Virpo, Yirpo und Zirpo bei ihr auftauchten. »Warum bringt dieses Menschenkind sein Anliegen nicht selbst vor?«, wollte sie wissen.
»Lukas weiß, dass der Karfunkelwald ein besonderer Ort ist und wie sehr Ihr seine Abgeschiedenheit liebt, Majestät«, erklärte Herr Virpo. »Er fürchtet, den Zauber des Waldes durch seine Anwesenheit zu stören.«
Die Einhornstute ließ ein verwundertes Schnauben hören. »Eigenartig«, sagte sie dann.
»Wie wahr, Majestät«, bestätigte Herr Virpo. »Aber so sind diese Menschlinge eben. Manches an ihrem Verhalten erscheint unsereinem in der Tat eigentümlich. Dennoch ändert das nichts an den guten Absichten, die der Stampffußling verfolgt.«
»Ihr glaubt, dass wir ihm vertrauen können?«
»Bestimmt, Majestät«, antwortete Herr Virpo, und seine Begleiter stimmten ihm zu. »Der Junge ist ohne Arg und hegt keine bösen Hintergedanken, wie wir deutlich spüren konnten. Dieser Lukas hat nur eines im Sinn: Er will das Leben seiner Schwester retten, der die Dunklen so übel mitgespielt haben. Und er ist bereit, alles dafür zu geben, selbst das eigene Leben!«
»Das ist sehr nobel.« Silvana schnaubte erneut. »Und überaus ehrenwert.«
»Ihr solltet darum die Bitte des Menschlings auch erfüllen, Majestät«, versuchte der Flatterflügler sie zu überzeugen. »Das Leben eines anderen zu retten ist die höchste und vornehmste Pflicht. Daran ist nichts falsch, und dieses Ansinnen hat jede Unterstützung verdient.«
»Das weiß ich doch.« Silvana stampfte unruhig mit den Vorderbeinen. »Und dennoch …«
Herr Virpo verlor langsam die Geduld. »Ich möchte Euch keineswegs belehren, Majestät«, sagte er eindringlich. »Aber Ihr Einhörner habt den Menschlingen sehr viel zu verdanken. Solange die an euch und die Zauberkräfte eures Horns glauben, ist euer Fortbestand gesichert, vergesst das nicht!«
Silvana war nachdenklich geworden, zauderte aber immer noch. »Und wenn Smeralda etwas zustößt? Wenn unvermutet die
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