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Laura, Leo, Luca und ich

Laura, Leo, Luca und ich

Titel: Laura, Leo, Luca und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Maiwald
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zu landen, wir rasten auf einen frisch gefurchten Spargelacker zu, überschlugen uns mehrmals, überlebten wie durch ein Wunder und krabbelten, nur mit ein paar tiefen Schnittwunden und blauen Flecken, aber fürs Leben traumatisiert, aus dem Wrack.
    Nein, es gab ein solches Erlebnis nicht. Meinen letzten Flug unternahm ich im Oktober 1997.   Ich kehrte aus London zurück, wo ich für den ›Playboy‹ jene bereits erwähnte Reportage über Windhunderennen recherchiert hatte. Es war schon Abend, als das Flugzeug auf die Piste rollte, eine Reisegruppe aus dem Westfälischen schnatterte vergnügt und freute sich auf den Piccolo-Sekt. Dann fiel das Licht aus. Dass das Licht beim Start immer ausgemacht wird, erfuhr ich erst Jahre später, denn das war mein erster nächtlicher Flug |40| gewesen. Ich dachte, das Flugzeug hätte Probleme mit der Elektronik, der Pilot würde aber dennoch den Start riskieren, um keinen Ärger mit den Chefs zu bekommen. Dann fing einer aus der Reisegruppe an, in der dunklen Maschine mit Blitzlicht die lachende Westfalen-Meute zu fotografieren. Ich sah die Fotos schon mit verkokelten Rändern in ›Bild‹, unter der Überschrift »So glücklich flogen sie in den Tod«.
    Es ist ja so: Hätte ich keine Flugangst gehabt, wäre ich wohl nie mit Laura zusammengekommen. Dann hätte ich für mein erstes Münchner Pfingstwochenende vielleicht Last Minute auf Formentera gebucht. Andererseits ist der Gedanke auch nicht sehr apart, eine große Liebe über eine große Angst kennen zu lernen.
    Weil ich ja immer noch viel Zeit als Reisejournalist verbringe und meine Flugweigerung branchenweit bekannt ist, entsteht auf Empfängen irgendwelcher Touristik-P R-Agenturen daraus gern das zentrale Gesprächsthema. Dabei werde ich immer mit den gleichen Sprüchen konfrontiert, etwa dem hier: »Das Gefährlichste am Fliegen ist die Autofahrt zum Flughafen.« Aber stimmt das denn? Nein, denn leider beruht die vermeintliche Sicherheit in der Luft auf einem statistischen Trick. Unbestritten ist lediglich, dass das Auto der Killer Nummer eins ist. Zählt man weltweit die Todesopfer des Bahn- und des Luftverkehrs zusammen und teilt die Zahl durch die zurückgelegten Passagierkilometer, so ergeben sich bei der Bahn 9   Todesopfer pro 10   Milliarden Passagierkilometer, beim Flugzeug nur 3   Todesopfer. Teilt man die Zahl der |41| Opfer aber durch die
Passagierstunden
, gibt mir die Statistik Recht. Bei der Bahn kommen 7   Todesopfer auf 100   Millionen Passagierstunden, beim Flugzeug aber 24   Todesopfer. Die Gefahr, die nächste Stunde nicht zu überleben, ist im Flugzeug mehr als dreimal größer als im Zug.
    Und so wie andere Menschen Zitate von schlauen Menschen bemühen, um ihre Argumentation zu unterfüttern, nenne ich bekannte, große Menschen, die entweder unter Flugangst leiden oder, besser noch, waschechte Flugverweigerung praktizieren. Das beste Beispiel ist der Holländer Dennis Bergkamp, der frühere Offensivspieler von Arsenal London, der dreimal zum Weltfußballer des Jahres nominiert war und seit 1994 nicht mehr fliegt. Wenn Arsenal in der Champions League in Spanien antreten musste, blieb er daheim. Cure-Sänger Robert Smith sollte nach Australien auf Tournee und weigerte sich jahrelang. In die USA fuhr die Band noch mit dem Schiff, aber wie kommt man in überschaubarer Zeit von London nach Sydney? Erst eine Petition mit 38   000   Unterschriften australischer Fans konnte ihn bewegen, ins Flugzeug zu steigen. Während des Fluges hielt Manager Robert Rigby Smiths Hand – »zumindest die wenigen Stunden, in denen er bei Bewusstsein war«, so Rigby. Denn Smith trank vor dem Boarding fünf Brandys und nahm Rohypnol-Tabletten; Bassist Simon Gallup, ebenfalls ein eingefleischter Flugverweigerer, wählte die konservativere Variante und trank zwei Flaschen Chardonnay.
    |42| Sänger R.   Kelly stimmt seine Europatourneen mit dem Transatlantik-Fahrplan der Queen Mary II ab. Der Mann, dessen größter Hit ›I Believe I Can Fly‹ heißt, tut ebenjenes nicht, und zwar nicht erst, seit seine Ex-Frau Aaliyah bei einem Flugzeugunglück in der Karibik ums Leben kam. Als ihn seine Plattenfirma Jive endlich so weit hatte, einmal eine Ausnahme zu machen und mit der Concorde nach London zu kommen, stürzte drei Tage darauf die als nicht abstürzbar geltende Überschallmaschine in Paris ab. Niemand überlebte, R.   Kelly zerriss die Tickets und blieb in den USA.   Zu den Menschen mit entsetzlicher Flugangst

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