LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
vielsagend. »Wie sagt man so schön: Gut Ding will Weile haben.«
»Gut Ding kann mich mal! Warum müsst ihr denn noch warten?«
»Weil Vorfreude bekanntlich die schönste Freude ist«, erklärte Caro. »Und weil man besser den richtigen Zeitpunkt abwartet, wenn man seinem Feind einen vernichtenden Schlag zufügen will. Schlage immer dann zu, wenn der Gegner am wenigsten damit rechnet. Dann
ist deine Aussicht auf Erfolg am größten – und der Schaden, den du anrichtest, noch viel größer.«
»Wow! Woher hast du denn diese Weisheit?«, fragte Sarah. »Aus ›Die Kunst des Krieges‹ von Su Tsu?«
»Nee!« Caro grinste übers ganze Gesicht. »Aus dem gemeinen Evangelium von Caro Thiele!« Dann griff sie zu ihrem Handy und drückte eine Taste. Einen Augenblick später drangen seltsame Geräusche aus dem Gerät: ein Scheppern und Klappern.
Sarah blickte sie verwundert an. »Was ist das denn?«
»Coolio«, antwortete Caro und lächelte. »Oder vielmehr sein Handy. « Als sie bemerkte, dass Sarah einmal mehr nur Bahnhof verstand, fügte sie hinzu: »Ich habe dir doch neulich schon erzählt, dass ich eine kleine Schweinerei damit angestellt habe. Ich hab nämlich heimlich eine Software daraufgespielt, die vor Jahren schon Aurelius Morgenstern zum Verhängnis geworden ist. Aber weder er noch seine Freunde haben das Geringste gemerkt. Das Programm ist natürlich illegal und macht aus einem Handy praktisch einen kleinen Sender. Jedenfalls kann ich alles mithören, was Philipp tut oder was sich in seiner Nähe abspielt.« Sie hielt Sarah das Handy ans Ohr. »Im Moment ist er auf seinem Mountainbike unterwegs.«
Die Freundin verdrehte die Augen. »Ist ja irre spannend!«
»Ja klar!« Caro nickte zufrieden. »Weil Coolio sich nämlich gleich mit Laura trifft, wie ich beim Mittagessen mitbekommen habe.«
»Ho, Sturmwind, ho!« Laura zog am Zügel, um ihren Schimmel zu einer langsameren Gangart zu bewegen. Sein unbändiges Temperament drohte wieder einmal mit ihm durchzugehen. »Halb so schnell ist immer noch schnell genug!«
Dabei konnte sie den feurigen Hengst nur allzu gut verstehen. In den letzten Tagen und Wochen hatte sie für ihn genauso wenig Zeit
gehabt wie für Coolio. Deshalb hatte sie Bauer Dietrich gebeten, dass er oder seine Helfer Sturmwind regelmäßig bewegten. Was Nikodemus natürlich auch ohne ausdrückliche Ansage gemacht hätte. Den ihm anvertrauten Pferden mangelte es nämlich an nichts – und schon gar nicht an ausreichender Bewegung. Sie konnten jederzeit auf seinen weitläufigen Koppeln umherspringen und gingen natürlich auch regelmäßig unter dem Sattel.
Am meisten jedoch genoss Sturmwind die Ausritte mit seiner Besitzerin. Er liebte nichts mehr, als mit Laura auf dem Rücken durch die hügeligen Wiesen, Wälder und Felder rund um Ravenstein zu preschen und war dabei meistens kaum zu bremsen, sodass Laura aufpassen musste, dass er sich nicht übernahm. Dabei waren sie bereits seit einer guten halben Stunde unterwegs. Allerdings nicht allein, sondern mit Coolio.
Laura hat sich nämlich endlich ein Herz gefasst und ihn eingeladen. Nicht zum Ausritt natürlich, sondern zu einem gemeinsamen Picknick auf dem Flupp-Flupp-Hügel. Dazu musste Philipp nämlich nicht auf ein Pferd klettern – vom Reiten hatte er eh keinen Schimmer –, sondern konnte ihr einfach auf seinem Mountainbike folgen. So jedenfalls hatte Laura ihm ihren Vorschlag schmackhaft zu machen versucht.
Zu ihrer großen Erleichterung hatte Coolio tatsächlich zugestimmt. Vielleicht ging es ihm ja ähnlich wie ihr und er hatte eingesehen, dass sie nicht einfach so weitermachen konnten wie bisher. Dass sie sich endlich gründlich aussprechen mussten, wenn sie ihre Liebe noch retten wollten.
Aber genau das wollte Laura!
Und Coolio doch hoffentlich auch!
Im Moment jedoch war von Philipp weit und breit nichts zu sehen. Sturmwind war offensichtlich zu schnell für ihn gewesen und so hatte er nicht mithalten können.
Hoffentlich war Coolio deswegen nicht wieder sauer!
Inzwischen hatte Laura ihr Ziel erreicht: eine kleine Erhebung, auf der vor einigen Jahren ein paar Windräder errichtet worden waren. Das regelmäßige Flupp! Flupp! Flupp! der riesigen Rotoren hatte dem Hügel seinen dämlichen Spitznamen eingetragen: Flupp-Flupp-Hügel. Laura zügelte Sturmwind und stieg aus dem Sattel. Dann befreite sie den Schimmel von der Trense, damit er grasen konnte, und nahm die Satteltaschen und die zusammengerollte Decke von seinem
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