LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
anderen Veranstaltungen dieser Art leider allzu häufig der Fall war. Marys Vorschlag wurde einstimmig angenommen, sogar Pinky Taxus stimmte dafür.
Als erfahrener Regisseur des »Drachenthaler Drachenstichs« hatte Percy Valiant natürlich auch die Spielleitung beim »Kind des Lichts« übernommen. Obwohl Laura und die anderen Darsteller ihre Texte erst am Vorabend erhalten hatten, verzichtete er auf eine Leseprobe und kombinierte die gleich mit einer ersten Stellprobe, die alle Mitwirkenden mit dem Manuskript in der Hand absolvieren sollten. Vor Beginn ermahnte Percy sie allerdings, ihre Texte schnellstmöglich auswendig zu lernen. »Erst dann könnt ihr euch richtig aufs Spielen und Tanzen konzentrieren. Wenn ihr immer erst über den nächsten Dialog nachdenken müsst, seid ihr kaum in der Lage, die entsprechenden Emotionen überzeugend darzustellen, n’est-ce pas ?«
Wo er recht, hat er recht, dachte Laura.
Dann meldete sich Philipp zu Wort. »Gilt das auch für mich und die anderen Ersatzleute? Wir sind doch nur so eine Art Stand-Ins für Yannik und die übrigen Darsteller aus Glaremore Castle. Sobald die hier auftauchen, übernehmen sie doch unsere Parts. Yannik spielt den Alavain, und ich bin außen vor.«
» C’est vrai «, bestätigte Percy. »Dennoch fände ich es super, wenn auch ihr eure Texte lernen würdet. Meinst du nicht auch, Sira?« Er drehte sich um und sah die neue Lehrerin mit so bewunderndem
Blick an, als hätte er noch nie im Leben eine hübschere Frau gesehen.
Sieh mal einer an!, dachte Laura. Was geht denn hier ab?
Da die amerikanische Aushilfslehrerin für die Choreografie zuständig war, hatte sie sich etwas abseits auf einen Klappstuhl gesetzt, um den ersten Probendurchgang aus dem Hintergrund zu verfolgen. »Ich denke, Percy hat recht«, sagte sie nach kurzem Nachdenken. »Auch wenn ich es nicht hoffen will, kann doch immer mal was passieren und dem einen oder anderen etwas zustoßen. Deshalb gibt es an professionellen Theatern meistens eine Zweitbesetzung. Ich fände es wichtig, dass auch wir im Notfall auf geübte Ersatzspieler zurückgreifen könnten.«
Percy nickte ihr selig lächelnd zu und wandte sich wieder an Coolio. »Hast du gehört? Also tu mir bitte den Gefallen und lerne deinen Text. Und ich bin mir sicher, dass du zur Belohnung einen ganz dicken Kuss von Laura bekommst.« Er blickte sie augenzwinkernd an. »Habe ich nicht recht?«
»Natürlich, Percy. Aber nur weil es so im Script steht.« Laura deutete auf die letzte Textseite und las die Regieanweisung laut vor: »Liara und der Weiße Ritter Paravain fallen sich in die Arme und küssen sich so leidenschaftlich, dass die im Karfunkelwald versammelten Elfen verschämt die Augen schließen und selbst die Einhornkönigin Smeralda den mit dem im Mondlicht glänzenden Elfenbeinhorn geschmückten Kopf schüttelt.« Damit linste sie zu dem kleinen Häuschen abseits der Bühne, in dem die Steuergeräte für die Licht- und Bühnentechnik untergebracht waren. »Ich bin nur mal gespannt, ob Lukas das auch so hinkriegt.«
»Würde mich wundern, wenn nicht!« Percy klang absolut überzeugt. »Das Problem müsste noch gefunden werden, das dein Bruder nicht knackt.« Er wollte endlich mit der Probe beginnen, bemerkte
dann aber eine Limousine, die in den ausschließlich den Mitwirkenden und dem Bühnenpersonal vorbehaltenen Bereich hinter der Bühne einbog und dort anhielt.
Es war der betagte Wagen, den Aurelius Morgenstern seiner Nachfolgerin vererbt hatte. Aber Miss Mary benutzte ihn genauso selten wie ihr Vorgänger und überließ ihn in der Regel Attila Morduk. Auch diesmal saß der Hausmeister wieder hinter dem Steuer. Schon wenig später stapfte Attila mit wiegenden Zwergriesenschritten auf die Bühne zu. »Tut mit leid, dass ich stören muss«, sagte er zu Percy. »Aber Miss Mary bittet dich, sofort in ihr Büro zu kommen.«
»Ausgerechnet jetzt.« Percy verzog ungehalten das Gesicht. »Muss das wirklich sein?«
»Ich fürchte, ja.« Attila nickte bekümmert. »Sonst würde ich die Probe doch nicht stören.«
»Was will die ’olde Mary denn von mir?«
»Das weiß ich nicht.« Der Zwergriese fuhr sich verlegen über den kahlen Schädel. »Aber ihrem Gesicht nach zu urteilen, scheint es sich um eine ernste Sache zu handeln.«
Während Percy und Attila zum Wagen gingen, sah Laura ihnen verwundert nach.
Auch Kaja, die die von Sarah abgelehnte Singstimme der Einhornkönigin übernommen hatte und deshalb ebenfalls an
Weitere Kostenlose Bücher