LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
Kommissar finster. »Und jetzt gehen Sie gefälligst zur Seite, damit wir diesen Mädchenschänder abführen können.«
Sira rührte sich nicht einen Millimeter. »An Ihrer Stelle würde ich das nicht tun.«
»Wollen Sie mich vielleicht daran hindern?«
Sira blieb die Ruhe selbst. »Das will ich keineswegs. Aber es ist Ihrer Karriere sicherlich nicht förderlich, wenn Sie einen Unschuldigen verhaften. Und dass Percy unschuldig ist, kann ich jederzeit bezeugen.«
Die kleine Kirche wurde vom fahlen Mondlicht nur spärlich erhellt. Der spitze Turm ragte wie ein mahnender Zeigefinger in den nachtschwarzen Himmel. Mitternacht war längst vorbei und das gesamte Dorf lag im tiefen Schlaf, sodass weit und breit keine lebende Seele zu sehen war. Nur ein paar Fledermäuse auf Beutejagd geisterten hin und wieder lautlos durch die alten Bäume, die die Kirche wie schläfrige Wächter umringten.
Mit einem Mal wurde beide Flügel der Eingangspforte aufgestoßen und zwei dunkle Gestalten traten aus der Finsternis der Kirchenschiffes. Sie schleppten einen Gegenstand mit sich, der wie eine große Schüssel aussah. Er musste ziemlich schwer sein, denn der kleinere der beiden stöhnte und ächzte angestrengt.
»Jetzt sei Er doch nicht so laut!«, herrschte der Rote Tod den Internatsgärtner an. »Er weckt ja noch den Pfaffen auf mit seinem Gestöhne.«
»Du hast gut reden«, maulte Albin Ellerking. »Die Kräfte von euch Wiedergängern sind ebenso unerklärlich wie eure Fähigkeiten. Deshalb merkst du auch gar nicht, wie sehr unsereins sich schinden und plagen muss.«
»Jetzt übertreibe Er bloß nicht so schrecklich! Es sind doch nur noch ein paar Meter …« Während Köpfer mit dem Kopf in Richtung des Lieferwagens deutete, der sich mit offener Ladeklappe unter zwei nahen Bäumen versteckte, leuchtete sein Haarschopf im Mondlicht rot auf. »Und dann haben wir es geschafft. Aber bitte: Wenn Er unbedingt möchte, stellen wir das Ding halt ab und verschnaufen für eine kurze Weile.«
»Dafür wäre ich dir überaus dankbar«, sagte Ellerking und stöhnte erneut. »Auch wenn du wahrscheinlich längst vergessen hast, was Dankbarkeit bedeutet.« Als wäre die seltsame Schüssel höchst zerbrechlich, senkten sie sie mit größter Vorsicht auf den Boden.
Der Gärtner richtete sich erleichtert auf und massierte den schmerzenden Rücken. »Ich hoffe«, sagte er mit Blick auf den geheimnisvollen Gegenstand, »dass wir jetzt endlich alles beisammenhaben, was unser Herr und Meister für das Feuer des Phönix benötigt.«
»Wie man’s nimmt.« Der Rote Tod spähte wie ein lauernder Kojote zu den Fenstern des direkt neben der Kirche gelegenen Pfarrhauses.
»Wie man’s nimmt, wie man’s nimmt«, äffte Ellerking ihn ungehalten nach. »Das ist doch keine Antwort. Entweder wir haben alles beisammen – oder eben nicht!«
»Jetzt sei Er doch nicht so ungeduldig.« Der Rote Tod löste endlich den Blick vom Pfarrhaus, offensichtlich zufrieden, dass dort niemand erwacht war, und wandte sich seinem dunklen Bruder zu. »Die Utensilien haben wir in der Tat beisammen. Aber das Wichtigste fehlt immer noch.«
»Das Wichtigste?« Der Nachtalb glotzte ihn verständnislos an. »Was denn?«
»Der Mensch, in dessen Gestalt unser Herr und Meister wiedergeboren werden möchte«, raunte Köpfer geheimnisvoll. »Avataris hat ihn schon längst ausgewählt und dennoch werden wir ihn erst unmittelbar vor dem Ritual in unsere Gewalt bringen. Nicht dass jemand sein Verschwinden noch kurzfristig bemerkt und ihn in letzter Sekunde vor dem Tod im Feuer bewahrt.«
Ellerking schluckte. Natürlich wusste er, was es mit dem Feuer des Phönix auf sich hatte und welchem Zweck es diente. Die dunklen Vorväter hatten es schließlich schon vor Urzeiten praktiziert und ihr geheimes Wissen an ihre Nachkommen weitergegeben. Aber etwas
zu wissen oder erzählt zu bekommen, war etwas ganz anderes, als es leibhaftig mitzuerleben. Und genau das stand ihm in wenigen Tagen bevor.
In der Mittsommernacht.
Doch noch immer war sich Ellerking nicht schlüssig, ob er sich auf das grausige Ritual freuen sollte oder nicht.
»Jetzt halte Er nicht länger Maulaffen feil! Packe Er lieber mit an, damit wir endlich von dannen kommen. Orte wie dieser …« Das bleiche Gesicht vor Abscheu verzerrt, deutete Konrad Köpfer auf die Kirche. »… bereiten mir höllisches Missbehagen. Mir wird speiübel, wenn wir noch länger hier verweilen!«
Damit packten sie wieder an und schleppten
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