LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
übernommen hatten; den Geschichts-und Erdkunde-Pauker Dr. Schnuffelpuff Schneider-Ruff sowie den Sachkunde-Prof Rudolf »Dschingis« Wagner, die für die Sportwettkämpfe verantwortlich waren; die spilligere Biologielehrerin Elisabeth Holunder, die zusammen mit dem Bibliotheksdrachen Fräulein Amalie Bröselsam den Versorgungstrupp dirigierte; und natürlich Attila Morduk, der als Mädchen für alles fungierte und damit auch an allem,
was schiefging, die Schuld tragen würde, wie er zumindest übellaunig annahm.
Nachdem jeder ausführlich Bericht erstattet und Miss Mary sie noch einmal gebeten hatte, das Team von »SCIENCE TV« nach besten Kräften zu unterstützen, richtete die Direktorin noch letzte Worte an ihre Mitarbeiter. »Ich denke, wir haben alles getan, was in unserer Macht stand, und können dem Festival guten Gewissens und frohen Mutes entgegensehen. Wenn wir uns auch weiterhin so anstrengen wie bisher und alle fest zusammenhalten, kann eigentlich nichts schiefgehen.«
»Das denkst du auch nur, du Klugscheißerin!« Albin Ellerking kicherte. »Und jetzt schlaf schön. Dir bleiben schließlich nur noch wenige Nächte und dann – PENG!« Breit grinsend schaltete er das kleine Tonbandgerät aus, befreite sich von den Ohrstöpseln und ließ beides in der geräumigen Tasche seines Gewandes verschwinden. Dann schälte er sich aus dem dichten Kirschlorbeerstrauch, in dessen Schutz er das im ersten Stock des Burggebäudes gelegene Lehrerzimmer von Ravenstein beobachtet hatte, und blickte hoch zu einem der Fenster, auf dessen Sims ein kaum wahrnehmbarer Schemen kauerte: Es war Gnorm, sein Lemurenäffchen.
Miss Mary hatte das Treffen im Lehrerzimmer kaum eröffnet, da hatte Albin nämlich das so harmlos wirkende Tier dorthin beordert, damit die Wanze an seinem Halsband jedes Wort der Versammelten an sein Herrchen senden konnte. Obwohl der Nachtalb nichts weltbewegend Neues erfahren hatte – eigentlich überhaupt nichts Neues, wenn er es recht bedachte –, war er restlos zufrieden. Das bedeutete schließlich, dass ihre Feinde noch immer nicht ahnten, welche Katastrophe ihnen bevorstand. Sie waren noch immer völlig arglos und würden blind in die von langer Hand vorbereitete Falle gehen.
Dieser Gedanke ließ Albins Herz kräftig hüpfen, und er konnte es kaum mehr erwarten, seinem Herrn und Meister die gute Nachricht zu überbringen.
Alles war fast genau so wie vor ein paar Tagen: Wieder wurde die riesige Höhle von flackerndem Fackellicht erhellt, in dessen irrlichterndem Schein der mächtige Steindrache genauso furchterregend wirkte wie eh und je. Dabei ahnte keiner der vor ihm versammelten Jugendlichen, dass das Untier schon vor Tausenden von Jahren die Menschen so sehr in Angst und Schrecken versetzt hatte, dass sie ihm Opfer darbrachten. Vornehmlich Menschenopfer, weil sie darauf hofften, ihn auf diese Weise zu besänftigen und von ihm verschont zu bleiben.
Diesmal waren allerdings weit mehr in die Höhle gekommen als beim letzten Treffen. Die Zahl der dunklen Jünger umfasste nun schon mindestens drei Dutzend, wie Avataris zu seiner Zufriedenheit feststellte. Genauso zufrieden war der schwarze Dämon mit dem steinernen Taufbecken, das seine Helfer in der Nacht zuvor besorgt hatten. Sie hatten es dicht vor dem endlosen Schlund platziert und bereits mit dem geweihten Öl gefüllt, das das Feuer des Phönix speisen würde.
Aber noch war es nicht so weit!
Noch war der richtige Zeitpunkt nicht gekommen, und so galt es auch weiterhin, wachsam zu bleiben, damit in den kommenden Tagen alles genau nach Plan verlief und sein sehnlichster Wunsch endlich in Erfüllung ging.
Nicht auszudenken, wenn in letzter Sekunde noch etwas dazwischenkäme!
Dann wären alle Anstrengungen vergeblich gewesen, und er selbst wäre dazu verdammt, auf immer ein Dasein als Dämon zu fristen – ein Gedanke, der weit schlimmer war als der Tod.
Avataris hatte deshalb längst einen Entschluss gefasst: Wenn das Ritual wider Erwarten schiefgehen sollte, würde er sich freiwillig in den Schlund des Großen Drachen stürzen und in seinem Feuer schmoren, aber …
Was sollte denn schon schiefgehen?
Diese Vorstellung war so absurd, dass für einen Moment ein winziges Lächeln über das Gesicht des schwarzen Dämons huschte, bevor er sich mit der gleichen finsteren Miene wie immer an die versammelten Jugendlichen wandte. Wie schon beim letzten Mal wurden sie auch diesmal wieder von Caro Thiele, Tim Neumann und den Geschwistern
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