LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
nicht auszuschließen sind, wird die Bevölkerung der betroffenen Region bis auf Weiteres gebeten, besondere Vorsicht walten zu lassen und nach Einbruch der Dunkelheit ihre Wohnungen möglichst nicht
mehr zu verlassen.‹« Marius ließ die Zeitung sinken. »Was sagt ihr dazu?«
Lukas zog eine Grimasse. »Klingt ziemlich mysteriös und ist gleichzeitig wieder mal typisch für die Arbeitsweise der Polizei: Alles, was nicht ins herkömmliche Raster passt, liegt natürlich am Alkoholkonsum und wird nicht weiterverfolgt. Ich wette jeden Betrag, dass unser hochverehrter Kommissar Bellheim sich genauso verhalten würde.«
Bei den spöttischen Worten des Bruders musste Laura lächeln. Lukas und sie hatten in den vergangenen Jahren häufiger mit Wilhelm Bellheim, dem hochnäsigen Chef der Hohenstadter Kripo, zu tun gehabt und dabei feststellen müssen, dass der immer grimmig und finster dreinblickende Mann, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit einer Bulldogge hatte, zu der Sorte Menschen gehörte, die sich stets nur auf den allseits bekannten Pfaden bewegten. Unter keinen Umständen war er bereit, auch nur einen Millimeter davon abzuweichen.
Im Gegensatz zu ihnen hatte ihre Mutter noch keine Bekanntschaft mit Bellheim gemacht. Was vielleicht erklärte, weshalb Anna den Kommissar sogar in Schutz nahm. »Das könnte ihm auch niemand verdenken«, warf sie nämlich ein. »Mit dem normalen Menschenverstand ist doch gar nicht zu begreifen, was sich manchmal hinter dem äußeren Anschein der Dinge abspielt. Schließlich hat nicht jeder solche fantastischen Erlebnisse gehabt wie wir. Zu Recht ist der normale Leser skeptisch, wenn er solche Meldungen liest.«
»Das ist noch lange kein Grund, alles Unerklärliche einfach zu ignorieren«, widersprach Lukas vehement. »Wie sagte ein ebenso weiser wie berühmter Mann doch schon vor Jahrhunderten: ›Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure Schulweisheit sich träumen lässt!«
Laura verdrehte die Augen: Lukas konnte es sich einfach nicht
verkneifen, mit seinem fast enzyklopädischem Wissen anzugeben. »Glaubst du vielleicht, du kannst uns mit deinen Shakespeare-Kenntnissen beeindrucken, du Super-Kiu?«, giftete sie ihn an. Dann wandte sie sich an ihre Mutter. »Kannst du nicht endlich dafür sorgen, dass Lukas als Kandidat beim ›Schneller-Wisser‹-Quiz von ›SCIENCE-TV‹ angenommen wird?«
Anna blickte sie verwundert an. »Wieso das denn?«
»Weil er dann endlich mal merkt, dass auch sein Wissen begrenzt ist, und ihm sein Hochmut vergeht.«
»Verstehe.« Anna lächelte. »Leider kann ich dir nicht helfen. Ich habe mit dem Quiz absolut nichts zu tun – und schon gar keinen Einfluss auf die Auswahl der Kandidaten.«
»Schade.« Laura warf ihrem Bruder einen giftigen Blick zu. »Ich wette, dass du vor den Fernsehkameras nur hilflos herumstottern würdest. Aber dir fehlt ja bestimmt der Mut, dich für ›Die Schneller-Wisser‹ zu bewerben.«
»Schau’n mer mal«, gab Lukas mit einem eigenartigen Grinsen zurück.
Marius ignorierte die Kabbelei seiner Sprösslinge völlig. Wie viele andere Geschwisterpaare auch, brauchten Laura und Lukas diese Sticheleien offensichtlich genauso sehr wie die Luft zum Atmen. Deshalb wäre jeder Kommentar seinerseits entweder folgenlos geblieben oder hätte ihren Streit nur noch verschärft. Und das eine war genauso wenig erstrebenswert wie das andere. »Ihr seid also der Meinung«, fuhr er deshalb einfach fort, »dass der Zeuge die Wahrheit gesagt hat und die Männer tatsächlich von lebendig gewordenen Steinmonstern angefallen wurden?«
»Ich würde es zumindest nicht von vornherein ausschließen«, antwortete Laura. »Dass Denkmäler und Statuen und gelegentlich sogar harmlose Pflanzenskulpturen lebendig werden, haben wir in den
letzten Jahren oft genug erlebt. Und was bei uns möglich ist, kann in Schottland genauso passieren.«
»Ganz meine Meinung«, pflichtete Lukas ihr bei. Geräuschvoll schleckte er sich klebrige Honigreste von den Fingerspitzen. »Deshalb sollten wir dieser Meldung mal weiter auf den Grund gehen.«
»Und wieso?«, fragte Anna.
»Weil Glaremore Castle nicht weit von Edinburgh entfernt liegt, wie du vorhin selbst gesagt hast. Und je länger ich über diese lebendig gewordenen Gargoyles nachdenke, umso größer wird mein Verdacht, dass die Dunklen dabei ihre schmutzigen Finger im Spiel haben könnten. Was gleichzeitig bedeuten würde, dass unseren Freunden in Glaremore Castle möglicherweise Gefahren
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