LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
drohen.«
»Das sehe ich genauso.« Laura sah ihren Bruder nachdenklich an. »Deshalb sollten wir uns schnellstens mit Yannik in Verbindung setzen. Vielleicht ist er dieser mysteriösen Geschichte ja schon nachgegangen und weiß bereits mehr darüber?«
»Gute Idee.« Marius Leander nickte ihnen aufmunternd zu. »Aber vorher hört euch bitte noch diese Meldung an. Sie steht im Lokalteil: ›Urnenraub auf dem Krohnburger Friedhof bleibt ungeklärt.‹«
Kapitel 3
Beltane
W as sagst du dazu, liebste Mary?« Strahlend vor Begeisterung zeigte Percy Valiant ins weite Rund der Freilichtbühne, die in dem kleinen Talkessel zu seinen Füßen von der warmen Morgensonne beschienen wurde. Die amphitheaterartige Open-Air-Arena mit den steil ansteigenden Sitzreihen lag inmitten von Wiesen und Wäldern am Rande von Drachenthal, einer ebenso malerischen wie überschaubaren Ortschaft, nur eine kurze Autofahrt von Ravenstein entfernt. »Kannst du dir einen besseren Schauplatz für unsere Aufführung vorstellen als diesen ’ier?«
Miss Mary Morgain – ihr heller, von Sommersprossen gesprenkelter Teint und der rötliche Farbton ihrer Haare verrieten ihre schottische Heimat – zögerte mit der Antwort. Obwohl sie ungefähr gleich alt war wie ihr blonder Wächterkollege – beide gingen auf Ende dreißig zu –, wirkte sie um einiges ernster als der athletische Mann aus dem Burgund, der seit vielen Jahren Sportunterricht am Internat Ravenstein erteilte. Kein Wunder: Seit die Englisch- und Französischlehrerin nach dem tragischen Tod von Professor Aurelius Morgenstern die Leitung der altehrwürdigen Lehranstalt übernommen hatte – Aurelius selbst hatte sie in seinem Testament dafür vorgeschlagen – , lastete die Bürde des schweren Amtes auf ihren zarten Schultern. Das hatte natürlich Spuren in ihrem hübschen Gesicht
hinterlassen, wenn auch nur geringe, die zudem erst beim genauen Hinsehen zu erkennen waren. Marys Arbeitspensum war enorm, zumal die leidenschaftliche Lehrerin sich nicht nur um Verwaltung, Organisation und Finanzen kümmerte, sondern auch weiterhin regelmäßig Unterricht erteilte. Freizeit war damit fast zu einem Fremdwort für sie geworden. Allerdings war das nicht der Grund, warum Percy und Mary das Mai-Wochenende in Ravenstein verbrachten. Im Gegensatz zur Mehrzahl ihrer Kollegen unterhielten sie nämlich keinen weiteren Wohnsitz und lebten ausschließlich im Internat – Percy im Lehrerhaus gleich neben der Burg und Miss Mary in dem von Efeu und Waldreben überwucherten Häuschen von Professor Morgenstern im Burgpark von Ravenstein.
»Jetzt sag schon, Mary«, drängte Percy die Kollegin, die genau wie er dem verschworenen Bund der Wächter angehörte, von dem die meisten Menschen nicht einmal ansatzweise ahnten. Nur einige wenige Eingeweihte wussten von dem erbitterten Kampf, den die Vertreter des Lichts und der Dunkelheit schon seit Anbeginn der Zeiten miteinander ausfochten, völlig im Geheimen und hinter der Oberfläche der sichtbaren Welt. Bislang hatten die Wächter, die Krieger des Lichts, stets die Oberhand über ihre nimmermüden Feinde, die Dunklen, behalten und den Sieg der Finsternis damit verhindert. Sonst wäre die Erde nämlich dem Untergang geweiht gewesen – und ihr geheimnisvoller Schwesterplanet Aventerra gleich mit.
Als die Direktorin noch immer nicht antwortete, fuhr sich Percy durch seinen dichten Blondschopf und blickte seine zierliche Kollegin verlegen an. »Soll ich dir lieber noch mal erklären, wie ich mir das vorstelle? « Dass er aus dem Burgund stammte, war seinem Deutsch kaum mehr anzuhören. In den vergangenen Monaten hatte er nämlich hartnäckig an seiner Aussprache gefeilt, und so war von seinem französischen Akzent, der früher weit dicker gewesen war als der dickste
Camembert, kaum mehr etwas übrig geblieben. Meistens verschluckte er noch das »H«, aber das war auch schon alles.
»Das ist eine gute Idee, Percy.« Miss Mary lächelte erleichtert. »Vielleicht habe ich dir ja nicht richtig zugehört, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich deine Ausführungen nicht so recht verstanden.« Damit wandte sie sich an den Dritten in ihrem Bunde, einen wahren Hünen, auf dessen massigem Körper ein gewaltiger und völlig kahler Kopf thronte, der eine gewisse Ähnlichkeit mit einer rosig glänzenden Bowlingkugel aufwies. »Oder ging es dir vielleicht anders, Attila?«
»Ach was«, antwortete Attila Morduk im dröhnenden Bass. Er winkte mit mürrischer Miene ab. »Ich habe
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