LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
er wie Laura im Zeichen der Dreizehn geboren worden war, verfügte er ebenfalls über alle drei fantastischen Fähigkeiten der Wächter. Das kam so selten vor, dass sich jedes Wächterinternat glücklich schätzte, wenn es wenigstens einen dieser besonders begabten Krieger des Lichts in seinen Reihen hatte. Glaremore Castle zum Beispiel war dieses Glück schon seit über einem Jahrhundert nicht mehr beschieden gewesen. Ausgerechnet dort aber waren die Dunklen, die erbitterten Feinde der Wächter, übermäßig stark vertreten. Aus diesem Grunde hatte Miss Mary Morgain, natürlich nach Rücksprache mit ihrem Direktorenkollegen Conor McLightning, Yannik Anders gebeten, ans schottische Internat zu wechseln, um die Vertreter des Lichts zu stärken. Nach langem Überlegen hatte Yannik schweren Herzens zugestimmt. Weil er genau wie Laura wusste, dass die große Aufgabe der Wächter, mit allen Kräften für das Gute zu streiten, wichtiger war als ihre persönlichen selbstsüchtigen Wünsche.
Aber davon durfte Yannik Kaja ja nichts erzählen!
Obwohl sie durch ihre enge Freundschaft mit Laura mehr über das große Mysterium wusste als alle anderen Ravensteiner zusammen, waren Kaja die wahren Hintergründe von Yanniks Abstecher nach Schottland deshalb weitgehend unbekannt.
»Das war ganz schön clever von Yannik«, gab Lukas da auch schon zum Besten und biss in sein Brötchen, das er zentimeterdick mit Honig bestrichen hatte. Lukas war nämlich ein ausgesprochener Süßschnabel. Trotz seines Heißhungers auf Süßigkeiten aller Art hatte er allerdings kein Gramm Übergewicht – ganz im Gegenteil!
»Wieso meinst du?«, fragte Anna.
»Liegt das nicht auf der Hand?« Lukas verdrehte die Augen: Heute kapierte ihre Mutter aber auch gar nichts! »Ravenstein und Hohenstadt sind nun wahrlich nicht der Nabel der Welt. Da ist es doch mehr als verständlich, dass man jede sich bietende Gelegenheit ergreift, um von hier wegzukommen.«
»Interessant.« Annas Miene trübte sich ein. »Dann hast du wohl ähnliche Gedanken?«
»Das ist deine Interpretation«, gab Lukas mampfend zurück. »Ich wollte damit nur sagen, dass ich Yanniks Entscheidung sehr gut nachvollziehen kann.«
Anna musterte ihn noch für einen Augenblick und wandte sich dann an Laura. »Und was ist mit dir? Gefällt es dir auch nicht mehr in Ravenstein?«
»Äh.« Laura fühlte, wie ihre Wangen heiß wurden. »Das … äh … das würde ich nicht unbedingt behaupten.«
»Aber?«
»Na ja … Es könnte schon etwas mehr los sein. In den letzten Jahren hat sich in Ravenstein doch echt nichts Aufregendes mehr getan.«
»Da magst du recht haben.« Anna lächelte säuerlich. »Aber davor war es umso aufregender, nicht wahr?«
»Und wenn schon. Das ändert auch nichts daran, dass es an unserem Internat seit einiger Zeit ziemlich öde zugeht.«
»Ich hätte nichts dagegen einzuwenden, wenn das auch noch eine ganze Weile so bliebe.« Anna nahm einen Schluck Kaffee. »Auf
die Aufregung, die wir vorher hatten, kann ich gut und gerne verzichten. «
Laura verkniff sich die Antwort, die ihr auf der Zunge lag. Die Diskussion würde eh nichts bringen. Ihre Mutter war im Augenblick mit sich und ihrem Leben voll zufrieden und konnte deshalb wohl kaum nachvollziehen, dass es anderen nicht so erging. Wie ihr selbst zum Beispiel: Laura fühlte sich in Ravenstein zwar nicht gerade unwohl, sehnte sich aber trotzdem nach mehr Abwechslung. Obwohl der Unterricht ihr so leicht fiel wie nie zuvor und sie noch niemals bessere Noten gehabt hatte als im Augenblick, beschlich sie immer öfter ein Gefühl der Monotonie und Unzufriedenheit, gegen das sie einfach nicht ankam. Schon seit Langem hatte sich in ihrem Leben nichts wirklich Wichtiges mehr ereignet, sodass sie sich manchmal bei dem Gedanken ertappte, dass sie irgendetwas verpasste, auch wenn sie nicht hätte sagen können, was das war. Selbst ihre Liebe zu Philipp vermochte nichts daran zu ändern. Aber wie sollte sie das ihrer Mutter klarmachen? Die gerade den aufregendsten Job ihres bisherigen Lebens ergattert hatte?
Keine Chance, beantwortete Laura sich ihre Frage selbst. Sie wechselte rasch das Thema. »Was deine Frage nach Kaja betrifft«, sagte sie, um ein Lächeln bemüht. »Sie wäre liebend gerne mit Yannik nach Glaremore Castle gegangen. Aber leider haben ihre Eltern das nicht erlaubt. Und da sie noch nicht volljährig ist …«
»Verstehe.« Anna seufzte. »Tja – Eltern sind manchmal schlicht die Pest, nicht
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