LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
fast daran vorbeigegangen, als er
irritiert stehen blieb. Merkwürdig: Die Elfe hatte doch gesagt, dass die Basketballerinnen gerade beim Duschen waren. Aber warum war dann so gut wie nichts von ihnen zu hören? Es waren doch mindestens zwanzig Mädchen, die in der Regel mindestens genauso viel Krach machten wie die doppelte Anzahl von Jungen – und dennoch drang kaum ein Laut nach draußen. Feierte das Gewinnerteam denn nicht den Sieg? Mit lautem Gegröle und ebensolchen Jubelgesängen? Oder waren alle so erschöpft, dass sie keinen Ton mehr über die Lippen brachten?
Plötzlich erinnerte sich Lukas wieder: Um immer teurer und knapper werdende Energie zu sparen, waren in der Turnhalle vor zwei Jahren überall wärmedämmende Fenster eingebaut worden, die natürlich auch den Lärm schluckten. Deshalb war aus den Umkleideräumen so gut wie nichts zu hören!
Die Frage, die noch im gleichen Moment in Lukas hochstieg, ließ ihn beinahe erstarren: Wie um alles in der Welt hatte Sira dann verstehen können, was Sarah und Percy in der Umkleide gesprochen hatten?
Das war doch schlichtweg unmöglich!
Hatte Sira kaltblütig gelogen, nur um Percy zu helfen?
Weil sie geahnt hatte, dass Sarah nicht die Wahrheit sagte?
Oder gab es dafür einen anderen Grund?
Diese Frage beschäftigte Lukas so sehr, dass er spontan beschloss, Sira einfach zu fragen.
Nichts. Wohin Percy auch schaute, er konnte nichts Verdächtiges in dem Lagerschuppen von »SCIENCE TV« entdecken. Die drei Kameras standen exakt ausgerichtet nebeneinander im Regal. Die Schienen und Stative befanden sich an den dafür vorgesehenen Plätzen, die fast unübersehbare Masse der Lampen war der Größe nach geordnet und
nur die zahllosen Kabeltrommeln lagen einigermaßen wüst durcheinander. Aber nirgends war etwas zu entdecken, was Percys Misstrauen erregt hätte.
Mist!
Oder vielmehr das Gegenteil: Super!
Jetzt hatte er wenigstens keinen Grund mehr zur Sorge!
»Und?«, fragte Sira, die sein Treiben bislang wortlos beobachtet hatte.
Percy schüttelte den Kopf. »Nichts. Ich ’ab mich wohl doch geirrt.«
»Dann fahren wir also zurück?«
»Natürlich.« Percy lächelte sie an. »Wir ’aben schließlich noch was vor.« Seine Hand tastete schon zum Lichtschalter, als ihm doch noch was auffiel: Das Gehäuse der Seilkamera – sie war nicht nur an ihrer Größe, sondern auch an der Aufhängevorrichtung zu erkennen – war nicht richtig geschlossen. Offensichtlich klemmte der Verschluss. Kurzerhand nahm er sie aus dem Regal und öffnete die Verriegelung. Als er in das Geräte-Innere blickte, zuckte er entsetzt zusammen. »Also doch!«, flüsterte er fassungslos. »Wie konnten wir uns nur so blenden lassen? Diese Bande ist ja noch skrupelloser, als wir befürchtet ’aben!«
Sira antwortete nicht auf Lukas’ Klopfen. Aber vielleicht war sie gerade im Badezimmer und hatte ihn deshalb nicht gehört? Die Tür war nicht abgeschlossen. »Sira?«, rief Lukas und steckte den Kopf in das Apartment. »Bist du da, Sira?« Schon bei der ersten Probe hatte die Lehrerin allen Mitwirkenden das »Du« angeboten. Natürlich auch Lukas, obwohl der sich die meiste Zeit in dem kleinen Technikkabuff aufhielt.
Keine Antwort.
Lukas wollte sich schon zurückziehen, als er den Computer auf dem kleinen Sideboard entdeckte. »Wow!«, rief er. Es war ein iMac
von Apple. Das allerneueste Modell mit allen Schikanen. Davon träumte Lukas schon seit Langem, doch leider lag es weit jenseits seiner finanziellen Möglichkeiten.
Aber wenigstens einen Blick würde er doch darauf werfen dürfen?
Ohne lange zu überlegen, huschte Lukas in Siras Zimmer, um ihren iMac fast andächtig zu bestaunen. Mit offenem Mund stand er da und betrachtete den Rechner von allen Seiten.
Toll. Einfach toll!
Für einen kurzen Moment spielte er mit dem Gedanken, den iMac einzuschalten. Aber das wagte er dann doch nicht.
Beim Weggehen fiel ihm der Briefumschlag auf, der gleich daneben lag. Das Schreiben war wohl noch an Siras frühere Berliner Adresse gesandt worden, denn es trug einen Nachsendevermerk. Als er die Anschrift sah, erinnerte er sich sofort: Parkside Apartments, Am Park 3. Das war doch die exklusive Wohnanlage, in der auch Thomas Alias residierte!
Merkwürdig.
Wie konnte Sira sich eine so teure Wohnung leisten, wenn sie andererseits den schlecht bezahlten Job in Ravenstein nur deshalb angenommen hatte, um ihren Europatrip zu finanzieren?
Das passte doch gar nicht zusammen!
Genauso wenig
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