LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
Taufbecken, die Osterkerze und das Öl des Ewigen Lichts entwendet. Das hat Bellheim dir doch gesagt, oder?«
»Ja klar! Aber es fehlt immer noch das Kreuz einer Friedhofskapelle! «
»Eben nicht!« Lukas schluckte. »Das haben der schwarze Dämon und der Rote Tod nämlich heute Nacht aus der Kapelle auf dem Krohnburger Friedhof entwendet. Und danach sind sie in die Cagliostro-Gruft gegangen.« Er schaute ihn die Runde. »Damit dürfte doch klar sein, was diese gewissenlose Brut vorhat!«
Kapitel 30
Opfer für den Großen Drachen
T homas und Sira schienen ihr Handwerk bestens zu beherrschen. Nachdem sie Marius gefesselt hatten, konnte er sich kaum mehr bewegen. Sie setzten ihn dicht neben dem Becken mit dem Öl auf den Höhlenboden, traten dann vor den schwarzen Dämon hin, der sie die ganze Zeit über mit undurchdringlicher Miene beobachtet hatte, und verbeugten sich ganz tief vor ihm. »Ist alles zu Eurer Zufriedenheit, Meister?«
»Aber natürlich, meine Kinder.« Avataris lächelte sie an. »Ihr habt beide gute Arbeit geleistet, ganz vorzügliche sogar – auch wenn ich nichts anderes von euch erwartet habe.« Er trat auf sie zu, strich zuerst Sira zärtlich über die Wange und klopfte dann Thomas auf die Schulter. Anschließend baute er sich vor Marius auf und sah ihn eindringlich an. »Weißt du, was wir mit dir vorhaben?«
»Keine Ahnung.« Marius wich seinem bohrenden Blick aus. »Ich weiß nur, dass ihr mich töten wollt. Und mehr will ich nicht wissen.«
»Aber, aber!« Der Tadel in Avataris’ Stimme war unüberhörbar. »Warum denn so ignorant? Möchtest du nicht erfahren, warum du stirbst, und herausfinden, ob dein Tod einen Sinn hat oder nicht? Würde dir der Abschied von dieser Welt nicht leichter fallen, wenn du wüsstest, dass du nicht umsonst stirbst, sondern anderen damit einen großen Dienst erweist?«
Marius sah ihn für einen Moment nachdenklich an. »Du hast recht«, sagte er schließlich. »Es macht wahrscheinlich schon einen Unterschied, ob man für die richtige Sache stirbt oder für die falsche. Obwohl jede Sache, die ein solches Opfer von einem Menschen verlangt, nur falsch sein kann. Und durch deine Hand zu sterben, kann erst recht keinen Sinn machen.«
Avataris lächelte vieldeutig. »Wie kommst du denn darauf, dass du von meiner Hand sterben wirst, mein Freund? Wir werden beide sterben! Das Feuer des Phönix wird uns und die Asche meiner früheren menschlichen Hülle verzehren und mich anschließend in deiner Gestalt wieder gebären. Und damit der Große Drache uns wohlgefällig ist und das Werk segnet, werden wir auch ihm ein Opfer darbringen. « Er deutete auf Rudi Lose, der völlig teilnahmslos dahockte und gar nicht mitzubekommen schien, was um ihn herum vorging. »Der Große Drache gebietet nämlich ebenso über Leben und Tod wie der Gott, den ihr anbetet.«
»Ihr habt nichts begriffen, absolut nichts!« Marius schüttelte den Kopf und sah den schwarzen Dämon herausfordernd an. »Jetzt macht schon! Bringt es endlich hinter Euch und quält mich nicht länger!«
»Nicht so ungeduldig, mein Freund! Dieses Schauspiel ist so einzigartig, dass ich mir erlaubt habe, einige Gäste zur Feier des besonderen Tages einzuladen. Sie brennen förmlich darauf, dem Ritual beizuwohnen. Deshalb werden wir das Feuer des Phönix erst dann entzünden, wenn der Letzte von ihnen hier eingetroffen ist.«
Latus und Lateris flogen so schnell wie noch nie in ihrem langen Leben. Dabei trugen sie fast die doppelte Last wie sonst: Laura und Kaja hatten sich auf den Rücken von Latus geschwungen, während Lukas und Yannik auf seinem Bruder Platz genommen hatten. Und zum ersten Mal seit langer Zeit gerieten die beiden Streithansel sich nicht
einmal in die Haare. Außerdem konnte Laura sich nicht daran erinnern, dass die geflügelten Löwen jemals einen Auftrag ohne jedes Widerwort angenommen hätten.
»Das halte ich für eine ganz hervorragende Idee, Madame !«, hatte Latus sogar gesagt. »Ich habe Euch doch schon bei unserem letzten Besuch auf dem Krohnburger Friedhof erklärt, dass er ein wahrer Hort der Finsternis ist, auf dem unsere Feinde schon seit Jahrhunderten ihre dunklen Machenschaften treiben.«
»Mein Bruder hat voll und ganz recht«, hatte Lateris nachgesetzt. »Die Präsenz des Verderbens ist dort so stark, dass mir schon beim bloßen Gedanken daran übel wird. Es ist allerhöchste Zeit, dass Ihr endlich etwas dagegen unternehmt, Madame .«
Inzwischen war es so dunkel geworden,
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