LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
dass niemand die seltsamen Flugwesen bemerkte, die wie geflügelte Schatten auf den städtischen Friedhof von Krohnburg zuschwebten und auf dem großen Parkplatz landeten. Während des Fluges hatten Laura und ihre Freunde die zahlreichen Feuer gesehen, die zur Feier der Mittsommernacht angezündet worden waren. Und natürlich auch die Menschen, die sich beim fröhlichen Tanz daran vergnügten. Kein Wunder, dass auf dem Parkplatz weit und breit kein Auto zu sehen war. Die Nacht war so mild und lau, dass die verliebten Pärchen nicht auf die wärmende Hülle einer Blechkarosse angewiesen waren. Dennoch war Laura heilfroh, dass ihre Freunde und sie Jacken übergezogen hatten. Während des rasanten Fluges war ihnen nämlich ein ziemlich kalter Wind um die Ohren gepfiffen, sodass sie sie sich in ihren Hemden und T-Shirts bestimmt zu Tode gefroren hätten.
Während die geflügelten Löwen sich wieder unter den Platanen versteckten, verschafften sich Laura und ihre Begleiter auf die bewährte Weise Zutritt zu dem protzigen Grabmal. Dort aber kamen Laura Bedenken. »Ich hoffe nur, dass wir diesmal mehr Erfolg haben als
beim letzten Mal«, sagte sie. »Damals haben wir weder den Zugang zur Krypta entdeckt noch haben wir herausgefunden, wie er zu öffnen ist.«
»Damals haben wir ja auch nicht das gewusst, was wir heute wissen«, antwortete Lukas. »Deshalb dürfte das heute kein Problem für uns sein.«
»Wenn du es sagst!« Laura klang weit weniger optimistisch.
»Hey!«, versuchte Kaja sie aufzumuntern. »Schon vergessen, wie es in Smeraldas Lied heißt: ›Selbst wenn du schon am Ende bist, vertraue auf die Kraft des Lichts!‹«
»Genau!«, sagte Lukas und fügte breit grinsend hinzu: »›Und wenn selbst das nicht helfen kann, dann lass doch mal den Lukas ran!‹«
»Alter Angeber!«, wies Laura den Bruder zurecht, musste den Vorwurf aber schon wenig später wieder zurücknehmen. Zu ihrem großen Erstaunen fand Lukas den Eingang zur Krypta tatsächlich innerhalb kürzester Zeit.
Er eilte schnurstracks auf den Sarkophag gegenüber der Tür zu, betrachtete ihn von allen Seiten und drückte schließlich auf eine Stelle auf seiner Rückwand – und schon bewegte sich der schwere Steinsarg wie von Geisterhand zur Seite und gab eine steile Treppe frei, die in die dunkle Tiefe führte. Aber was noch viel erstaunlicher war: Als Laura ihn dafür lobte, wehrte Lukas sogar ab!
»So schwer war das nun wirklich nicht«, sagte er bescheiden. »Die Spuren, die der Dämon und der Wiedergänger heute Nacht hier hinterlassen haben, zeigten eindeutig, dass der Eingang zur Krypta unter oder hinter dem Sarkophag hier verborgen sein musste.«
»Ja klar.« Das hatte Laura natürlich auch schon erkannt. »Aber wie hast du herausgefunden, wie der Zugang zu öffnen ist?«
»Indem ich mich an den Kasten auf dem Speicher des alten Herrenhauses erinnert habe – und an dieses merkwürdige Zeichen, den
kleinen Kreis inmitten eines gleichschenkligen Dreiecks, das in unserem Fall offensichtlich eine ganz besondere Rolle spielt. Und als ich es auf der Rückwand hier entdeckte, war völlig klar, was es bedeutete.« Lukas nahm die Taschenlampe, die er vorsorglich mitgebracht hatte, in die linke Hand. Er schaltete die Lampe ein und griff mit der Rechten nach dem stählernen Sprengel des Weihwasserkessels, der am Fuß des Sarkophags stand.
»Was willst du denn damit?«, fragte Laura verwundert.
»Hat jemand eine Waffe dabei?«, fragte Lukas zurück.
Die Antwort war betretenes Schweigen.
»Na also!« Lukas hob den Weihwassersprengel hoch. »Könnte doch sein, dass wir uns wehren müssen. Und das ist allemal besser als nichts.« Damit stieg er in die Tiefe.
Die anderen folgten ihm.
Unten aber erwartete sie eine herbe Enttäuschung. Wie Laura und Lukas schon vorher vermutet hatten, handelte es sich in der Tat um eine exakte Kopie der ehemaligen Krypta auf der Teufelskuppe: fünfeckig und fünf identische Eisentüren in den Wänden, die von fünf in bodenlange Kapuzengewänder gehüllten steinernen Knochenmännern mit Sensen bewacht wurden. Vom schwarzen Dämon aber war ebenso wenig eine Spur zu entdecken wie von Percy Valiant oder ihren Vater.
Von Sira, Thomas oder dem Roten Tod ganz zu schweigen!
»Aber …« Laura starrte den Bruder fassungslos an. »Das gibt’s doch nicht. Du warst dir doch so sicher, dass die das grässliche Ritual heute durchführen wollen.«
»Das bin ich immer noch!«, erwiderte Lukas. »Weil es nämlich nur heute
Weitere Kostenlose Bücher