LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
hätte. Auch die von ihm alarmierte Polizei hatte nichts Verdächtiges gefunden und den Tod der beiden Männer deshalb schlichtweg als tragischen Unglücksfall eingestuft. Was natürlich blanker Unsinn war. Selbst ihre erbitterten Feinde, die Wächter des Lichts, hatten keinen Hehl daraus gemacht, dass es auch ihrer Meinung nach einen Grund für den erbitterten Zweikampf der beiden Männer gegeben haben musste.
Hatte einer der Männer den anderen vielleicht so sehr gehasst, dass er ihn selbst um den Preis des eigenen Lebens getötet hatte?
Oder hatte er sich geopfert, um seine Gefährten vor einer großen Gefahr zu bewahren?
Ein energisches Klopfen an der Bürotür riss Pinky aus den Gedanken. Als sie nicht sofort antwortete, klopfte es ein weiteres Mal. Dann
wurde die Tür geöffnet, ein Schüler trat in ihr Zimmer und grinste sie unverfroren an.
»Timothy Neumann!«, zischte Rebekka Taxus, überrascht und verärgert zugleich. »Kannst du nicht warten, bis ich dich hereinbitte?«
»Sie!«, korrigierte der Besucher sie ungerührt. »Haben Sie schon vergessen: Ich bin bereits volljährig und muss deshalb mit ›Sie‹ angeredet werden.« Damit trat er näher, stützte seine Hände auf die Lehne ihres Schreibtischstuhls und beugte sich zu ihr herunter. »Ein bisschen Respekt also, wenn ich bitten darf, Frau Konrektorin!«
Im ersten Moment war Pinky so überrascht, dass ihr die Worte fehlten. Noch ehe sie den unverschämten Bengel in die Schranken weisen konnte, winkte der allerdings schon ab.
»Nichts für ungut«, sagte er lapidar. »War nur ein kleiner Scherz.«
»Was erlaubst du dir?« Endlich hatte sie sich wieder im Griff. »Dein Auftritt wird ernsthafte Konsequenzen haben, das garantiere ich dir!«
Was Tim nicht im Geringsten beeindruckte, sondern sogar zu weiteren Unverschämtheiten anstachelte. »Das hoffe ich doch«, erwiderte er spöttisch, und in seinen Augen glomm ein merkwürdiges Feuer, das Pinky ebenso fremd wie bedrohlich vorkam. »Allerdings hätte ich schon erwartet, dass du dich über mein Auftauchen ein bisschen mehr freust.« Damit drehte er sich um, ging um den Schreibtisch herum und nahm ohne Aufforderung auf dem davor stehenden Besucherstuhl Platz.
»Jetzt ist es aber genug!« Die Konrektorin schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Ich weiß, dass die letzten Tage nicht gerade leicht für dich waren. Aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, dich derartig aufzuführen. Entweder du benimmst dich jetzt, wie es sich gehört – oder ich werde dafür sorgen, dass du umgehend vom Internat verwiesen wirst!«
»Aber nicht doch, meine Teuerste!« Das Grinsen des Schülers wurde
breiter. »Das wäre nicht nur jammerschade, sondern du würdest es mit Sicherheit auch schon sehr bald bereu – «
»Schluss jetzt!« Pinky war außer sich vor Zorn. Ihre Stimme überschlug sich und wurde schrill wie eine rostige Kreissäge. »Du verlässt augenblicklich mein Büro.« Wie von der Tarantel gestochen, schoss sie vom Stuhl hoch, streckte den rechten Arm aus und deutete wie ein wütender Racheengel zur Tür. »Raus hier, aber sofort!«
Doch Tim machte keinerlei Anstalten, ihrer Aufforderung nachzukommen. Im Gegenteil: Er lehnte sich im Stuhl zurück, schlug in aller Seelenruhe die Beine übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber, aber, meine Liebe«, sagte er. »Das ist doch nicht dein Ernst. Schließlich habe ich mich so sehr auf unser Wiedersehen nach all der schrecklich langen Zeit gefreut!« Damit schloss Tim die Augen – und was dann geschah, war so unfassbar und grauenhaft zugleich, dass Pinky das Blut in den Adern gefror.
Kapitel 12
Der Alte Schindacker
D er Wolfshügel befand sich zwar nicht gerade um die Ecke vom Internat, wie Ronnie völlig richtig bemerkt hatte, lag jedoch auch keine Weltreise davon entfernt. Für einen geübten Biker war die Fahrt dorthin geradezu ein Kinderspiel. Für Laura allerdings wurde sie zu einer einzigen Quälerei. Das Mountainbike, das sie sich vor Jahren zugelegt hatte, benutzte sie nämlich nur höchst selten. Auch das regelmäßige Lauftraining hatte sie schon vor längerer Zeit aufgegeben und so ging ihre Kondition fast gegen null. Kein Wunder also, dass sie schon bald völlig außer Atem war und erhebliche Mühe hatte, Lukas zu folgen. Zum Glück wurde sie schon bald darauf durch einen lauten Ausruf ihres Bruders erlöst: »Dann wollen wir mal!«
Sie waren endlich am Wolfshügel angekommen!
Lukas sprang vom Rad, ließ
Weitere Kostenlose Bücher