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LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons

LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons

Titel: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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fast drei Jahren tot!
    Seitdem ging die Uhr nicht mehr. Sie war exakt zu seiner Todesstunde stehen geblieben – wie sie natürlich erst später erfahren hatte – und die Zeiger hatten sich keinen Millimeter mehr vorwärtsbewegt. Eigenartig, denn vorher war die Uhr niemals nach- oder vorgegangen, sondern stets auf die Sekunde genau. Dabei hatte Pinky nie erlebt, dass Quintus sie aufgezogen hätte. Deshalb hatte sie auch vermutet, dass ihr großes Geheimnis das niemals stillstehende Uhrwerk sei. Was Quintus jedoch nie bestätigt hatte. Dennoch hatte sie die eigentlich nutzlose Uhr nicht von der Wand genommen.
    Weil ihr das wie ein Frevel vorgekommen wäre!
    Auch der Spazierstock, der in der Ecke hinter dem Schreibtisch lehnte, stammte noch aus dem Besitz des früheren Chemie- und Biologielehrers. Er war ein Geschenk von Syrin, der unheimlichen Schwarzmagierin, die ihn aus Aventerra mitgebracht hatte. Sein Schaft bestand aus pechschwarzem Holz, weshalb Pinky auch vermutet hatte, dass es sich um Ebenholz handelte. Doch Quintus hatte sie sogleich korrigiert: Der Stock bestand vielmehr aus dem Ast eines Schlangenbaums, der nur im Schattenforst auf Aventerra gedieh. Den Knauf bildete ein Natternkopf, der aus dem blutroten Horn eines schwarzen Einhorns geschnitzt worden war. Jedenfalls hatte Quintus das steif und fest behauptet. Allerdings hatte auch dabei immer ein ironisches Lächeln um seine Lippen gespielt. Deshalb war Pinky sich niemals sicher gewesen, ob er sie auf den Arm nahm oder nicht. Dennoch hatte es in ihrem ganzem Leben kaum jemanden gegeben, dem sie sich so nahe gefühlt hatte wie Quintus. Nur für einen einzigen
Menschen hatte sie noch mehr empfunden als für ihn. Aber das war schon lange, lange her. Außerdem war sein Verlust so schmerzlich gewesen, dass er ihr Leben von einem auf den anderen Tag völlig auf den Kopf gestellt hatte. Seitdem verdrängte sie die Erinnerungen an diesen schrecklichen Tag, um nicht erneut von grenzenloser Trauer überwältigt zu werden.
    Zumal das überhaupt nichts geändert hätte!
    Bei Quintus war es nicht ganz schlimm. Natürlich vermisste sie auch ihn ganz schrecklich. Weniger als Anführer der Dunklen von Ravenstein – diese Position hatte sie längst selbst übernommen –, sondern als Freund und Vertrauten, mit dem sie intensive Gefühle verbunden hatten.
    Vielleicht sogar – Liebe? Auch wenn die unter den Anhängern der Dunklen Mächte nicht gerade verbreitet war?
    Pinky wusste natürlich, dass den Mächten der Finsternis auf Aventerra solche Gefühlsregungen völlig fremd waren. Mehr noch: Sie hielten die Liebe für eine verabscheuungswürdige Schwäche, sodass sie nicht einmal das Wort über ihre Lippen brachten, sondern es stets nur als »Siegel der Sieben Monde« verklausulierten.
    Aber Quintus war doch ein Mensch gewesen, genau wie sie!
    Ein Mensch mit Gefühlen und Empfindungen, dem auch die Liebe nicht fremd sein konnte!
    Oder war der ehemalige Konrektor bereits so tief in die dunklen Machenschaften verstrickt gewesen, dass ihm jedes Gefühl abhandengekommen war und er alle menschlichen Beziehungen nur dem einen großen Ziel untergeordnet hatte: den Mächten der Finsternis zum endgültigen Sieg zu verhelfen?

    Aber wieso hatte sie dann so viel für ihn empfinden können? Schließlich stand auch sie Zeit ihres Leben auf der Seite der Dunklen – nun ja: fast die gesamte Zeit ihres Lebens, denn es hatte durchaus
auch andere Tage gegeben, obwohl sich in Ravenstein so gut wie niemand mehr daran erinnerte.
    Aber warum hatte sie für Quintus mehr empfinden können, als der für sie?
    Pinky seufzte und schüttelte ratlos den Kopf. Diese Fragen quälte sie schon seit langer Zeit. Endlose Stunden hatte sie darüber nachgesonnen, aber noch immer war ihr keine befriedigende Antwort darauf eingefallen. Ein Seufzer kam wie von selbst über ihre Lippen.
    Wenn Quintus doch nur noch am Leben wäre!
    Stattdessen war er mit diesem verfluchten Aurelius Morgenstern in den Tod gestürzt, und noch immer wussten weder sie noch einer ihrer Verbündeten, was zu diesem tragischen Sturz geführt hatte. Nur so viel stand fest: Die beiden Männer waren in eine handgreifliche Auseinandersetzung verstrickt gewesen und in deren Folge aus einem Fenster im vierten Stock der Krohnburger Universitätsbibliothek hinunter in den Hof gestürzt. Doch selbst Dr. Wagner, der Bibliotheksleiter, der ihre Leichen damals gefunden hatte, konnte nichts entdecken, was auf den Grund ihres Streits hingedeutet

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