LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
dann fort, seien ihm erhebliche Zweifel an der Erklärung der Gofen gekommen, und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum Beispiel war ihm noch nie zu Ohren gekommen, dass Rudi Lose sich für Spiritismus oder Satanismus interessierte. Warum also sollte der verklemmte Fleischersohn dann ausgerechnet in der Beltane-Nacht das Tor zur Dämonenwelt beschwören wollen?
»Jetzt, wo du es sagst …« Kaja runzelte die Stirn. »So was würde ich eigentlich viel eher Caro zutrauen.«
»Eben!«
»Und wenn sich Rudi vor seinen Freunden nur wichtig machen wollte?«, wandte Laura ein.
»Denkbar ist das schon.« Lukas wiegte den Kopf hin und her. »Trotzdem halte ich es für abwegig. Weil es nämlich noch weitere Ungereimtheiten gibt.« Da war zum einen die Leiter, die Rudi angeblich aus dem Brunnen gezogen hatte, bevor er sich aus dem Staub gemacht hatte. Dabei war sie so schwer, dass Laura und er sie nur unter größten Anstrengungen wieder in den Schacht stellen konnten. »Rudi ist zwar dick, aber ganz bestimmt nicht stark. Es ist völlig ausgeschlossen, dass er das allein geschafft hat!« Und warum sollte Rudi seine Freunde in eine schlichtweg lebensgefährliche Lage manövrieren und sie dann einfach kaltblütig ihrem Schicksal überlassen? Zumal er ihnen dankbar sein musste, dass sie ihn überhaupt in ihre Clique aufgenommen hatten.
»Vielleicht hatte er es einfach satt, immer nur ausgenutzt zu werden«,
überlegte Laura laut, »und wollte sich auf diese Weise an ihnen rächen?«
»Rudi doch nicht!« Lukas schüttelte den Kopf. »Der verehrt Tim doch geradezu abgöttisch und ist zudem in Sarah verschossen …« Er seufzte theatralisch. »… auch wenn diese Zicke das gar nicht verdient hat. Jedenfalls würde Rudi ihnen niemals so was antun.« Zum anderen, argumentierte Lukas weiter, wäre Tim mit Sicherheit mit seinem Auto zur Teufelskuppe gefahren, wenn die Gofen dort hätten feiern wollen, und hätte es bestimmt nicht am Wolfshügel zurückgelassen. »Das ergibt doch alles überhaupt keinen Sinn! Zumal sie ganze Batterien von Flaschen zu schleppen hatten.«
»Und wenn das Benzin ausgegangen ist und Tim deshalb nicht weiterfahren konnte?«, fragte Laura.
»Benzin war noch genug drin!«, widersprach Kaja postwendend. »Das hat Fleischer Lose nämlich als Allererstes überprüft. Tim hatte den Schlüssel stecken lassen. Deshalb hat Lose ihn auch an sich genommen und zu seinen Eltern gebracht.«
»Was nur ein weiterer Beweis dafür ist, dass an der Sache was faul sein muss!«, bekräftigte Lukas. »Tim hätte sich doch niemals freiwillig so weit von seinem Wagen entfernt, ohne den Zündschlüssel abzuziehen.«
»Hm.« Obwohl Laura sich abmühte, fiel ihr beim besten Willen kein Gegenargument mehr ein. »Was hat es eigentlich mit dieser ungemein wichtigen Analyse auf sich, die du im Chemielabor durchgeführt hast?«
»Na, endlich. Ich dachte schon, du fragst überhaupt nicht mehr.« Lukas lächelte auf genau die leicht überhebliche Weise, die Laura auf den Tod nicht ausstehen konnte. »Wie dir vielleicht aufgefallen ist, habe ich Rudis Schnapsflasche aus dem Brunnen geholt, während wir auf den Notarzt gewartet haben. Und bestimmt erinnerst du dich auch noch daran, was Tim erzählt hat: nämlich, dass Rudi heimlich
etwas in den Schnaps gemixt haben muss und sie deshalb das Bewusstsein verloren haben.«
»Natürlich erinnere ich mich daran.« Laura kniff die Augen zusammen. »Und weiter?«
»Nichts weiter. Der Inhalt der Flasche entsprach exakt den Angaben auf dem Etikett: Sie enthielt vierzigprozentigen Obstler und sonst nichts. Kein Schlafmittel und erst recht kein Liquid Ecstasy. Was nur zwei Schlüsse zulässt: Entweder haben die Gofen uns belogen …«
»Ausgeschlossen!«, widersprach Laura vehement. »Ich habe nämlich versucht, ihre Gedanken zu lesen – «
»Moment!« Kaja sah sie vorwurfsvoll an. »Ich dachte, du darfst deine besonderen Fähigkeiten nur einsetzen, wenn es um die Sache des Lichts geht?«
»Aber genau darum geht es doch! Ich bin nämlich fest davon überzeugt, dass die Dunklen hinter dieser mysteriösen Geschichte stecken, und desha – «
»Was noch zu beweisen wäre«, sagte Kaja, wurde aber ihrerseits von Lukas unterbrochen.
»Keine Sorge, das werden wir schon bald tun.« Er wandte sich an seine Schwester. »Was hat deine Gedankenleserei denn erbracht?«
»Nichts.« Laura verzog das Gesicht. »Sowohl Tim als auch die anderen haben uns absolut nichts verschwiegen. Sie haben uns
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